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In Sachen: Vormärz
Das Metternichsche System des europäischen Gleichgewichts
Die Allgemeinen Deutschen Burschenschaften
Die Karlsbader Beschlüsse
Die Französische Julirevolution
Auswirkung der französischen Julirevolution auf ganz Europa
Die nationale Revolution in Griechenland
Die "Göttinger Sieben"
Der Deutsche Zollverein
Der Schlesische Weberaufstand
Die Auswirkung des Vormärzes auf die europäischen Revolutionen
Literaturverzeichnis
1. In Sachen: Vormärz
Vormärz nannte man die Zeit zwischen dem Wiener
Kongress (1815) und der deutschen Märzrevolution (1848). Man teilt den
Vormärz meist in zwei einzelne Epochen mit den Bezeichnungen "Restauration"
(1815 – 1830) und "Vormärz" (1830 – 1848) ein. Unter "Restauration" versteht
man den Drang des Adels zu den vorrevolutionären Zuständen, die vor 1789 in
Europa vorhanden waren. "Vormärz" bezeichnet die revolutionären Unruhen
innerhalb des Deutschen Bundes, die schon früh auf eine ankommende
Revolution hinwiesen. Die allgemeinen Kennzeichen des Deutschen Vormärzes
sind hauptsächlich die Zersplitterung in zeitweise 39 Einzelstaaten, die im
Rahmen des Deutschen Bundes nur locker verbunden waren, und die innere Ruhe,
die durch eine reaktionäre Knebelung aller nationalen und liberalen
Bewegungen im "System Metternich" mit Hilfe von Bundesbeschlüssen erzwungen
wurde. Weitere Kennzeichen des Deutschen Vormärzes sind die zögernd
einsetzende Industrialisierung und ein viel verbreitetes Massenelend (auch:
"Pauperismus").Es war der Kampf zwischen den Freiheits- und
Einheitsbewegungen und der konservativen Einigungspolitik, zwischen
Restauration und Revolution.
Die Aufstände im Vormärz forderten nach Schwurgerichten, Pressefreiheit und
Bauernbefreiung, doch dieser Wunsch blieb weitgehend unerfüllt.
2. Das Metternichsche System des europäischen
Gleichgewichts
Nachdem im Wiener Kongress (1815) die soziale und
politische Ordnung der europäischen Staaten im vorrevolutionären Sinne
restauriert wurde, wurde das Gleichgewicht der Mächte und die Beziehungen
zwischen den europäischen Staaten wieder hergestellt. Diese Balance, das
"System Metternich", wurde von Clemens Wenzel Nepomuk Lothar Metternich,
Fürst von Metternich-Winneburg, der damals österreichischer Staatskanzler
war, entworfen. Im einzelnen bedeutet das, dass Deutschland immer noch kein
einheitlicher und unabhängiger Verfassungsstaat war, denn es entstand der
Deutsche Bund aus den 35 deutschen Einzelstaaten und 4 freien Städten. Der
Bundestag des Deutschen Bundes sollte in Frankfurt am Main sitzen und
Abgeordnete aller Mitgliedsstaaten beinhalten.
Den Richtlinien der Verhandlungen im Wiener Kongress, "Restauration,
Legitimität, Solidarität", entsprechend wurde eine "Heilige Allianz"
zwischen den Monarchen Rußlands, Österreichs und Preußens geschlossen, um
alle revolutionären und nationalen Regungen in ihren Staaten gemeinsam zu
unterdrücken.
3. Die Allgemeinen Deutschen Burschenschaften
In 1814 entwickelte sich ein vorher noch nie
dagewesenes Phänomen: die politische Jugendbewegung! Sie wurde verkörpert
durch die studentischen Burschenschaften. Die Allgemeine Deutsche
Burschenschaft wurde 1815 unter dem Wahlspruch "Ehre, Freiheit, Vaterland"
von Jenaer Studenten gegründet. Im Laufe der Jahre schlossen sich der
Gemeinschaft noch viele andere Universitäten an.
Das Ziel der Burschenschaft war es, Deutschland ein Einheitsgefühl zu
verleihen, das heißt, die Studenten wollten Deutschland als einen
unabhängigen Einheitsstaat mit einer Konstitution und einer Versammlung, wo
gerecht gewählte Vertreter des Volkes mitentscheiden durften. Sie kämpften
auch für die Presse-, Rede- und Versammlungsfreiheit.
