1911-12 – Die erste chinesische Revolution unter Sun Yat-sen und Tschiang Kai-Shek

Einleitung

Im 19. Jahrhundert betrachtete man das Unglück Chinas im wesentlichen als Folge der korrupten Mandschudynastie, die nach Jahrhunderten einer vorbildlich geordneten Regierungsperiode vom Anfang des 19. Jahrhunderts an in einen rapiden Verfall geriet. Wahrscheinlich hat aber in weit schwerwiegenderem Maße der den Chinesen von England aufgezwungene Opiumhandel diesen Verfall eingeleitet und beschleunigt. Neben der rasant um sich greifenden Volksverseuchung durch dieses gefährliche Rauschgift war es der starke Entzug von Silbergeld, in dem sich die Engländer bezahlen ließen, das der chinesischen Wirtschaft fehlte. Das hatte sowohl eine rasch anwachsende Verschuldung und Verelendung der chinesischen Bauern zur Folge als auch ein Staatsdefizit, das China in Verschuldung und Abhängigkeit zum Ausland brachte. Regierungskrisen hatte es in China auch schon in früheren Zeiten gegeben, und immer war es gelungen, sie aus eigener Kraft zu überwinden. Das neue an der jetzigen Situation war das Eingreifen fremder Mächte, die China mit Betrug und Gewalt an jeder eigenständigen Reorganisation verhinderten.

Die chinesische Revolution von 1911 war, wie die erste russische, eine echte Volksrevolution. Eine Jahrtausende alte Epoche hatte ihren Abschluß gefunden, und wie in Rußland stellten sich die Träger der akademischen Intelligenz auf die Seite der neuen Kräfte – nicht nur die Studenten, sondern auch die Professoren.

Zwei Persönlichkeiten waren die Führer der Revolution: Sun Yat-sen und Tschiang(Chiang) Kai-shek. Der erstere erschuf ihre geistigen Grundlagen, der letztere, Suns Schüler und Feldherr, übernahm nach Suns Tod die Rolle, China in einer fast dreißigjährigen Kampf- und Regierungszeit in eine neue Epoche zu rühren.

 

Sun Yat-sen Tschiang (Chiang) Kai-shek

 

Wichtige Ausgangspunkte der Revolution

· geschwächtes Kaiserhaus der Qing-Dynastie

· Rangeleien um die Machtverteilung zwischen Zentralregierung und Provinzen

· Hohe Stauern und Abgaben

· kathastrophale Lebensbedingungen für die stark anwachsende Bevölkerung

 

 

Verlauf

· Herbst 1911

Am 9. Oktober 1911 lösten Revolutionäre mit einer Bombenexplosion in Hankou (Provinz Hubei) die Revolution aus. Revolutionäre Gruppen hatten sich hier bereits mehrere Jahre zuvor gegründet. Durch die zu diesem Zeitpunkt noch unbeabsichtigte Bombenexplosion wurden nun die lokalen Behörden auf die Revolutionäre aufmerksam. Jedoch blieb diesen nur noch die Flucht, da die Revolution nicht mehr aufzuhalten war. Viele Truppenteile der „Neuen Armee" schlugen sich auf die Seite der Aufständischen und besetzten zahlreiche Industrieunternehmen und Militäranlagen. Rasch breitet sich die Revolution aus. Bis Ende des Jahres hatten sich über zwei Drittel aller chinesischen Povinzen von der Mandschu-Regierung in Beijing losgesagt und ihre Unabhängigkeit erklärt.

· Dezember 1911

Ausgedrückt in 12 Punkten formulierten die Revolutionäre ihre Forderungen an das Kaiserhaus. Darin forderten sie unter anderem ein Parlament und eine Verfassung (Republik). Aufgrund der schlechten Stellung des Kaiserhauses erkennt es fast alle Punkte an.

· Januar 1912

Schließlich wählten Deligierte aus verschiedenen Provienzen Sun Yat-sen, den Führer des „Tongmenghui" (Zusammenschluss verschiedener revolutionärer Gruppen), zum provisorischen Präsidenten. Mit seinem Amtsantritt am 1. Januar 1912 wurde China eine Republik.

· Februar 1912

Da den Revolutionären jedoch zur Durchsetzung ihrer Ziele die Rückendeckung einer starken Armee fehlte, trat Sun sein Präsidentenamt an den Militärführer Yuan Shikai ab. Vorübergehend schlug sich der bis dahin regierungsloyale Yuan auf die Seite der Revolutionäre.

