Projekt – Grundkurs Geschichte NBG – 12/2 von Christoph Prechtl und Madeleine Meier

Spanien – Von der Abschaffung der Monarchie bis zur Wiedereinführung (1923-1975)

 

Einleitung

Seit 1912 verwaltete Spanien den nördlichen Teil Marokkos. Jedoch hatte das Afrikaheer immer wieder mit Aufständen einheimischer Stämme zu kämpfen. 1921 musste es sogar in Annual eine katastrophale Niederlage hinnehmen, wobei 10000 Spanier starben und das Heer an die Küste zurückgedrängt wurde. Daraufhin machte sich bei den Offizieren des Afrikaheeres, z.b. Franco, große Unzufriedenheit breit. Sie warfen der zivilen Regierung in Madrid vor, auf der einen Seite ihre Interessen in der Kolonialpolitik verfolgen und durchsetzen zu wollen, auf der anderen Seite aber nicht die militärischen und finanziellen Mittel dazu zu Verfügung zu stellen. Zuerst wollte man die waren Hintergründe vertuschen um Unruhen im Mutterland sowie eine Schädigung des Ansehens von Alfons XIII. König von Spanien zu verhindern. Zwischen 1921 und 1923 sollten nun doch die Hintergründe aufgeklärt werden, und die Katastrophe wurde in den Parlamenten, den Cortes, öffentlich debattiert. Die konservative Regierung wollte die Gründe der Katastrophe auf militärische Aspekte beschränken, wohingegen die oppositionellen Liberalen und Sozialisten versuchten dies als Anlass zu nehmen die Regierung zu stürzen und das politische System der Monarchie umzuwerfen. Als die sozialen Unruhen und die öffentliche Entrüstung kein Ende nahmen, unternahm der Generalkapitän von Katalonien Miguel Primo de Rivera einen Staatsstreich mit der Rückendeckung der Krone und der spanischen Bourgeoisie, das spanische Großbürgertum. Er löste das parlamentarische System ab und beseitigte den Widerstand der oppositionellen anarchosyndikalischen (Anarchosyndikalismus: Arbeiterbewegung, die durch kämpferische Gewerkschaften gekennzeichnet war) und kommunistischen Bewegungen.

Die Diktatur Primo de Riveras (1923-1930)

Primo de Rivera hatte ziemlich einfache Vorstellungen wie Spanien in die Krise geraten war und wie es wieder herauskommen sollte. Die Regierung hatte sich vom Volk entfernt und zu einer antipatriotischen „Berufsregierung" gewandelt. Er, als Patriot, würde Spanien in bessere Zeiten führen und die Lücke zwischen Volk und Regierung wieder schließen. Dies tat er indem er immer wieder mit dem Volk in Dialog trat und öffentliche Sympathie erlangte. Zu seinen weiteren Zielen zählten Beibehaltung der Monarchie und Wiederherstellung bzw. Stärkung der inneren Ordnung. Hierzu rief er den Kriegszustand auf, was ihm ermöglichte das politische System grundlegend zu ändern. Er legte der Presse eine Zensur auf und löste Parlamente und Stadtverwaltungen auf. In diesem Sinne ernannte er neue Bürgermeister und besetzte andere Ämter neu. Zudem arbeitete er im sozialpolitischen Bereich mit den Sozialisten zusammen, was die Anzahl der Streiks erheblich senkte.

Eines seiner Hauptziele war die Beseitigung der Marokkokrise. So trat er in Kooperation mit Frankreich, das genauso wie Spanien ständig von Übergriffen von marokkanischen Freiheitskämpfern betroffen war. 1927 gelang es den Truppen schließlich Frieden in Marokko zu errichten. Dadurch gelang es Rivera zudem sich den Rückhalt des Militärs zu sichern. Dies war ein wichtiger Schritt zur Machterhaltung, da die Rolle des Militärs in Spanien zu dieser Zeit größer war als im Rest Europas. Es nahm öfters auf politische Entscheidungen Einfluss und war auch an einigen Regierungsstürzen beteiligt.

