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Zwischen Bürgerkrieg und WK I
Nach der Beendigung des Konflikts zwischen Norden und Süden macht die
Besiedlung des ganzen Landes rasche Fortschritte. Die großen baumlosen Ebenen
des Mittelwestens werden mit Hilfe des Eisenbahnbaus für die Farmwirtschaft
erschlossen, die Büffelherden und die Indianer werden durch Jäger in kurzer Zeit ausgerottet. Das
Ergebnis der Volkszählung von 1890 führt zu der Feststellung, dass eine „wandernde
Grenze" (= engl. „frontier") nicht mehr existiert. Die Indianer
werden verdrängt, der Widerstand wird militärisch gebrochen. Die Überlebenden
müssen in oft unfruchtbare Reservate ziehen.
Der Ausbau des Verkehrssystems (Eisenbahn, Straßenbahn, Autoproduktion vom
Fließband durch Ford 1909, Flugzeugproduktion -> Gebrüder Wright 1909),
Verbesserungen im Kommunikationswesen, technische Neuerungen im Bereich der
Industrie und Landwirtschaft sowie verstärkte Nutzung der Bodenschätze sind
Voraussetzungen für Wirtschaftsrevolution und Hochindustrialisierung, die sich
besonders im Nordosten vollzieht (-> „Manufacturing Belt").
Ausweitung der Binnenmärkte, steigende Produktionsraten, wachsende
Kapitalinvestitionen und Zunahme der Arbeitskräfte sind gefolgt von extremen
Konzentrationserscheinungen in der Wirtschaft: Kartelle, Trusts und
Holdinggesellschaften beherrschen bisweilen ganze Industriezweige. Die USA
rücken in den Kreis der führenden Industriestaaten der Welt auf. Auf vielen
Ebenen wächst die Kritik gegen soziale Missstände und
Korruptionserscheinungen. Arbeiter organisieren sich entgegen heftige
Widerstände der Unternehmer in Gewerkschaften und Arbeiterparteien. Um die
Jahrhundertwende entladen sich Arbeitskonflikte in großen Streiks. Auch die
verschuldete Landwirtschaft widersetzt sich der Vormachtstellung der Industrie
und Finanzwelt.
Soziale Reformpolitik beginnt in den Einzelstaaten. In der „Progressiven
Bewegung" (1901- 1917) werden soziale und politische Reformen gefördert
und z.T. durchgesetzt (z.B. bessere Arbeitsbedingungen, Verbraucherschutz,
direkte Demokratie).
Die Einwanderung nimmt stark zu und führt der amerikanischen Wirtschaft
billige Arbeitskräfte zu (1881-1890: 5,2 Mio. Einwanderer; 1901-1910: 8,8
Mio.). Seit den 1890er Jahren kommen vor allem Einwanderer aus Ost- und
Südeuropa. Nach dem Bürgerkrieg setzte eine planmäßige Einwanderungswerbung
ein, bald darauf wurden aber wieder Beschränkungen für bestimmte Gruppen
gefordert (Ausschließung von Chinesen 1882, Beschränkungen für Japaner 1906)
Die Außenpolitik der Vereinigten Staaten ist seit dem späten 19.
Jahrhundert durch überseeische Expansion gekennzeichnet. Dabei kommt es zu
Konflikten mit europäischen Mächten -> Spanisch - amerikanischer Krieg. Die
USA bemühen sich um schiedsgerichtliche Regelungen.
Der Spanisch-Amerikanische Krieg 1898
Die USA sympathisieren mit aufständischen Kubanern, die seit 1895 gegen die
spanische Kolonialherrschaft kämpfen. Im gleichen Jahr wird der De-Lome-Brief
veröffentlicht, in dem Spanien Kritik am amerikanischen Präsidenten McKinley
ausübt. Außerdem wird das Linienschiff „Maine" im Hafen von Havannah
auf ungeklärte Weise zerstört. Diese Vorfälle führten am 21. April 1898 zur
Kriegserklärung der USA an Spanien. Im Krieg wird die spanische Flotte in der
Bucht von Manila und vor Santiago de Cuba vernichtet. Manila wird mit Hilfe der
Filipinos eingenommen, Santiago de Cuba kapituliert, amerikanische Truppen
besetzen Puerto Rico.