Den Höhepunkt hatte die Studentengemeinschaft, als sie 1817, zwei Jahre nach
ihrer Gründung und am Jahrestag der Leipziger Völkerschlacht, eine
Demonstration veranstaltete, das sogenannte "Wartburgfest". Hierzu kamen
insgesamt 468 Studenten aus den Universitäten von Berlin, Leipzig, Rostock,
Kiel, Gießen, Erlangen, Würzburg, Heidelberg, Tübingen und natürlich über
die Hälfte aus Jena. Die protestantischen Studenten waren in der Überzahl,
da die lutherische Reformation genau 300 Jahre zurücklag, doch auch
katholische Burschen waren anwesend. Nachdem die Studenten in einem
"heiligen Zug" unter der schwarz-rot-goldenen Fahne ,deren Farben aus der
Uniform der National-Liberalisten hervorgehen, die Burg betraten und im
Luthersaal beteten, lobte der Jenaer Student Riemann den geschlossenen
"Burgfrieden", der für drei Tage Streitigkeiten zwischen den Burschen
verhindern sollte. Riemann setzte auch politische Akzente, natürlich mit
Kritik am Deutschen Bund. Lob hingegen empfing Großherzog Karl August, der
als erster in seinem Staat eine Verfassung abgeschlossen hat. Daraufhin
sprach Riemann den Zweck der Versammlung an. Die Burschen sollten Kraft für
die lebendigen, hoffnungsvollen Taten der Gegenwart aus den Bildern der
Vergangenheit schöpfen. Mit der Ansprache heiterte der Redner die
Gefolgsleute so auf, dass sie die Burg sofort verließen und Zeichen der
Unterdrücker, wie der "Code Napoléon", das Gesetzbuch Napoleons, die
"Deutsche Geschichte", ein Buch des verhaßten Autors August von Kotzebue,
die "Restauration der Staatswissenschaften", eine Sammlung preußischer
Polizeigesetze des hochkonservativen Staatsrechtlers Karl Ludwig von Haller
und dazu noch andere Schriften des Staatsrats Theodor Schmalz, der ein
Gegner des freien Vereinigungswesen war, wie bei einem Autodafé verbrannten.
Auch Zeichen der absoluten Herrschaft wurden nicht ausgelassen, wie ein
Zopf, eine Ulanenuniform und ein Korporalstock. Am Tage darauf gingen alle
Teilnehmer wieder zufrieden in ihre Heimatorte zurück. Riemann legte in Jena
nach dem Fest die Prinzipien der Burschenschaften, die politischen
Forderungen des Liberalismus, zusammenfassend nieder.
1818, ein Jahr nach dem Wartburgfest, wurde innerhalb der Allgemeinen
Deutschen Burschenschaft eine Verfassung eingeführt, die beinhaltete, dass
die Burschenschaft eine Gemeinschaft der ganzen Jugend ist, die sich an
Hochschulen bildet. Es wurde auch die Gleichberechtigung untereinander
eingeführt.
4. Die Karlsbader Beschlüsse
Als der Student Karl Ludwig Sand 1819 den
Schriftsteller August von Kotzebue, der als Polizeispitzel der russischen
Regierung galt und in seiner Zeitschrift "Literarisches Wochenblatt" die
Burschenschaft verspottete, erstach, hatten die Monarchen endlich ein
günstiges Ereignis, um die Karlsbader Beschlüsse, die die Burschenschaften
nach dem Wartburgfest vor weiteren antikonservativen Aktivitäten abhalten
sollen, zu veröffentlichen. Die Beschlüsse wurden, auf Wunsch von
Metternich, im Frankfurter Bundestag erstellt.
Die Karlsbader Beschlüsse wurden in vier verschiedene Gesetze unterteilt:
das Untersuchungsgesetz, das Universitätengesetz, das Preßgesetz und eine
vorläufige Exekutionsverordnung. Diese Gesetze sollten die monarchistischen
Herrschaftshäuser sichern. Sie verbaten öffentliche Versammlungen und
Demonstrationen, sowie die Allgemeine Deutsche Burschenschaft im Ganzen. Mit
ihnen wurde die Pressezensur wieder eingeführt und es entstand die
"Demagogenverfolgung", die die Volksaufhetzer endlos zerstören sollte. Um
die Universitäten zu überwachen und die Demagogen aufzuspüren, führte man
die "Zentral-Untersuchungs-Komission" ein, die ähnlich wie eine
Geheimpolizei arbeitete. Kurzum: die Gesetze sollten die aufständischen
Bewegungen zurückdrängen und eine Zeitlang Ruhe in den Deutschen Bund
führen, was die Beschlüsse auch bis 1830 erreichten.