Zuletzt kam Rivera der weltweite Konjunkturaufschwung zu Gute. Dieser und Investitionen im Sinne der Industriellen sicherten Rivera Rückhalt im Großbürgertum.

Allgemein besinnte sich Rivera bei seiner Wirtschaftspolitik auf das Schlagwort des „Nationalismus des spanischen Kapitalismus". Dies bedeutete den Schutz der inländischen Produktion vor der ausländischen Konkurrenz, z.b. durch Schutzzölle, und strenge Kontrolle der sozialen Situation und Konflikte. So strebte Rivera die völlige Autarkie Spaniens an. Alle Produkte sollten unabhängig von den Kosten in Spanien hergestellt werden. Die Regierung wirkte regulierend auf die Wirtschaft ein. Sie versuchte nicht fördernde, schädliche Konkurrenz und Überproduktion zu verhindern. Während seiner Amtszeit konnte Rivera ein schwaches Wirtschaftswachstum verzeichnen, das aber eher auf die weltwirtschaftlichen Verhältnisse als auf Riveras Leistungen zurückzuführen ist.

Die Politik des Staatsinterventionismus brachte aber vor allem finanzielle Probleme mit sich. Um den Rückhalt der Unternehmer zu wahren sah Rivera von einer abgestuften Einkommens-, Luxus- und Gewinnsteuer ab, die den Staatshaushalt aufbessern hätte können. Stattdessen besteuerte er die ärmste Bevölkerung noch höher. Als der anfängliche Aufschwung, der durch das Ende der Marokkokrise und den Weltwirtschaftsaufschwung ausgelöst wurde, verflachte, wurden die Mängel der Finanz- und Wirtschaftspolitik sichtbar, was einer der Gründe für Riveras Rücktritt 1930 war.

Dennoch war die politische Entwicklung ausschlaggebend für den Untergang der Diktatur. Zu den von der Diktatur Verfolgten oder Benachteiligten gesellten sich auch frühere Sympathisanten Riveras seinen Gegnern. So richteten sich Anarchosyndikalisten und Kommunisten, Regionalisten, wie die Befürworter eines eigenständigen Kataloniens, sowie liberale und konservative Republikaner gegen Rivera. Darüber hinaus regte sich Widerstand in Intellektuellenkreisen und Militär. Seit Riveras Amtsantritt musste eine bedeutende Anzahl angesehener Dichter, Schriftsteller und Philosophen das Land verlassen. Diese agitierten aus dem Exil gegen Rivera und riefen zur Republik auf. Den finalen Schlag gegen das Regime setzte das Militär. Als diese ihm gemeinsam mit dem König das Vertrauen entsagten, trat er 1930 freiwillig zurück.

 

Die Zweite Republik (1931-1936)

Der Nachfolger Riveras war keines falls gewillt Spanien zu einer Republik zu führen. Jedoch sah er sich einer geschlossenen Opposition von Republikanern, Sozialisten und einer katalanischen Linken gegenüber, die mit Reformen nur den Wandel zur Republik verband. Um der Opposition keine Möglichkeit zur antimonarchistischen Propaganda und Agitation zu geben, verschob die Regierung zunächst allgemeine Wahlen. Stattdessen wurden Gemeindewahlen durchgeführt, die aber deutlich den Weg zur Republik ebneten. Trotzdem die Monarchisten auf dem Land leicht überlegen waren, ging die Opposition in fast allen großen Städten als Gewinner hervor. Als Reaktion darauf entschloss sich König Alfons XIII das Land zu verlassen, und der unblutige Übergang zur Republik war besiegelt. Im April 1931 wurde die Zweite Spanische Republik ausgerufen, deren Leitung der ehemalige monarchistische Minister Alcalá Zamora übernahm. Im ganzen Land stieß die neue Regierung auf Akzeptanz und Begeisterung. Ihr wurde die Bewältigung der jahrelang angehäuften Aufgaben zugetraut. Doch die junge Republik hatte nicht nur die alten Probleme zu lösen. Erschwerend kamen die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise hinzu.