Im Frieden von Paris wird Kuba Republik. Die USA sichern sich
Protektoratsrechte und die Möglichkeit zur Errichtung von Marinebasen (1903
Guantanamo Bay). Spanien tritt Puerto Rico, die Pazifikinsel Guam und die
Philippinen (für 20 Mio. $ Entschädigung) an die USA ab. Die Inbesitznahme der
Philippinen wird von vielen Demokraten und Populisten kritisiert.
Antiamerikanische Erhebungen auf den Philippinen werden unterdrückt ->
Guerillakrieg bis 1902.
Der Erste Weltkrieg
Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges verkündet Präsident Wilson am 4. August
1914 Amerikas Neutralität und appelliert an die Nation, „unparteiisch sowohl
in Gedanken, als auch in Taten" zu sein. In der Folgezeit gelten jedoch die
Sympathien der USA stärker Großbritannien und Frankreich, wofür neben engeren
wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen sowie einer geschickten britischen
Propaganda anstoßerregende Schritte der deutschen Kriegsführung maßgebend
sind: Bruch der belgischen Neutralität, Versenkung der „Lusitania" mit
128 Amerikanern an Bord (1915), Deutsche Sabotageakte in Amerika (1915/16),
Torpedierung der „Sussex" (1916), Wiederaufnahme des uneingeschränkten
U-Boot-Krieges (Februar 1917), Zimmermann-Depesche (März 1917) -> sollte
Mexiko im Falle eines Kriegseintritts der USA als deutschen Bündnispartner
gewinnen, um dann mit deutscher Unterstützung verlorene Gebiete, wie Texas,
Neumexiko und Arizona zurückzugewinnen. Nachdem vorangegangene
Friedenssondierungen und Vermittlungsgesuche erfolglos geblieben waren, erfolgte
erst der Abbruch der diplomatischen Beziehungen (Februar 1917), dann die
Kriegserklärung an Deutschland (6. April 1917). Insgesamt werden rund 2
Millionen US-Soldaten nach Frankreich geschickt. Die Verluste belaufen sich bis
Kriegsende auf 112 432 Tote und 230 074 Verwundete. Präsident Wilson formuliert
1918 seine Friedensbedingungen in „Vierzehn Punkten", doch bei der
Pariser Friedenskonferenz kann er sein Programm nur begrenzt durchsetzen. Der
ausgehandelte Friedensvertrag von Versaille trifft in der USA vor allem wegen
der Sanktionsbestimmungen in der Völkerbundsatzung auf Kritik und wird im Senat
mit 53 gegen 38 Stimmen abgelehnt. Während eines öffentlichen Werbefeldzuges
zur Ratifizierung des Vertrages bricht der körperlich geschwächte Wilson im
September 1919 zusammen.
Wilson’s 14-Punkte-Plan
Forderung nach:
Öffentlichen Friedensverträgen und Abschaffung der Geheimdiplomatie;
absoluter Freiheit der Schifffahrt im Krieg und im Frieden;
Aufhebung aller Handelsschranken und Schaffung allgemeiner gleicher
Bedingungen des Welthandels;
Garantien zur Rüstungsbeschränkung;
unparteiischer Ordnung aller Kolonialansprüche;
Räumung alles in Russland besetzten Gebietes und Lösung aller Russland
betreffenden Fragen;
Wiederherstellung der belgischen Souveränität;
Räumung Frankreichs und Rückgabe von Elsaß-Lothringen. Wiederaufbau der
verwüsteten Landschaften;
einer Berichtigung der italienischen Grenzen entsprechend den
Nationalitätenlinien;
autonomer Entwicklung für die Völker der Donaumonarchie;
Räumung Rumäniens, Serbiens und Montenegros, nach freiem Zugang für
Serbien zum Meer und nach Ordnung der balkanischen Verhältnisse;
Souveränität der Türkei bei Gewährung der Autonomie an die der Türkei
unterstehenden anderen Nationalitäten. Freie Durchfahrt durch die
Dardanellen;
Errichtung eines polnischen Staates mit freiem Zugang zum Meer unter
internationaler Garantie
Errichtung eines Völkerbundes zur Garantierung der politischen
Unabhängigkeit und territorialen Unverletzlichkeit aller großen und kleinen
Staaten.