5. Die Französische Julirevolution
Einen weiteren Anstoß bekamen die deutschen
Liberalisten und Demokraten 1830 durch die Pariser Julirevolution.
Nachdem König Ludwig XVIII. eine Verfassung erstellte, in der der Monarch
die Legislative in zwei Kammern aufteilte, jedoch die Exekutive behielt und
somit entgegen den Maßnahmen des Wiener Kongresses handelte, entstand in
Frankreich ein politisches System, das zwischen den Wünschen des Adels und
den Erwartungen des Bürgertums verlief. Dieses änderte sich, als König
Ludwig XVIII. 1824 starb und Karl X. den Thron bestieg. Karl X. führte 1825
das "Gesetz zur Entschädigung der Emigranten", schuf sich dadurch aber mehr
Feinde als Freunde, da der Wert der Sachgüter, die er den Auswanderern
enteignete, größer war als die den Menschen zugesprochenen Gelder aus der
Staatskasse. Trotz des unerwarteten Mißerfolgs wurde die Regierung unter
Karl X. mit regierungsfeindlichen Agitationen überschwemmt. Anhand dieser
restaurativen Politik gewann die Opposition an Verstärkung.
Als 1827 bei den Wahlen ein Regierungswechsel bevorstand, setzte König Karl
X. begrenzte Reformen in Schul- und Pressewesen ein, um sich aus seiner
beengten Lage zu befreien. Dazu schränkte er auch das Wahlrecht ein, und die
Kirche, welche später behauptete, das Karl X. die 3-Stände-Gesellschaft
wieder rekonstruieren wollte, bekam neue Rechte und eine bessere Stellung im
Schatten der Heiligen Allianz.
Als der antiliberalistisch handelnde König 1829 dem ultraroyalistischen
Jules Auguste Armand Marie, Fürst von Polignac, als Außenminister und
Ministerpräsident die Leitung der Regierungsbildung und des Parlaments
übergab, haben 221 Abgeordnete des Parlaments versucht, dem König das Recht
der Ministerernennung streitig zu machen. Daraufhin löste Karl X. die Kammer
auf, was jedoch die Opposition an Ansehen stärkte. Um die Opposition, welche
durch rechtliche und parlamentarische Mittel nicht beherrscht werden konnte,
zu bändigen, erließ Karl X. zusammen mit Polignac 1830 die "4 Ordonanzen",
welche die Pressefreiheit verboten, die oppositionelle Abgeordnetenkammer
auflöste, die Anzahl der Abgeordneten im Parlament verringerte und das nach
Steuerabgabe auf Grundbesitz vergebene Wahlrecht weit einschränkte. Die vier
Vorschriften hatten zur Folge, dass das Volk wieder auf dem
vorrevolutionären Niveau zurückgedrängt wurde, dass nur eine politische
Richtung, nämlich die von Karl X. und seinem Anhänger Polignac, verfolgt
wurde, dass das Groß-/Besitzbürgertum an Wahlrecht verlor und dass der König
somit uneingeschränkte Handlungen ausführen konnte.
Das konnte das Volk nicht einfach auf sich sitzen lassen und es brachen am
27.-29. Juli 1830 in Paris Straßen- und Barrikadenkämpfe aus. Karl X. musste
sich geschlagen geben und fliehen, und Polignac wurde zu lebenslanger Haft
verurteilt, 1836 jedoch wieder begnadigt. Als neuer König, als sogenannter
"Bürgerkönig", wurde Louis Philippe von Orléans bestimmt, der auf die
Verfassung schwor und "herrschen sollte, aber nicht regieren". Dazu wurde
das Wahlrecht von etwa 94000 auf 241000 Wahlberechtigten erhöht, die
Pressezensur ganz abgeschafft und der Katholizismus als Staatsreligion
aberkannt. Die Tricolore wurde als Zeichen des Erfolgs wieder benutzt und
die Marseillaise durch die Straßen gesungen. In Frankreich entstand eine
konstitutionelle Monarchie!