Ein Jahrzehnte altes Problem war die strukturelle Schwäche des Agrarsektors. Die Verteilung des Grundeigentums wies insbesondere extreme Verhältnisse und regionale Differenzierung auf. So lies sich deutlich der große Unterschied zwischen Norden und Süden der Republik erkennen. Im Süden waren vor allem Latifundien zu finden. Diese wurden primär von Landarbeitern bewirtschaftet. Im Zentrum und Norden hingegen existierten vor allem Kleinstbauern und Großgrundbesitzer, deren Land von Landarbeitern oder von Kleinpächtern bewirtschaftet wurde, nebeneinander. Allgemeingesagt herrschte eine unausgewogene Besitz- und Agrarstruktur und ungleiche Grundeigentumsverhältnisse. Außerdem galt es Landflucht, Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen.

Agrarbetriebe Mittel- und Südspaniens um1930:

Angaben in ha

Anzahl

Gesamtgröße in ha

Durchschnittliche Betriebsgröße in ha

Prozentsatz an der Anzahl der Gesamtbetriebe

Prozentsatz an der Gesamtfläche

Über 100

28793

9808586

741

0,2

43,5

10-100

169472

24611789

27

1,6

20,5

Unter 10

10016115

8014715

7

98

35,5

Eines der schlimmsten Probleme war die Vorherrschaft des Adels und Bürgertums beim Grundbesitz. Diese war vor allem durch die Abwesenheit der Besitzer geprägt. Das Land wurde durch Kleinbauern und –pächter bebaut. Betroffen waren mindestens 53% der Latifundien und über ein Drittel der gesamten landwirtschaftlichen Betriebe. Dieses Phänomen wirkte sich negativ auf die landwirtschaftliche Produktion aus. Hinzukommen die veralterten Produktionsmethoden, die natürlich nicht durch die Kleinbauern und –pächter modernisiert werden konnten. Die Grundbesitzer wollten allerdings ihr Kapital nicht in die Landwirtschaft investieren.

Eine Agrarreform war genauso dringend wie existenziell für die zweite Republik. Die am Existenzminimum lebenden Tagelöhner stellten vor allem im Süden einen großen Anteil der Bevölkerung dar und besaß großes revolutionäres Potenzial. Eine Großzahl der sozialen Konflikte der vergangenen Zeit ging von dieser Schicht aus. Jedoch hatte eine Agrarreform durch die Auflösung der bestehenden Besitzverhältnisse auch eine Neuverteilung der politischen und sozialen Macht zur Folge. Eine Änderung der Machtstrukturen wiederum rief Widerstand verschiedener Interessensgruppen hervor.

Zu den ersten Reformen zählten:

· Verbot der grundlosen Auflösung von Pachtverträgen

· Bevorzugung von Arbeitervereinigungen beim Abschluss von Pachtverträgen

· Einführung des Achtstundentages für Tagelöhner

· Einsetzung von Schiedsgerichten

· Pflicht zur Bodenbewirtschaftung

Die Reichweite dieser Reformen war minimal. Jedoch bedeuteten sie einen Wandel in der Politik in Richtung der Interessensvertretung von Armen und Mittellosen.

Schließlich wurde am 15. September 1932 in Gesetz verabschiedet, das die Grundlagen für eine Bodenreform, d.h. eine Änderung der Besitzverhältnisse, und darüber hinaus für eine Abschaffung der Vorherrschaft an Besitz von Grund und Boden durch den Adel und das Bürgertum schuf. Zudem sollte es die infrastrukturelle Agrarsituation (Technisierung, Bewässerung, Verbesserung des Lebensstandards usw.). Dieses revolutionäre Gesetz wurde zwar ratifiziert, aber zur Durchführung fehlte der Regierung der Mut. Sie war zu opportunistisch eingestellt und wollte lieber sicherstellen so lange wie möglich an der Macht zu bleiben. Somit blieben die notwendigen Maßnahmen zur Durchführung des Gesetzes aus.