Die Regierung Wilson ab dem
Eintritt in den 1.WK (1917 - 1918)
Aufgrund der Nichteinhaltung der
Sussex-Zusage2 seitens der Deutschen brach Wilson die
diplomatischen Beziehungen zu Deutschland am 3. Februar 1917 ab. Im gleichen
Monat wurde ein Gesetz erlassen, das die Bewaffnung von US-Handelsschiffen
zuließ. Nachdem Deutschland weiterhin Handelsschiffe angriff und bekannt
wurde, dass Deutschland für den Fall eines Krieges mit den USA schon Japan
und Mexiko als Bündnispartner hatte, forderte Wilson am 2. April 1917 den
Kriegseintritt. Am 6. April 1917 verkündete der Kongress seinen Beschluss -
die USA erklärten Deutschland und seinen Verbündeten den Krieg. Ab diesem
Tag war die Niederlage Deutschlands im 1.WK gewiss.
Die Regierung Wilson nach dem 1.WK (1919 -
1921)
Nach der Niederlage Deutschlands bildeten die
USA, Großbritannien und Frankreich die drei stärksten und wichtigsten
Teilnehmer auf der Pariser Friedenskonferenz. Während die europäischen
Staaten, vor allem Frankreich, Deutschland bestrafen und, um ihre eigenen
Schäden zu decken, ausbeuten wollten, vertrat Wilson die Meinung, dass
zukünftige Kriege mit Hilfe eines milderen Friedensvertrags (Der Versailler
Vertrag rief vielerorts Empörung hervor und war Mitursache für den 2.WK.)und
seines 14-Punkte-Plans3 verhindert werden können. In diesem wurde
auch der Vorschlag für einen Völkerbund gemacht, dem aber die USA nicht
beitraten, da Bevölkerung und Kongress eine isolationistische Haltung
hatten. Außerdem billigten sie den Versailler Vertrag nicht, so dass die USA
1921 mit Deutschland einen Sonderfrieden schloss.
In der Innenpolitik erzielte Wilson 1920 die Einführung des Frauenwahlrechts
. Außerdem erreichten konservative Gruppen 1920 die Inkrafttretung der
Prohibition , welche Herstellung, Transport und Genuss von Alkohol gänzlich
verbot. Das hatte aber lediglich zur Folge, dass Schwarzbrennerei in großem
Umfang, Schmuggel, illegaler Verkauf durch so genannte Bootleggers,
illegaler Ausschank in Speakeasies (Flüsterkneipen) und Korruption in
Polizei, Verwaltung und Politik betrieben wurden. Die Mafia fassten dadurch
in Amerika erst richtig Fuß, was am Beispiel Al Capone4 erkennbar
ist. Daraufhin wurde die Prohibition 1933 aufgehoben.
Die Regierung Harding (1921 - 1923)
Im Krieg ist die Industrieproduktion, vor allem die Rüstung, stark durch den
Staat angekurbelt worden. Mit dem Motto ,,back to normalcy" (,,zurück zur
Normalität") wollte Harding das Land zum früheren Normalzustand
zurückführen. So wurden Schutzzölle erhoben, staatliche Eingriffe ins
Wirtschaftsleben der USA abgebaut und alle, die soziale Reformen anstrebten
in Verbindung mit dem bolschewistischen Russland als ,,Rote" diskriminiert.
Es wurden auch fast alle anderen, von Wilson angestrebten und verwirklichten
Ziele rückgängig gemacht. Daraufhin begann schon eine Wirtschaftskrise
kleineren Ausmaßes in der Landwirtschaft. Bauern, die im Krieg zusätzlich
für europäische Staaten produzieren mussten, litten an einer Überproduktion,
infolge der die Getreidepreise sogar unter deren Produktionskosten sanken.
Viele Bauern verarmten, da sie keine staatliche Hilfe bekamen. Dann hieß es,
wer in Not geriet, habe nur nicht hart genug gearbeitet. Aber er half auch
bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze und konnte die Krise durch Förderung
der Landwirtschaft lindern. Außerdem gab es seit 1922 einen rasanten
Wirtschaftsaufschwung. Gründe dafür sind, dass die USA nach dem 1.WK keine
Schäden davonzutragen hatten wie europäische Staaten. Außerdem hatten die
Alliierten 1922 Kriegsschulden in Höhe von 11 Milliarden $ und die Deutschen
2,5 Milliarden $ als Darlehen, um ihre Infrastruktur wieder aufzubauen und
die Reparation zu zahlen, die sie nun langsam an die USA zurückzahlen
mussten. Außerdem brauchten diese Staaten viel Unterstützung, die
Nahrungsmittel konnten sie schon wieder selbst produzieren, was die
Landwirtschaftskrise in den USA zur Folge hatte, aber sie brauchten immer
noch industrielle Produkte, die durch die hohen Produktionszahlen der USA
auch geliefert werden konnten. Das größtenteils produktionsunfähige Europa
war also ein riesiger Absatzmarkt für amerikanische Güter. Doch dieser
Absatzmarkt wurde immer kleiner, da die europäischen Staaten, wirtschaftlich
geschädigt, nicht genug bzw. nur sehr wenig Geld hatten, um amerikanische
Produkte zu kaufen. Zudem konnten sie auch keine Schulden abbezahlen bzw.