6. Auswirkung der französischen Julirevolution auf
ganz Europa
Durch die erfolgreichen Aufstände in Frankreich
gewannen die Liberalisten vieler anderer europäischer Länder erneut an
Hoffnung. Belgien trennte sich von den Niederlanden und die Polen bekamen
neuen Mut gegen den russischen Zaren Nikolaus I. und seiner Großmacht,
aufständisch zu werden. Der Aufstand wurde einige Monate lang gehalten, doch
die polnischen Liberalisten mußten 1831 fliehen und wurden in Deutschland
von den deutschen Freiheitskämpfern begrüßt und geehrt.
In Italien entstand die Gruppe "Giovine Italia" (= das junge Italien) mit
dem Leiter Giuseppe Mazzini, und die beiden Königreiche von Sizilien, der
Kirchenstaat, die Toskana und das Königreich Sardinien führten unter Druck
der Liberalisten und Demokraten eine Verfassung ein.
In Deutschland wurden die Freiheitskämpfer 1832 mit der Gründung des Preß-
und Vaterlandsvereins und beim Hambacher Fest aktiv, hatten aber schon 1831
in einigen Staaten eine Konstitution durchgesetzt. Das Hambacher Fest war,
neben dem Wartburgfest, die zweite große öffentliche Demonstration am
Jahrestag der bayrischen Verfassung von 1818. Es wurden 30000 anwesende
Menschen aus dem Bildungs-, Klein- und Arbeiterbürgertum, unter ihnen auch
Frauen und französische und polnische Liberalisten, geschätzt. Mittendrin
die zwei Hauptakteure und Organisatoren: Philip Jakob Siebenpfeiffer und
Johann Georg August Wirth. Sie erklärten in der Eröffnungsrede den
Einheitsstaat als ein lebenswichtige Utensil für den Kampf gegen die
Unterdrückung. Sie lobten das liberale Volk, "das seine Ketten bricht und
mit uns den Bund der Einheit schwört". Es wurden auch die "internationale
Solidarität aller Freiheitsbewegungen" und "die deutsche Republik" erwähnt.
Ebenso sprach Siebenpfeiffer das Recht der Frauen an.
Die Rede hatte viel Ähnlichkeit mit der Rede des Wartburgfestes, und auch
beim Hambacher Fest wurde unter dem deutschen Symbol von der Freiheits- und
Einheitsbewegung gesprochen: der schwarz-rot-goldenen Fahne. Aufgrund der
hohen Zahl an Teilnehmern mußte der Adel sofort reagieren, was nach dem
"Frankfurter Wachensturm" 1833 möglich war. Hierbei handelte es sich um die
missglückte Erstürmung der Hauptwache und der Konstabler Wache in Frankfurt
durch Studenten und Handwerkern, mit dem Ziel, eine revolutionäre Erhebung
auszulösen. Nach diesem Ereignis rief Metternich eine Versammlung im
Bundestag zusammen und setzte für den Deutschen Bund Beschlüsse durch, die,
ähnlich wie die Karlsbader Beschlüsse, die Presse-, Vereins- und
Versammlungsfreiheit erneut einschränkten. Alle "Demagogen" wurden des
Hochverrats angeklagt, und die zweite Kammer, die Opposition, die das Budget
bewilligen mußte, durfte die Regierung damit nicht mehr unter Druck setzen.
Die aufgefrischte und politisch-liberalistische Bewegung ging nach diesen
Beschlüssen von 1832 bis 1834 zurück, und nachdem die Untergrundbewegung von
Georg Büchner, der die Flugschrift "der hessische Landbote" herausgab,
zerschlagen wurde, wurde der politische Stand erreicht, der vor der Pariser
Julirevolution herrschte.
7. Die "Göttinger Sieben"
Doch die Ruhe dauerte nicht lange an. Schon drei Jahre
später, 1837, nachdem König Ernst August II. die Verfassung Hannovers von
1833 angriff und absetzten wollte, schlossen sich die Göttinger Professoren
Friedrich Christoph Dahlmann, Wilhelm Ernst Albrecht, Heinrich Ewald,
Wilhelm Weben, Georg Gottfried Gervinus und die Brüder Jakob und Wilhelm
Grimm zusammen, um die Auflösung der Staatsverfassung zu verhindern. Man
nannte sie die "Göttinger Sieben".