Schließlich wählt die revolutionäre Versammlung in Nanking wählt Yuan zum (ersten) Präsidenten der Republik China. Zudem wird eine Verfassung angenommen und ein Parlament gebildet.

 

Bewertung der ersten chinesischen Revolution

· vorwiegend bürgerliche Revolution

ð Vorstufe der bäuerlichen Revolution unter Mao

· Zusammenbruch alter dynastischer Verhältnisse

· Höhepunkt einers lang andauernden Machtkampfes innerhalb der chinesischen Gesallschaft zwischen reformorientierten Mandschus und eher konservativen Eliten

 

1913-16 – China unter Yuan Shikai

Im Laufe der Jahre 1913-14 verbot Yuan Shikai die Nationale Volkspartei, die sich 1912 unter Sun Yat-sen gebildet hatte und löste sowohl das Parlament als auch die Provinzversammlungen auf.

Trotz seines diktatorischen Herrschaftstils stieß Yuan Shikai in seinen ersten Regierungsjahren verschiedene Reformen an.

Dennoch lässt sich der noch Staatspräsident Yuan Shikai am 11.12.1915 zum Kaiser krönen. Damit war die Revolution 1911-12 eindeutig gescheitert.

Im gleichen Jahr will Japan China mit Hilfe des 21-Punkte-Katalogs zum japanischen Protektorat machen. In abgeschwächter Form wird dies angenommen.

Somit erhält Japan Sonderrechte in der Mandschurei, Mongolei und Schandong.

 

 

1916-28 Die Zeit der „Warlords"

Einleitung

Nach dem Tod des Präsidenten/Kaisers Yuan Shikai (1916) trat die Schwäche des zentralen Staates offen zutage. Von nun an übernahmen regionale Machtinhaber, die sogenannten Warlords, die Macht in China. Zwischen 1916 und 1928 kam es immer wieder zu Kämpfen zwischen verschiedenen Militärführern. Unterschiedliche Machthaber kontrollierten abwechselnd die Regierung und das Parlament in Beijing.

Dennoch war China keineswegs durch die regionale Zersplitterung zwangsläufig herrschafts- oder organistionslos geworden.

Chinas Einstieg in den 1. Weltkrieg (1917)

Durch die Kriegserklärung an die Mittelmächte erwartete China US-Unterstützung in der Angelegenheit über die Provinz Shandong, die 1915 zwangsweise an Japan übergeben worden war. Dennoch verweigerte US Präsident Wilson einzugreifen, da Japan von einer Gleichstellung aller Bewohner in den Nationen der Entente absah (sonst: unbegrenzte Immigration von Arbeiter aus dem Orient in die USA).

Daraufhin verweigerte die chinesische Delegation die Unterzeichnung der Versailler Friedensverträge.

Die Jahre nach dem 1. Weltkrieg (1919-24)

Vorallem die Nachricht vom „Verrat" des US-Präsidenten Wilsons erschütterte China und es fanden die ersten großen antijapanischen Massendemonstrationen statt. Ausgangspunkt dabei war die Uni Peking, die den Grundstein für die Bewegung Vierter Main legte. Fast gleichzeitig schickten die Bolschewiken, die „Sieger" in Russland, Agitatoren nach China. In Tschangtscha wurde ein Massenstreik ausgerufen, der straff organisiert und von einem aus Shanghai geschickten Funktionär der kommunistischen Bewegung geleitet war. Sein Name: Mao Tse-tung.

1921 hatte die rote Armee die Hauptstadt der Außenmongolei besetzt. Seither wurde China konsequent kommunistisch unterwandert. Gleichzeitig hatte die UdSSR soeben in einem klugen Schachzug als einzige auswärtige Macht auf alle Sonderrechte in China einschließlich der Konsulargerichtsbarkeit verzichtet. Auf China wirkte diese großzügige Geste wie die dargereichte Hand eines Freundes. In Schanghai erscheinte Adolf Joffe, geschickt vom Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten in Moskau. Am 20. Januar 1923 unterzeichnen Sun Yat-sen und Joffe eine gemeinsame Erklärung mit folgenden wichtigen Punkten:

· Kommunistisches System in China noch nicht einsetzbar aufgrund fehlender Vorbedingungen

· Zunächst Vollendung der nationalen Einigung und Unabhängigkeit Chinas

Zudem hatte ein Jahr zuvor (1922) Japan durch die Seekonferenz von Washington die Sonderrechte in shandong wieder verloren.

 

Die Jahre nach dem Tode Sun Yat-sens und die erste „kommunistische Revolution" (1925-1928)

Im Jahr 1925 erliegt Sun Yat-sen einem Leberleiden; sein Tod wird von ganz China betrauert.