Nicht weniger schwierig erwies sich das Problem zwischen Kirche und Staat. Der Wandel zur Republik schockierte vor allem den höheren Klerus. Schließlich war er in der Monarchie von der Regierung geschützt und voll in den Staat integriert gewesen. Zudem verdankten viele hohe Geistliche, wie die Bischöfe, ihre Stellung dem ehemaligen Monarchen. Die Äußerungen führender Politiker, dass sie die Säkularisierung verfolgen würden, trugen daher nicht gerade zu einem entspannten Verhältnis der neuen Regierung zum Klerus bei. Heftige Reaktionen von Seiten der Kirche wurden durch Aussprüche wie „Spanien habe aufgehört, katholisch zu sein" (S.297 der 1. angegebenen Quelle) provoziert und führten zu einer Sammelstelle für die Republikgegner in der Kirche. Die Brisanz lässt sich an ersten Volksunruhen 1931 erkennen, die von der Kirche gestützt waren. In der Gegenreaktion der Republikbefürworter wurden Klöster und Kirchen in Brand gesteckt. Letztendlich führte der Streit auch zu mehreren Wechsel der Inhaber wichtiger Regierungsämter wie Ministerpräsident, zu einem antirepublikanischen Flügel bestimmter Parteien und zur Ablehnung der Verfassung durch die katholische Kirche.

Ihre Hauptaufgabe sah die Regierung in der Reformierung des Militärs. Die Ziele waren ein prorepublikanisches Offiziersstab, eine Verringerung des Militäretats und eine Reduzierung der Soldatenzahlen. Technisch lief die Reform positiv. Die Ausgaben für das Militär wurden deutlich gesenkt. Nur führte die Reform zu keinem prorepublikanischen Militär. Vielmehr wandte es sich unzufrieden von der Regierung ab und schmiedete Pläne zur Abschaffung der Republik. Eine Äußerung dieser Konsequenzen fand 1932 der Putschversuch von General Sanjurjo, der aber mühelos niedergeschlagen werden konnte.

Den Reformjahren 1931-1933 folgten die „Schwarzen Jahre" 1934 – 1935. Die Agrarreform hatte die Bevölkerung gespalten. Bei ihrer Durchführung kam es zu heftigen Zusammenstößen von Tagelöhnern und Großgrundbesitzern und zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Zivilbevölkerung. Zudem nahmen die Spannungen zwischen Kirche und Staat mit der zunehmenden Säkularisierung zu. Hinzukommen die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Die Arbeitslosigkeit stieg vor allem bei den Landarbeitern an. Die Anzahl der Streiks verdoppelte sich innerhalb eines Jahres und die dadurch verlorenen Arbeitstage vervierfachten sich sogar. So entstand ein politischer Trend, der von der politischen Mitte zu den extremen Flügeln führte. Die Regierung wurde nicht nur von den Vertretungen der Bourgeoisie sondern auch von den extrem linken Parteien angegriffen. Die politischen Streitereien führten schließlich zu einer Neubildung der Regierung und zu Neuwahlen, durch die die rechtsgerichtete Lerroux Regierung an die Macht kam. Diese rief viele Reformen der alten Regierung wieder zurück oder beachtete diese einfach nicht. Doch auch sie konnte die sozialen und politischen Konflikte nicht lösen. Vielmehr führte ihre Agrarpolitik zur Radikalisierung der Bevölkerung. Diese wird in zahlreichen Streiks, Protesten und Demonstrationen offenkundig. Aussagen zufolge wollten die Anarchisten den kompletten bürgerlichen Staat abschaffen und der rechte politische Flügel traf Abkommen mit Italien zur Abschaffung der Demokratie in Spanien. Die rechte Regierung löste bei den politisch linksgesinnten die Befürchtung aus, Spanien könnte sich zu einem faschistischen Staat entwickeln. Die Reaktion darauf waren zahlreiche Generalstreiks, die sich teilweise zur sozialen Revolution ausweiteten. Die daraus resultierenden Ausschreitungen endeten blutig und brutal zu Gunsten der Regierung. Daraufhin mussten zahlreiche Gewerkschaftsmitglieder die folgenden Jahre im Gefängnis verbringen. Die Regierung reagierte mit gnadenloser Repression. Die Repressions- und Antirepressionsbewegungen führten zu einer noch größeren Kluft in der Bevölkerung. Diese Phase wird als der „Rote Oktober" beschrieben.