Als Ernst August II. 1837 die Verfassung für Verabschiedet erklärte, legten
die "Göttinger Sieben" Protest ein, mit der Begründung, der Eid, den sie auf
die Verteidigung der Verfassung, aber auch auf die Treue zum König gaben,
sei immer noch in Kraft, und somit war für sie die Verfassung noch nicht
abgesetzt. Als zweiten Grund nannten die sieben Professoren, wie ungläubig
und nachgiebig sie vor der Jugend stehen würden, wenn sie ihre Eide nicht
einhalten. Auf diese Weise könnten sie bei der Wahl eines
Universitätsvertreters für eine neu einberufene Ständeversammlung nicht
teilnehmen, womit sie ihr "Recht auf Widerstand gegen eine unrechtmäßig
handelnde Obrigkeit" nicht ausüben könnten. Diese stehe im Unrecht, da nach
der Verfassungsabsetzung alle Handlungen des Staats nicht legal seien. Sie
meinten als Wahlberechtigten dürften sie nicht an einer Verfassungswidrigen
Wahl teilnehmen. Mit dieser Meinung erhielten sie große Unterstützung aus
dem Volk, jedoch nicht von der Göttinger Professorenschaft.
Der König klagte die Männer des Hochverrats an und die "Göttinger Sieben"
wurden entlassen. Dahlmann, Jakob Grimm und Gervinus wurden des Landes
innerhalb drei Tagen verwiesen.
Doch es bildeten sich an der Universität zu Göttingen Gruppen von Studenten,
die die Bewegung der sieben Professoren weiterführten und sich dem König
gegenüberstellten, obwohl die Gefahr einer Gefangennahme nahe lag. Die
Zukunft der "Göttinger Sieben" sah anfangs nicht so gut aus, doch als sich
der "Göttinger Verein" bildete und überregional Spenden, die den Professoren
zukamen, gesammelt wurden, setzte sich die Universität für die
Wiedereinstellung der Sieben ein. Mit den "Göttinger Sieben" wurde die
ernstzunehmende, politische Gewalt von Professoren deutlich.
8. Der Deutsche Zollverein
Im Jahr 1834 gab es trotz neuerer Beschlüsse aus dem
Frankfurter Bundestag einen neuen, aber sehr kleinen Schritt in Richtung
deutscher Einheitsstaat: der Deutsche Zollverein.
Er wurde 1834 von Hessen-Darmstadt, Bayern, Württemberg, Kurhessen, Sachsen,
den Thüringer Staaten und Preußen gegründet. Der Deutsche Zollverein machte
den Deutschen Bund zu einem einheitlichen Wirtschafts- und Handelsstaat mit
dem Ziel einer wirtschaftlichen Einigung durch den Abbau von Zöllen und
anderen wirtschaftlichen Widerständen innerhalb des Deutschen Bundes. Er
stärkte die Ausnutzung der natürlichen Ressourcen und bewahrte vor dem
Mißbrauch seiner Produktivität durch die allgemeine Abhängigkeit der
verschiedenen Staaten untereinander. Für das Volk erzeugte er ein
Einheitsgefühl und die Identität mit einem nationalen Staat. Dem Deutschen
Zollverein schlossen sich im Laufe der Jahre, seit 1868 mit einem
Zollparlament, noch andere Staaten an, und er wurde eine Vorstufe des
Deutschen Reiches von 1871.Somit war der Deutsche Zollverein eine "Vorhut"
der Industrialisierung in Deutschland.
9. Der
Schlesische Weberaufstand
Die Marktlage innerhalb des Deutschen Bundes
verbesserte sich 1834 durch den Deutschen Zollverein, doch industriell
blieben die deutschen Fabrikanten und Handwerker gegenüber England zurück.
Es wurden nur wenige Maschinen in Betrieb genommen, und somit war man mit
der Herstellung verarbeiteter Waren nicht konkurrenzfähig. Dies bekam vor
allem die Stoffindustrie zu spüren, denn ausländische Stoffe wurden in der
Qualität und Quantität schneller und besser produziert. Ebenso konnten die
Engländer aus ihren Kolonien Baumwolle beziehen, dessen Stoffe billiger und
modischer waren. Dazu kam noch die schlechte Abnahme der Stoffe, da sie
nicht oft gebraucht und außerdem durch Großhändler vermarktet wurden. Diese
Großhändler waren die einzigen Abnehmer der Stoffe von den Webern und hatten
deren Existenz sicher in der Hand. Da die Großhändler mit den Preisen durch
die Abhängigkeit mit den Webern so sehr variieren konnten, mussten die Weber
oft einen Vorschuß an "Lohn" anfordern oder sogar anstatt des
lebensnotwendigen Geldes sofort Garn annehmen. Somit kamen die Weber in
Hungersnot und waren die ärmsten Leute der handwerklichen Gesellschaft,
obwohl sie im Akkord arbeiteten. Doch 1844 schließlich bildeten sich erste
Weberaufstände in Breslau, weil diese gerechte Arbeitsbedingungen forderten.