Geld von den USA erwirtschaften, da das durch die hohen Schutzzölle absolut
unrentabel geworden war. Aber die sehr reichen USA fanden einen neuen
Absatzmarkt: die eigenen Bürger. Das Geld wurde in den Ausbau bzw. die
Weiterentwicklung der Industrie investiert. Das von Henry Ford 1914
eingeführte Fließband fand weitere Verbreitung und erlaubte somit die
Produktion von Massengütern; moderneres Betriebsmanagement erhöhte die
Produktivität zusätzlich. Aluminium und neuartige Kunststoffe lösten
herkömmliche Werksstoffe ab. Elektromotoren wurden vielfältig eingesetzt.
Die Einwanderung wurde allmählich zum Problem, da die Bevölkerungszahl der
USA im Jahre 1918 immerhin schon 106 Mio. betrug. Deswegen wurden 1921 und
1924 zwei Gesetze verabschiedet, die die Einwanderung in die USA, dem Land,
dass den Unterdrückten und Verfolgten immer Schutz bot, erheblich
erschwerten. Vermehrt entstehende soziale Probleme äußerten sich z.B. so,
dass der rassistische Ku Klux Klan seit 1921 immer mehr Zustrom bekam, so
dass seine Mitgliederzahl auf über 3 Millionen stieg.
Da die Regierung republikanisch war, war auch die Außenpolitik
isolationistisch geprägt. Ein außenpolitisch wichtiges Ereignis fand vom
12.Nov.1921 bis zum 6.Feb.1922 satt: die Washingtoner Konferenz, die
hauptsächlich durch die Initiative des damaligen Außenministers Charles
Evans Hughes zustande kam. Es nahmen Vertreter aus Belgien, Niederlande,
China, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Portugal und den
Vereinigten Staaten teil. Dabei wurden folgende Verträge abgeschlossen: das
Washingtoner Flottenabkommen, bei dem die Flottenstärke (in Bewaffnung und
Tonnage) der fünf größten Seemächte USA, Großbritannien, Japan, Frankreich
und Italien im Verhältnis 5 : 5 : 3 : 1,75 : 1,75 (525 000 t : 525 000 t :
315 000 t : 175 000 t : 175 000 t)festgelegt wird und somit das Wettrüsten
im Pazifik beendete. 2.: das Viermächteabkommen zwischen USA,
Großbritannien, Frankreich und Japan, das die gegenseitige Anerkennung der
Besitzungen und Rechte im Pazifik festschrieb. 3.: das Neunmächteabkommen,
dem alle neun Teilnehmer der Washingtoner Konferenz beiwohnten, das China
u.a. Souveränität und territoriale Integrität zusicherte. Japan, das China
teilweise besetzt hatte, verpflichtete sich zur Räumung seiner Truppen aus
chinesischem Gebiet. Außerdem sicherten sie sich den gleichberechtigten
Zugang zu seinen Märkten zu, was den USA als Handelsmacht natürlich
entgegenkam. 4.: Das Fünfmächteabkommen zwischen USA, Großbritannien, Japan,
Frankreich und Italien regelte den Einsatz von U-Booten und Gas.
Die Regierung Coolidge(1923 - 1929)
Als am 2. Aug. 1923 der mit Korruption in
Verbindung gebrachte Präsident Harding starb, übernahm dessen Posten der
damalige Vizepräsident Calvin Coolidge, der von Korruptionsgerüchten
unberührt war. Er setzte die republikanische Regierungsweise fort, indem er
das Konzept einer minimalen Einflussnahme beibehielt, Gesetze für staatliche
Subventionen für notleidende Bauern zu Fall brachte und es als einzige
Aufgabe des Staates betrachtete, Steuern zu senken, Kredite leichter
zugänglich zu machen, den Etat auszugleichen und Auslandsschulden (die es
nicht bzw. kaum gab) zu reduzieren.