Als Konsequenz des roten Oktobers waren die Annäherung der politischen Mitte und Linken sowie die Radikalisierung der politischen Rechten zu bemerken. Die rechtsgerichteten Parteien lehnten die Republik und ihre Ideale vollkommen ab. Hingegen schienen sich die linksgesinnten Parteien denen der Mitte anzunähern. Auf Grund ihrer Befürchtung auch in Spanien könne der Faschismus einkehren, nahmen sie Abstriche ihrer teilweise kommunistischen Forderungen in Kauf, und gründeten sie die prorepublikanische Volksfront. Bei den Wahlen 1936 ging diese als klarer Sieger hervor. Das Wahlprogramm glich letztendlich den bürgerlichen, liberalen Vorstellungen. Sie musste jedoch feststellen, dass sie nicht von den Arbeiterorganisationen gestützt wurde. Letztendlich konnte keine Regierung die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme lösen. Die Republik sah sich auch zu vielen Gegnern und zu wenig Befürwortern gegenüber. So kam es 1936 zur Eskalation. Hungernde Landarbeiter nahmen ihr Recht in eigene Hand und besetzten Ländereien. Die verzweifelten Reformversuche der Regierung konnten das fortschreitende Chaos auch nicht mehr aufhalten und Landarbeiterstreiks und illegale Landbesetzungen waren an der Tagesordnung. Es kam häufig zu Auseinandersetzungen zwischen politischen Jugendgruppen und dem Militär, die auch politische Morde zur Folge hatte. Ein politischer Doppelmord war schließlich der Anlass für die Militärführer ihre Putschabsichten durchzusetzen.

 

Der Bürgerkrieg (1936-1939)

Am Vorabend des Bürgerkriegs standen sich zwei Blöcke gegenüber. Die Volksfront, das waren Kommunisten, Sozialisten und linke Republikaner, traf auf die Nationale Front, d.h. Konservative, Monarchisten und Faschisten. Auch wenn Konservative und Monarchisten das Militär bei seinem Putschversuch stützten, so war es allein dieses, die ihn anzettelte und durchführte. Natürlich wechselte nicht das komplette Militär die Seiten. Ein Teil blieb an der Seite der Regierung, womit sich folgendes Kräfteverhältnis ergab:

Kräfteverteilung (ohne Afrikaheer):

 

Regierungstruppen

Aufständische

Landheer

55225

62275

Luftwaffe

3300

2200

Seestreitkräfte

13000

7000

Polizeitruppen

40500

27000

 

Zählt man das Afrikaheer zu den aufständischen Militärs, ergab sich eine numerische Überlegenheit der Putschisten. Allerdings hatte die Regierung die Kontrolle über den größten Teil der Wirtschaftskapazität des Landes. Darüber hinaus unterstützten die liberalen Mittelschichten und die sozialistischen Arbeiter die Republik. Sie nahmen sogar aktiv am Kriegsgeschehen Teil, indem sie bewaffnet wurden oder selber für die nötige Bewaffnung sorgten. Diese Unterstützung gab anfangs in den Großstädten den Ausschlag für die Regierung. Nur geringe Teile der Bevölkerung, vorwiegend die ländliche, unterstützte die Aufständischen. Sie konnten aber auf die technische Unterstützung der faschistischen Führer Italiens und Deutschlands zählen. So halfen deutsche Flugzeuge die Fremdenlegion und das Afrikaheer auf die Halbinsel überzusatteln. Außerdem bombardierten die italienische und deutsche Luftwaffe wichtige moralische und wirtschaftliche Städte. So konnten die Regierungstruppen spätestens Ende 1938 keinen Widerstand mehr leisten. Ein Verständigungsfriede mit Franco, der sich zum führenden General während des Bürgerkriegs entwickelt hatte, wurde von diesem abgelehnt. Am 1. April erklärte Franco den Bürgerkrieg für beendet.