Schon einige Wochen später hatten sie genug Unterstützung gefunden und
stürmten in ihrer Wut das Haus eines mächtigen Verlegers. Ihr Haß richtete
sich aber nur gegen die Großkaufleute, und nicht gegen den Adel. Dieser
jedoch schaltete sich ein, als die Menge der Aufständischen auf 3000 anwuchs
und auf die Dörfer zog, um die Stoffverleger zu überfallen. Der Adel stellte
eine Armee auf, die die Arbeitsverweigerer blutig zerschlug und
auseinandertrieb. Noch Tage später wurden Teilnehmer des Aufstandes
festgenommen und zu langen Freiheitsstrafen verurteilt.
Doch diese Befreiungsbewegung fand auch Sympathisanten in den Bauernständen.
Sie meinten, wenn alle Arbeiter mit der Bewegung mitziehen, wäre eine
Befreiung aus der Unterdrückung gut möglich. Ihre Wut richtete sich
hauptsächlich gegen die Großgrundbesitzer und den höfischen Adel.
Durch diesen Aufruhr schien die latente Ruhe, die seit 1834 vorhanden war,
zu zerbrechen, und der Adel bekam Angst um seine Machtstellung und
Regierung. Mit diesem industriellen Aufstand hatte auch das letzte Bürgertum
das monarchische Regierungsprinzip erkannt und eine große Revolution war
unvermeidbar.
10. Die Auswirkung des Vormärzes auf die
europäischen Revolutionen
Erneut ging die revolutionäre Welle von Frankreich
aus. Dort protestierte die unterste Gesellschaftsschicht gegen die
Regierung, die unter dem Bürgerkönig Louis Philippe ein erweitertes
Wahlrecht abgelehnt hatte. Dieser König wurde daraufhin sofort von der
wirtschaftlich abhängigen aber besitzlosen Arbeitergesellschaft, welche dann
auch das allgemeine Wahlrecht durchsetzte, gestürzt. Sie erreichte auch das
Recht des Menschen, nicht arbeitslos zu sein.
Diese Welle schwappte auch auf das gereizte Deutschland über. Dort setzte
die Revolution die Bildung von Schwurgerichten, der Pressefreiheit und der
Bauernbefreiung durch, was zur Entstehung des deutschen Nationalparlaments
führte.
In Preußen endeten die revolutionären Ereignisse mit der Wahl einer
preußischen Nationalversammlung, und in Österreich setzte, seit dem Sturz
Metternichs 1848, eine stärkere Radikalisierung bis zu den
bürgerkriegsähnlichen Maiaufständen 1848, ein, welche zusätzlich durch die
gleichzeitig einsetzende Revolution in Böhmen und Ungarn belastet wurde. Die
deutschen Liberalisten schufen die "Frankfurter Nationalversammlung", die
seit dem 18.5.1848 tagte. Sie setzte sich für die Schaffung einer
gesamtdeutschen Verfassung und eines Nationalstaats ein. Anschließend begann
am 18.9.1848 die "Septemberrevolution", am 6.10.1848 die "Wiener
Oktoberrevolution", gefolgt 1849 von den Maiaufständen.
11. Literaturverzeichnis
Görtemaker, M.: Deutschland im 19. Jahrhundert:
Entwicklungslinien; 3. Auflage, Opladen 1989
Hardtwig, W.: Vormärz Der monarchische Staat und das Bürgertum; 1.
Auflage, München 1985
Langewiesche D.: Europa zwischen Restauration und Revolution; Band
13, 1. Auflage, München 1985
Reinalter, H.: Demokrat. und soz. Protestbewegungen in Mitteleuropa
1815-1848/49; 1. Auflage, Frankfurt/M. 1986
Schmid, H. D.: Fragen an die Geschichte; Band 4, 4. Auflage,
Frankfurt/M. 1984
Sterk, H.: Biedermeier; 1. Auflage, Wien 1988
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