Er verfolgte eine Politik des gemäßigten Isolationismus und ließ die
Beteiligung der USA am Internationalen Gerichtshof - zögernd - zu. Entgegen
der von den Vorgängern befolgten Monroe-Doktrin8 verminderte er
den Einfluss der USA in Mittel- und Südamerika. Wirtschaftlich hatte sich
Coolidge keinen Problemen zu stellen, da es seit dem Ende des 1.WK einen
immer steileren Wirtschaftsaufschwung gab, der während seiner Amtszeit das
amerikanische Leben prägte. Dafür gibt es viele Begriffe: ,,Prosperity"
(bedeutet wirtschaftliche Blüte), ,,Big Business" (,,Großes Geschäft"), ,,The
roaring Twenties" (,,Die wilden Zwanziger"), aber der bekannteste ist wohl
,,Golden Twenties" (,,Goldene Zwanziger"). Durch den Ausbau und die
Weiterentwicklung der Industrie, verbunden mit dem amerikanischen Bürger als
Konsument, begann ein Boom (starker Aufschwung) in allen Branchen. Besondere
Erfolge hatte die Automobil-Industrie zu verbuchen. Die kostengünstigen
Autos konnte sich fast jeder leisten und so stiegen die Autozahlen von 1923
mit 15 Millionen auf 26 Millionen im Jahre 1926. 1929 hatte schon jede
fünfte Person ein Auto. (In Deutschland kam zu dieser Zeit ein Auto auf 130
Einwohner !) Dadurch wurden in der Automobilherstellung mehr Arbeitsplätze
benötigt. Die Folgen waren aber noch weitreichender: Öl zum Betrieb der
Autos musste gefördert und in Raffinerien aufgearbeitet werden, Straßen
wurden gebaut, Transportunternehmen (die nicht nur Öl transportierten)
wurden eröffnet, Tankstellen und Werkstätten waren die logische Konsequenz.
Auch in anderen Branchen setzte ein Boom ein, der Film entstand, die
Bauindustrie hatte Hochkonjunktur. Es wurden Büro- und Fabrikgebäude, aber
auch die sensationellen Wolkenkratzer, die heute noch das Stadtbild durch
ihren Zwanzigerjahrestil prägen, gebaut. So sank die Arbeitslosigkeit enorm
und ein Massenwohlstand setzte ein. Durch sinkende Produktionspreise und
steigende Einkommen konnte fast jeder fast alles kaufen - es war eine
Konsumgesellschaft entstanden.
Für Produkte wurde im Rundfunk, auf großen Werbeflächen, Plakaten oder im
Kino geworben. So wurden 2/3 aller Auto- und Haushaltswarenkäufe auf Raten
gekauft. Aufgrund des Wohlstands und der steigenden Mobilität der Bürger
zogen viele aus den unattraktiven, lauten, verschmutzten Städten in die ,,suburbs"
(Vororte) wo man einen Garten hatte und in Ruhe und ohne Verschmutzung leben
konnte. Die Fahrt zum Arbeitsplatz in der Stadt wurde zum Alltag.
Währenddessen stiegen in den Städten die Grundstückspreise, was ein Grund
zum Bau von Hochhäusern war, aber die Wohnungspreise sanken aufgrund der
geringen Lebensqualität. So wurden die Häuser, die nicht renoviert und an
reiche Bürger verkauft wurden, wenn sie nicht neuen Hochhäusern weichen
mussten, von Ärmeren, Kriminellen, Drogenabhängigen und alten Menschen, die
nicht mehr wegziehen wollten oder konnten, bewohnt. Es entstanden die
Elendsviertel, die ,,Slums". Die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößerte
sich, die Unzufriedenheit stieg. Deswegen war 1924 der Ku Klux Klan auf dem
schrecklichen Höhepunkt von Mitgliederzahl und Gewalttaten angelangt.
1924 wurde der Dawesplan zur Regelung der deutschen Reparationen gemacht.
1927 fand die Genfer Konferenz statt, bei der USA, Großbritannien und Japan
erfolglos versuchten, eine Übereinkunft für die weitere Abrüstung zu
erzielen. 1928 wurde der Briand-Kellogg-Pakt von dem französischen
Außenminister Briand und dem amerikanischen Außenminister Kellogg
ausgearbeitet und von 15 (und später mehr) Staaten unterzeichnet.