Die verwaiste Kuo-min-tang neigt dazu, Tschiang zum Nachfolger Suns zu wählen. Aber der Russe Borodin, den die Kommunisten als Lehrer an die chinesische Militärschule geschickt hatten und der nach und nach großen Einfluß gewonnen hatte, stellt sich ihm entgegen und bringt die Fäden der Parteileitung mehr und mehr in seine Hand. Er reorganisiert die Kuo-min-tang und überschwemmt China bald mit einer unübersehbaren Zahl von Hilfsorganisationen. In enger Zusammenarbeit mit der sowjetische Botschaft in Peking werden in Moskau geschulte Chinesen an die Spitzen dieser Verbände geschoben. Einer von ihnen ist Tschu En-lai, der spätere stellvertretende Vorsitzende der kommunistischen Partei im roten China.

Zu den besonders aktiven gehört Mao Tse-tung. Er hat die Aufgabe, in entlegenen Gebieten die Lohnarbeiter, Dorfarmen und Zwergbauern aufzuwiegeln und sie mit der heuchlerischen Versprechung einer Landreform, die ihnen Eigentum an Boden verspricht, zu verlocken. Als Kommunist und Marxist beherrscht er so gut wie Lenin diesen Propagandatrick und weiß so gut wie jener, daß das eigentliche Ziel getreu dem „Manifest" die totale Enteignung und Kollektivierung der Landwirtschaft ist. Der ständige Silbergeldverlust durch den Opiumhandel während des 19. Jahrhunderts hat mit seiner deflatorischen Tendenz wie immer und überall die Bauern in Verschuldung gestürzt. Obwohl 70% von ihnen auf eigenem Land sitzen, sind sie in Abhängigkeit geraten von Geldverleihern und Grundherren. Nun trifft sie jede Naturkatastrophe doppelt. Die Ernte fällt aus, aber die Zahlungsverpflichtungen bleiben. Das ist schlimmer als der Hunger und hat viel Verbitterung angehäuft, welche sich leicht lenken und mißbrauchen läßt.

Mao wird zu einem Rechenschaftsbericht nach Kanton gerufen, wo ein hoher russischer Funktionär auf ihn wartet. Auch Mao ist zu dieser Zeit nicht mehr als eine Marionette im großen Spiel des Kreml und hat zu gehorchen. Der Kommissar kann mit ihm zufrieden sein. Mao hat in Huang hunderttausende von Kiembauern und Knechten in Bünden und Geheimgesellschaften organisiert. 1926 regt sich der Kommunismus stärker als je zuvor. Aber die nationalen Kräfte werden jetzt wacher. Borodin muß sich in den fernen Nordwesten des Reiches zurückziehen und kann nicht verhindern, daß Tschiang zum Oberkommandierenden der nationalen Befreiungsarmee ernannt wird.

Rußland selbst steht durch den Kommunismus am Rand des Verderbens. Ohne Jakob Schiffs Finanzierung des ersten „Fünfjahresplans" wäre es schon bankerott. Trotzdem halten es die Machthaber im Kreml für angebracht, sich massiv in die chinesischen Angelegenheiten einzumischen. Aber noch ist China stark und wehrt sich. Bis Ende September 1926 hat die nationale Armee in glänzenden Siegen gegen die Kriegsherren und Banden im Süden die Einheit des Landes wiederhergestellt. Noch agiert die rote chinesische Armee gemeinsam mit dem Generalissimus, aber die endgültige Spaltung steht unmittelbar bevor. Um die Jahreswende 26/27 ereignen sich linksextremistische Ausschreitungen in Nanking, Schanghai und Kanton, die von Tschiang entschlossen und gewaltsam unterdrückt werden. Während er die Zentralregierung nach Nanking verlegt, machen die Kommunisten Wu-han zu ihrer Hauptstadt.

Im Norden hat sich der nationalistische Marschall Tschang Tso-lin durchgesetzt. Seine Polizei fand bei einer überraschenden Hausdurchsuchung in der Sowjetbotschaft in Peking aufschlußreiche Schriftstücke, die sofort veröffentlicht wurden. Nun erst lernte ganz China die wahren Pläne Rußlands. Eine Geheimanweisung an den Genossen Borodin lautete:

· Kuo-min-tang mit neuer kommunistischer Führung

· kommunistisches Militär

 

 

Das war die endgültige Demaskierung Moskaus und der Sturz des Genossen Borodin. Am 13. Juli 1927 trat der Zentralrat der Kuo-min-tang zusammen und beschloß auf Tschiang Kai-sheks Vorschlag, daß die kommunistische Partei Chinas außerhalb des Gesetzes gestellt wäre. Borodin muß fliehen. Genosse Mao entkammit knapper Not, während seine Frau und sein Sohn der nationalistischen Geheimpolizei in die Hände fiehlen und liquidiert wurden.