Der Bürgerkrieg erlangte vor allem durch die ausländische Intervention Aufmerksamkeit. Er wurde auch zum Austragungsort des Kampfes der Ideologien. Auf der einen Seite unterstützten Hitler und Mussolini die Rebellen, auf der anderen half Stalin der Republik, auch wenn der Umfang der Hilfe nie richtig deutlich geworden ist. England, Frankreich und die USA bekannten sich offiziell zur Neutralität. Aber Inoffiziell favorisierten sie Franco, da sie die bolschewistischen Bewegungen in Europa im Zaun halten wollten. So wurde Franco finanziell von englischen, französischen und amerikanischen Gesellschaften gefördert. Franco schob gleich nach Ende des Kriegs die nationalen Interessen Spaniens in den Vordergrund.

Das Resultat des Kriegs waren unter anderem 500000-600000 Tote und der wirtschaftliche Rückfall Spaniens auf das Niveau von 1914. Wichtiger waren die ideologischen und psychologischen Folgen. Die Arbeiterschaft wurde durch die Niederlage bis zum Ende der Franco-Ära entpolitisiert und die Gesellschaft spaltete sich in die Sieger und die Verlierer. Eine brutale Unterdrückung der Verlierer durch die Sieger, die nicht an eine Versöhnung dachte, war in den folgenden 10 Jahren die Konsequenz.

 

Franco (1939-1975)

Die Neuorganisation des Staates fand erst nach dem 2. Weltkrieg statt. So wurde erst 1958 das „Gesetz über die Prinzipien der nationalen Bewegung" erlassen. Dieses Gesetz stand auf Grund der fehlenden Verfassung über allen anderen Gesetzen. Das Gesetz begründete die komplette Staatsordnung und legte Normen und Werte fest, gegen die keine anderen Gesetze erlassen und verstoßen durften. Zu diesen Normen zählten der Katholizismus als Staatsreligion, die Monarchie als Staatsform und die Vertretung der Bevölkerung gemäß ihrer Ständezugehörigkeit. Wie schon erwähnt gab es keine grundlegende Verfassung. Stattdessen wurden Grundgesetze erlassen, die in ihrer Gesamtheit die Verfassung ersetzten. Eines dieser Grundgesetze richtete die „Cortes" (Ständeparlament) ein. Sie sollten Gesetze vorbereiten und ausarbeiten. Danach wurden sie dem Staatschef vorgelegt, der entgültig über ihr Inkrafttreten entschied. Die letzte Gewalt über die Gesetzgebung lag also bei Franco. Allerdings wurden die Mitglieder der Cortes erst nach 1967 von der Bevölkerung gewählt. Vorher musste man ein Geburtsrecht besitzen um in den Cortes mitwirken zu dürfen. Doch auch dieses Wahlgesetz war eine Farce, da es so viele Beschränkungen enthielt, dass nur regimetreue Kandidaten gewählt werden durften. Ein weiteres Gesetz von genauso geringer Bedeutung ermöglichte Volksentscheide. Diese mussten aber zuerst vom Staatschef gebilligt werden, bevor die Bevölkerung über ein Gesetz abstimmte. Also kann man zu dem Schluss kommen, dass diese Gesetze nur dazu dienten, dem Regime die notwendige demokratische Legitimation zu geben.

Franco selber war nur vor „Gott und der Geschichte" (S.330 der 1. angegebenen Quelle) verantwortlich. Er hatte die komplette Exekutiv- und Legislativgewalt. Außerdem durfte er seinen legitimen Nachfolger bestimmen, hatte die Oberbefehlsgewalt über das Militär und besetzte alle wichtigen Ämter des Staates mit Kandidaten seiner Wahl.