Die Regierung Hoover (1929 - 1933)
Viele vom Reichtum mehr oder weniger
gesegnete, amerikanische Bürger legten ihr Geld in Aktien an. Dadurch
stiegen, obwohl durch die hohe Produktionskraft und die sinkende Kaufkraft
eine Überproduktion eintrat (Schon 1926 war der Markt gesättigt und die
Sättigung nahm noch zu.), die Aktienkurse, die dann weitere Bürger (vor
allem Kaufleute, Handwerker und Bauern)dazu verführten, sich Geld bei Banken
zu leihen und dieses an der Börse zu investieren. Im Sommer 1929 hatten die
Kurse ihre Höchstwerte erreicht. Daraufhin begann der Fall der Kurse. Am
29.Oktober 1929 trat an der New Yorker Börse der Börsenkrach am ,,Black
Friday" (,,Schwarzer Freitag) ein. Diese Kurse stürzten ab, eine Börsenpanik
erfasste das Land. In der Hoffnung noch etwas retten zu können, verkauften
fast alle Aktionäre. Die Kurse gingen noch schneller, lawinenartig zurück.
Die Folgen waren Schließung von Banken und die Armut vieler Bürger. Betriebe
mussten schließen. Mehr Bürger verloren ihre Arbeit und somit ihr Einkommen
und folglich mussten wegen fehlender Kaufkraft noch mehr Betriebe schließen.
Staatliche Hilfe gab es kaum oder gar nicht und, das Ausmaß der Krise
unterschätzend, unternahm Hoover auch nicht das Geringste um den arm
gewordenen Bürgern unter die Arme zu greifen, schließlich würde sich nach
seiner politischen Überzeugung der Markt selbst heilen. Später bat er
Unternehmensleiter, keine Lohnkürzungen vorzunehmen, um die Kaufkraft der
Verbraucher nicht noch mehr zu schmälern. Das konnte aber nicht lange
befolgt werden. Nach längerem Druck stimmte Hoover dann zu, die Ausgaben für
öffentliche Einrichtungen zu erhöhen und den Unternehmen Staatskredite
anzubieten. Dennoch sanken die Produktion und die Beschäftigtenzahlen
weiter, Armut verbreitete sich. Die drastische Verminderung der Geldmenge
als Mittel gegen die Krise war ein absoluter Misserfolg. Sie beschleunigte
diese Entwicklung sogar. Die RFC (=,,Reconstruction Finance Corporation" =
Wiederaufbau-Finanzierungsgesellschaft) sollte der deflationistischen
Politik der Banken entgegenwirken, wurde aber zur Konsolidierung der
Großbanken missbraucht. Eine Wirtschaftskrise im wichtigsten Industrieland
der Welt blieb natürlich nicht folgenlos. Plötzlich hatte sich der
Börsenkrach zu einer Weltwirtschaftskrise ausgeweitet. Aber statt durch
weltweite Zusammenarbeit die Krise einzudämmen, zu verringern und zu
überwinden, begannen nun alle Staaten mit erster Priorität sich selbst zu
schützen. Schutzzölle wurden (auch von den USA) errichtet, die Einfuhr wurde
gesenkt, die Ausfuhr erhöht. Die Folge war, dass der Welthandel sank. So
verschlimmerte sich die Lage der amerikanischen Bürger von Tag zu Tag über
einen Zeitraum von 3 (!) Jahren, während die republikanische Regierung fast
tatenlos zusah. Hoover sah den Ursprung für die Krise im internationalen
Bereich. Deshalb befreite er 1931 im Hoover-Moratorium alle Schuldner der
USA für ein Jahr von Kriegsschuldenrückzahlungen. Die Industrieproduktion,
die von 1919 auf 1929 um 75 % gestiegen war, sank von 1929 auf 1932 um 52 %
und betrug somit 86% der Industrieproduktion von 1919. Die Arbeitslosenzahl
stieg von 0,9 Millionen (1919) auf 12,8 Millionen im Jahre 1934.
Außenpolitisch verstärkte Hoover die ,,Politik der guten Nachbarschaft" in
bezug auf Mittel- und Südamerika. Es gab keine direkten, militärischen
Interventionen mehr, der Wirtschaftsimperialismus ließ nach. (Die
Verstaatlichung der amerikanischen ,,Standard Oil" in Mexiko wurde
zugelassen.) Der 1929 erstellte Youngplan12 regelte weitere
Reparationsprobleme. Im Januar und Februar 1930 fand die Londoner
Flottenkonferenz statt, auf der die Aufrüstung der Seestreitmächte von den
USA, Großbritannien, Frankreich, Japan und Italien geregelt wurde (u.a.