Nun war die erste Runde im nationalen Befreiungskampf beendet, die Fronten waren klar. Nachdem die Aufteilung Chinas unter die Westmächte am Anfang des Jahrhunderts mißglückt war,war nun auch der erste Versuch, es kommunistisch zu unterjochen, gescheitert.

Kommunisten ó Kuo-min-tang

China in den 30iger Jahren und während des 2. Weltkrieges

Im Jahr 1931 greifte sich Japan unter Vorwand eines angeblichen Bombenanschlag die ganze Mandschurei. Es bildete sich ein neuer Staat , Mandschukuo, später Hsüang T’ung, der später eine enorme Ausdehnung erfuhr.

Drei Jahre später, 1934, versuchte man die noch beständige rote Armee ganz aus Zentralchina zu vertreiben (auf Drängen von Tschiang Kai-sheks, zahlreichen Provinzgenerälen und Japanern). Daraufhin flohen die Kommunisten unter Mao Tse-tung auf dem Langen Marsch nach Norden und errichteten dort ihre neue Basis.

Gegen Ende der 30iger Jahre, genauer 1937, formierte sich eine erste Einheitsfront der Kuomintang und Kommunisten gegen die Japaner. Durch einen militärischen Konflikt an der Marco-Polo Brücke in Peking kam es daraufhin zum Krieg zwischen Japan und China. Schnell konnten die Japaner erste Siege auf chinesischen Staatsgebiet erzielen und drängten die Kuomintang und Kommunisten immer weiter ins Landesinnere. Obwohl die Kuomintang immer wieder von der USA Ausrüstung erhalten hatte, konnten die Kommunisten, aufgrund von Disziplin und Einigkeit, deutlich bessere Erfolge gegen die Japaer erzielen.

Zudem kam es zu einer enormen Inflation, da die Regierung von ihren Haupteinnahmequellen in Ostchina abgeschnitten war und deswegen Geld in großen Mengen drucken musste.

Nach der Kapitulation der Japaner, bzw. der Mittelmächte, 1945, brachen erneut Kämpfe zwischen Kuomintang und Kommunisten aus. Ein Jahr später, 1946 versuchte http://www-chaos.umd.edu/history/toc.html die USA mit General George C. Marshall einen vorübergehenden Waffenstillstand auszuhandeln, doch die Vermittlung scheitert letztenendes. Mit der Distanzierung der USA von der Kuomintang bracht der Bürgerkrieg erst richtig aus.

Das Massaker von Nangking im Dezember 1937

 

Japanisches Vorrücken währned des 2. Weltkrieges

 

Die zweite kommunistische Revolution (1949)

· Sommer: Nationalistischer Widerstand bricht zusammen => Regierung zieht sich nach Taiwan zurück

· September: Kommunisten berufen Politische Beratungskonferenz des Chinesischen Volkes ein, bilden daraus ein Verfassungsorgan, Führungsprinzipien und Gesetzgebung werden entwickelt.

· Die Konferenz wählt die Zentrale Volksregierung als oberste politische Instanz und Mao Tse-tung zum Vorsitzenden derselben (faktisch Staatschef).

· Der Politische Volksrat unter Zhou Enlai hat national Exekutiv- und Legislativfunktion.
01. 10.: Die Volksrepublik China wird ausgerufen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen:

· http://www.sinistra.net/lib/upt/kompro/cipi/cipifdubed.html#u4

· http://www.blubie.de/neuzeit.html

· http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=9&land_id=32

· http://projekte.lsg.musin.de/sj0203/2ek1/12.2/Ausbildung%20des%20chinesischen%20Zentralstaats.htm

· http://www-chaos.umd.edu/history/toc.html

· http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/oasien/china/info/bpb/china/body_i_198_1.html

· http://www.fordham.edu/halsall/eastasia/eastasiasbook.html

Bilderquellen:

· http://www.columbia.edu/itc/history/brinkley/3651/photos/coldwar/Chiang%20Kai-Shek%20(398).jpg

· http://www.lib.utexas.edu/maps/historical/china_ichigo_plan.jpg

 

 

 

 

Michael Boehm, K12