Die Annahmen Spanien konnte sich geschickt aus dem 2. Weltkrieg heraushalten sind nach neueren Erkenntnissen falsch. Vielmehr hatte Franco an Hitler bestimmten territorialen Gewinn als Bedingung eines Kriegseintritts gestellt. Diese Gebiete waren aber für die deutsche Kriegsführung nicht von Bedeutung und hätten nur einen unnötigen Material- und Energieverschleiß auf deutscher Seite bewirkt. Als Hitler Spanien zwar nicht am Kriegseintritt hinderte aber es auch nicht unterstützen wollte, lehnte Franco einen Kriegsbeitritt ab. Später kooperierte er sogar in geringem Ausmaße mit den Alliierten, indem er ihnen Landeerlaubnis in Spanien erteilte und Rohstofflieferungen an Deutschland stoppte bzw. verringerte. Trotzdem war Spanien nach dem 2. Weltkrieg einer politischen Isolation ausgesetzt. Somit musste es fast 2 Jahrzehnte eine wirtschaftliche Stagnation und eine Verringerung des Exportvolumens hinnehmen. Der schnelle Wiederaufbau des Landes nach dem Bürgerkrieg wurde so verhindert.

Bis 1950 verfolgte das Regime die völlige Autarkie Spaniens. Dieses Vorhaben hatte alles andere als positive Konsequenzen für Spanien. Der allgemeine Lebensstandard, die Produktivität und die Wirtschaftsmoral sanken erheblich. Gegen 1950 entwickelte sich der Hunger zum Hauptproblem der Bevölkerung. Es herrschte Lebensmittelknappheit und die Schwarzmärkte florierten. Eine logische Folge war der Versuch einen Widerstand gegen das Regime zu formieren. Allerdings gestaltete sich dies als schwierig durch die Orientierungslosigkeit der Opposition und der Unterdrückung des Regimes. Natürlich waren jedem die politischen Grundrechte einer Demokratie von heute untersagt und man lief Gefahr hohe Strafen auferlegt zu bekommen.

In den 50er Jahren hörte die politische Isolation Spaniens auf und bald traten die USA mit Franco in Kontakt. Es wurden Abkommen über Militärhilfe, Wirtschaftshilfe und Militärstützpunkte getroffen. Die USA wollte auch in Spanien einen Stützpunkt im Kampf gegen den Kommunismus besitzen. Sie durften Luft- und Marinestreitkräfte nach Spanien verlegen. Dies bedeutete ein hohes Risiko für Spanien, da es nun gefährdet war Schauplatz des Konfliktes zwischen Kapitalismus und Kommunismus zu werde. Im Gegenzug lieferte die USA 350 Mio. Dollar Militärhilfe, Nahrungs-, Futter- und Düngemittel sowie Rohstoffe für die industrielle Produktion. Allerdings wogen diese Materiallieferungen nicht viel gegen das Sicherheitsrisiko Spaniens. Spanien zeigte sich enttäuscht und der eigentliche Gewinner dieser Abkommen waren die USA.

Das 2. internationale Abkommen war ein Konkordat mit dem Vatikan. Es bestätigte den Katholizismus als Staatsreligion und räumte der Kirche viele Rechte im Staat ein. So konnte sie Einfluss auf Publikationen jeder Art nehmen, sich also an der Zensur beteiligen. So und durch weitere Möglichkeiten wie einen obligatorischen Religionsunterricht aller Lehranstalten konnte sie Einfluss auf die öffentliche Meinung und die Erziehung nehmen. Franco hingegen erhielt ein Vorschlagsrecht zur Ernennung der Bischöfe. So konnte auch er Widersacher aus dem Weg räumen. In der Folge erlangte die Kirche Einfluss in das Staatswesen von nie dagewesenem Ausmaß. Sie konnte zum Beispiel ein kirchliches Meinungsmonopol über die öffentliche Meinung einrichten.

Diese Abkommen halfen zwar die gröbsten Schwierigkeiten der Rohstoff- und Energieversorgung, des Verkehrswesens zu beseitigen. Auch die landwirtschaftliche Produktion steigerte sich. Von einem Wirtschaftswachstum konnte man allerdings noch lange nicht sprechen. Die Regierung verfolgte immer noch, zwar gemäßigt, Autarkiepläne. Dieses Vorhaben führte zu zahlreichen sozialen Unruhen auf Grund von zu niedrigen Löhnen oder einer enormen Preissteigerung.