Verzicht auf den Bau neuer Schlachtschiffe bis 1936, Beschränkung im
U-Bootbau). Hoovers isolationistische Haltung wurde besonders im Jahre 1931
erkennbar, als er gegen eine Vergeltungsmaßnahme für den japanischen
Überfall auf die Mandschurei eintrat und so das Image der USA als ,,Hüter
für Recht und Ordnung auf der Welt" vorübergehend aussetzte. 1932 scheiterte
die Genfer Weltabrüstungskonferenz.
Die Regierung Roosevelt bis zum Eintritt
in den 2.WK (1933 - 1941)
Als 1932 der neue Präsident gewählt werden
sollte, errang Roosevelt mit seinem Programm des New Deal (Neuverteilung der
Spielkarten) gegen Hoover, der das genaue Gegenteil wollte, einen der
größten Wahlsiege der amerikanischen Geschichte. Sein Programm beinhaltete
nach Vorstellungen des Keynesianismus14 sehr viel Hilfe und
Eingriffe vom Staat in das Wirtschaftsleben, welches ja momentan eher einem
,,Wirtschaftskoma" ähnelte. Als er dann 1933 seine Legislaturperiode begann,
erklärte er den nationalen Notstand und leitete umfangreiche Reformen zur
Überwindung der Wirtschaftskrise ein, die eine hohe Staatsverschuldung zur
Folge hatten. In den ,,Hundert Tagen" (9.3.1933 - 16.6.1933) wollte
Roosevelt erst einmal die unmittelbare Not lindern und die Wirtschaft durch
schnelle Sanierungen wieder in Gang bringen. Durch 2 Bankengesetze konnten
Banken kontrolliert und geschlossen werden, sodass nur die ,,gesunden"
wieder eröffnen durften, es gab Ausfuhr- und Hortungsverbote für Gold und
Valuta, die Börse wurde seit 1933 und 1934 durch 2 Gesetze von der SEC (=,,Securities
and Exchange Commission" = Sicherheits- und Tauschausschuss) überwacht. Der
AAA (=,,Agricultural Adjustment Act = landwirtschaftlicher Anpassungsakt)
erreichte eine Produktionsdrosselung von landwirtschaftlichen Produkten (v.a.
Getreide, Baumwolle, Tabak) durch Prämienzahlungen und weitere Hilfs- bzw.
arbeitsschaffende Programme. Es wurden viele Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
vom Staat eingeführt, 250 000 junge Männer von 18 bis 25 konnten so bei
Ödlandbekämpfung oder Wiederaufforstung (u.v.m.) mithelfen und bekamen dafür
kostenlose Unterkunft und Verpflegung und 1$ pro Tag. Eine der bekanntesten
Maßnahmen war die TVA (=,,Tennessee Valley Authority = Tennesseetal
-Behörde), bei der in 10 Jahren von 200 000 Männern das Tal des Flusses
Tennessee erschlossen und elektrifiziert wurde, es wurde zu einem 650 km
langen Schifffahrtskanal mit 14 Staudämmen, Schleusen und Kraftwerken
ausgebaut. Der NIRA (=,,National Industrial Recovery Act" = nationaler
industrieller Wiederaufbau-Akt) nahm Interessen der Arbeitgeber
(Produktionsbeschränkungen, Preisabsprachen) und der Arbeitnehmer
(Mindestlöhne, Maximalarbeitszeiten) wahr, wurde aber, nachdem er als
verfassungswidrig befunden worden war, 1935 nicht erneuert, sondern vom CCC
(=,,Civilian Conservation Corps" = ziviler Arbeitsdienst) abgelöst. Die NRA
(=,,National Recovery Administration" = Nationale Wiederaufbau-Behörde)
regelte Preise, Löhne und Wettbewerbsbedingungen in Industrie und Handel.
Die WPA (=,,Works Progress Administration" = Arbeitsfortschrittsbehörde)
hatte als Aufgabe die Beseitigung des Arbeitslosenproblems durch Bauten aus
öffentlichen Mitteln. Das PWA (=,,Public Works Administration" =
öffentliches Arbeitsamt) hatte, ähnlich wie die TVA, als Aufgabe, das
Straßennetz zu erneuern bzw. zu erweitern. Die FERA (=,,Federal Emergency
Relief Agency" = vereinigte Notfallerleichterungsagentur) war für die
Verteilung von Hilfsgeldern zuständig. Kinderarbeit wurde (erst) jetzt
erfolgreich verboten. Gewerkschaften wurden bekannter, es entwickelten sich
auch Gewerkschaften für ungelernte Arbeiter (früher nur für Facharbeiter).
Im NLRA (=,,National Labor Relation Act" = nationaler
Gewerkschaften-Beziehungsakt) wurden die Beziehungen zwischen Arbeitgeber
und -nehmer geregelt, dabei wurde den Arbeitern Organisations- und
Handlungsfreiheit, sowie das Streikrecht, welches Streiks jetzt
legalisierte, zugesichert. Im SSA (=,,Social Security Act" =
Sozialsicherheitsakt) wurden endlich Arbeitslosen-, Invaliden, Alters- und
Hinterbliebenenversicherungen eingerichtet. Es folgten noch weitere Gesetze
(z.B. zur Wohnungsbau-Erleichterung). Dadurch gewann er an Einfluss bei den
Arbeitern, doch die konservativen Richter stellten immer wieder Probleme
dar. Aber diese Gesetze waren mehr oder weniger schwer erkämpft. Viele
Gesetze mussten überarbeitet, ersetzt oder abgesetzt werden.
Nachdem Roosevelt 1936 ein zweites mal gewählt worden war, wollte er auch
für ihn unangenehme Kräfte ausschalten . Das und eine ab August 1937
einsetzende wirtschaftliche Rezession lies die Republikaner im
Repräsentantenhaus (80 Sitze) und im Senat (7Sitze) an Macht gewinnen. So
ist auch er nicht unbefleckt, wurde aber trotzdem als einziger
amerikanischer Präsident noch ein drittes Mal hintereinander gewählt.
Anfänglich hatte Roosevelt eine eher isolationistische Haltung. Ab Mitte der
Dreißiger Jahre änderte er aber seine Politik, was ihn oftmals in Konflikt
mit den isolationistischen (nicht nur republikanischen, sondern auch oft
konservativen demokratischen) Kräften brachte. 1934 nahm er die
diplomatischen Beziehungen zu der UdSSR (wegen der japanischen Expansion in
Ostasien) wieder auf. Die ,,Politik der guten Nachbarschaft" in Mittel- und
Südamerika wurde verstärkt, was ihnen gute Beziehungen und spätere Hilfe von
den betroffenen Staaten brachte. 1935 wurde im Neutrality Act
(Neutralitätsgesetzgebung) jegliche Unterstützung an kriegsführende Staaten
(insbesondere Verkauf von Waffen, Munition und Kriegsgerät) verboten. Am
5.10.1937 hielt er als Reaktion auf die Entstehung faschistischer Staaten in
Chicago die ,,Quarantäne-Rede", in der er sagte, dass gegen die ,,Epidemie
der Rechtlosigkeit" keine Neutralität möglich sei und das solche Staaten
unter Quarantäne zu stellen sind (Wirtschaftsboykott, Bündnislosigkeit).
Daraufhin wurde ein neues Neutralitätsgesetz verabschiedet, das die
Lieferung an kriegsführende Staaten auf der Basis von ,,cash and carry"
(frei übersetzt: Bezahle und nimm es mit) möglich machte. Seitdem 1938 durch
das Münchner Abkommen das Sudetenland an Deutschland überging und die
Gefährlichkeit Deutschlands wiederholt erkennbar wurde, rüsteten die USA
wieder auf. Ab 1939 wurde das Neutralitätsgesetz zugunsten von
Großbritannien und seiner Verbündeten wieder abgebaut. 1940 wird er zum
dritten Male gewählt. Im Januar 1941 führt er die ,,Vier Freiheiten" an: Die
Freiheit der Rede und Meinung, des Glaubens und der Freiheit von Not und von
Furcht. Der im März 1941 beschlossene Lend Lease Act (=Leih- und
Pachtgesetz) ermächtigt den Präsidenten auch dann Kriegslieferungen an die
Alliierten zu senden, wenn diese nicht sofort bezahlen können. Am 7.12.1941
überfallen die Japaner Pearl Harbour und die Bereitschaft zum Krieg
überwiegt im Volk, sodass am 8.12.1941 die Kriegserklärung an Japan kommt,
gefolgt von der Kriegserklärung an Deutschland und Italien am 11.12.1941.
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