Deswegen versuchte das Regime durch einen Wandel zum Neoliberalismus die Wirtschaft wettbewerbsfähiger zu machen. Auf diesem Wege wollte sie auch eine ökonomische Legitimierung erlangen. So warf spätestens der Stabilisierungsplan von 1959 die Autarkiepläne über Bord. Er sollte die Wirtschaft stabilisieren, die Inflation beseitigen und der Privatwirtschaft helfen sich zu entfalten. Eine wirtschaftliche Öffnung wurde bewirkt, die Importe erleichterte, ausländisches Kapital anlocken sollte und Exporte förderte. Es wurde also eine völlige Neuorientierung der Wirtschaft vollzogen. Nach einer einschneidenden Rezession verbesserte sich der Zustand der Wirtschaft auch und führte zur Eingliederung Spaniens in das internationale kapitalistische System. Für Spanien hatte das Jahrzehnt des Wirtschaftswunders begonnen.

Verteilung der erwerbstätigen Bevölkerung:

 

Landwirtschaft

Industrie

Dienstleistungen

1940

50,52

22,13

27,35

1960

39,70

32,98

27,32

1976

23,10

37,20

39,70

Trotz dieses Aufschwungs, der den Wandel Spaniens vom Agrarland zum Industriestaat in begriff, waren auch negative Konsequenzen zu spüren. Der Aufschwung war regional gesehen sehr unterschiedlich und wurde deswegen ständig von Inflation begleitet.

Zum Verfall der Diktatur führten 3 Faktoren. Die ersten beiden waren eine oppositionelle Stundenten- und Arbeiterbewegung. Streiks waren Zusehens an der Tagesordnung der Universitäten. Die Arbeiterstreiks wurden in einem Ausmaß durchgeführt, das zu riesigen Produktionsausfällen führte. Der dritte entscheidende Faktor war der zunehmend radikalere Regionalismus in Katalonien und im Baskenland. Diese beiden Regionen wurden seit dem Bürgerrecht stark diskriminiert, da sie früher republikfreundlich waren und alle regionalen Bewegungen unterdrückt werden sollte. Der passive Widerstand verlief in beiden Regionen ähnlich. Die Bevölkerung entzog sich der Stimme bei der Wahl oder zog sich in die zivile Gesellschaft zurück. Allerdings wurde im Baskenland ein aktiver Widerstand aufgezogen. Die führende Organisation war die ETA („Baskenland und Freiheit"). Die politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen der ETA sind eindeutig. Ihr Ziel war ein nach innen und außen souveräner sozialistischer Staat der spanischen und französischen baskischen Gebiete. Dieses Ziel versuchte sie durch Gewaltaktionen und Terrormaßnahmen zu erreichen, wodurch sie das Regime in bedeutende Schwierigkeiten brachte.

Als Franco 1975 starb wurden die autoritären Strukturen abgebaut und durch demokratische ersetzt. Einen erheblichen Anteil dieser Entwicklung hatte der von Franco zum Nachfolger ernannte Prinz Juan Carlos. Er öffnete das politische System und führte die Demokratie ein.

 

Einführung der konstitutionellen Monarchie (1975-heute)

Die neue Staatsordnung galt als Vorbild für viele Regimeübergänge und ist bis heute beständig:

Quellen:

· Geschichte Spaniens; Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart; Walther L. Bernecker, Horst Pietschmann; Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln

· Spanien-Ploetz; Spanische und portugiesische Geschichte zum Nachschlagen; Klaus-Jörg Ruhl; Verlag Ploetz Freiburg/Würzburg

· Duden; Fremdwörterbuch; 3.Auflage; Band 5; Bibliographisches Institut Mannheim/Wien/Zürich

· http://www.hausarbeiten.de/rd/faecher/hausarbeit/ged/19206.html