Die Hochebene von A Loui war bis
1965 von immergrünem tropischem Regenwald bedeckt: Baumriesen ragten 45
Meter in die Höhe, Elefanten, Büffel, Tiger, Panther, Affen, Hirsche,
Wildschweine, Flughörnchen und 150 verschiedene Vogelarten bevölkerten
die verschiedenen Schichten des Waldes.
Heute ist die Hochebene von A Loui eine tote,
trockene Savanne, auf der lediglich hartes Unkraut wächst - nicht ein
einziger lebender Baum - kein einziges großes Tier mehr. Nur noch die
Ratten vermehren sich von Jahr zu Jahr, da ihre natürlichen Feinde
längst tot oder abgewandert sind. Ganze 21 Vogelarten sind noch
übriggeblieben. Selbst Insekten und Fische sind selten geworden.
Das Ende kam mit der "Operation Ranch
Hand": Nach ersten Sprüheinsätzen starben bereits zehn bis 25
Prozent der Bäume, die zur obersten Waldschicht gehörten. Mit ihnen
gingen 40 bis 60 Prozent der Biomasse des Waldes verloren. In der Folge
veränderte sich das Klima der niedrigeren Waldschichten, es drang mehr
Sonnenlicht durch, die Feuchtigkeit nahm ab. In der Trockenzeit entstand
mehr Feuer, in der Regenzeit wurde mehr Boden weggeschwemmt.
Hartstängelige Gräser mit starken Wurzeln bildeten sich - die
Verwandlung in eine Steppe begann.
Pflanzenfressende Tiere verloren ihre
Nahrungsquellen und wanderten ab oder starben aus. Die fleischfressenden
Tiere folgten ihnen. Aber nicht nur Nahrungsmangel, sondern vor allem auch
die Verseuchung der wenigen verbliebenen Nahrungsquellen durch die
gifitgen Herbizide sorgte dafür, dass viele kleinere Tierarten zugrunde
gingen
Durch die Kontamination der Böden mit giftigen
Chemikalien wurden wichtige Mikroorganismen vernichtet, die
Zusammensetzung des Bodens veränderte sich nachhaltig. Später
unternommene Anstrengungen, die Flächen wieder auzuforsten, scheiterten
daher, die gepflanzten Jungbäume gediehen nicht. Übrig blieb eine
trockene Savanne.
Einst war fast die gesamte Küstenregion des
tropischen Südostasiens von ausgedehnten Mangrovenwäldern geprägt. Die
Mündungsdeltas der großen Flüsse und Flachwasserzonen entlang von
Meerengen oder Lagunen bieten optimale Bedingungen für die Entwicklung
des artenreichen, aber extrem sensiblen Ökosystems. Die mehr als 80
verschiedenen Pflanzenarten, aus denen sich Mangrovenwälder
zusammensetzen können, bilden nicht nur wertvollen Lebensraum für
seltene Tierarten, sie dienen auch als Puffer zwischen Land und Meer und
schützen dadurch die Küstenregionen.
Vietnam gehörte lange Zeit zu einem der
mangrovenreichsten Regionen Südostasiens. Mehr als 400.00 Hektar
Mangrovenwald erstreckten sich entlang der Küsten und Mündungsdeltas im
Süden des Landes. Doch mit Beginn des Vietnamkrieges änderte sich dies.
Die im Rahmen der "Operation Ranch Hand" ab 1962 von den USA
über den Wäldern ausgebrachten Herbizide vernichteten mehr als ein
Viertel des gesamten Bestandes.
Während viele Pflanzenarten erst nach mehrmaliger
Herbizidexposition dauerhaften Schaden erlitten, erwiesen sich die
Mangroven als besonders sensibel. Schon nach einmaligem Kontakt mit dem
hochwirksamen Pflanzengift starben die sensiblen Pflanzengemeinschaften
unwiederbringlich ab. Mehr als 100.00 Hektar Mangroven fielen der
Entlaubungsaktion zum Opfer.
Heute ist der Mangrovenwald auf ein Drittel seiner
ursprünglichen Ausdehnung geschrumpft. Trotz einige Versuche der
Wiederaufforstung sind weite Bereiche der Küsten fast mangrovenfrei.
"Da ist jetzt nichts mehr, das die Küste festhält.",
beschreibt Umweltwissenschaftler Arthur Westing die Situation. "Ein
einziger Taifun reicht jetzt schon aus, um bis zu 15 Meter Boden
wegzutragen."
Für den dramatischen Rückgang der Mangroven sind
allerdings nicht mehr nur die Kriegsfolgen verantwortlich. Das starke
Bevölkerungswachstum in den Küstenregionen und die damit verbundene
Abholzung der Wälder hat die Mangroven noch weiter dezimiert. Die immer
intensiver betriebene Garnelenzucht in den küstennahen Gewässern
verändert zudem den für die Mangroven so entscheidenden Salzgehalt des
Wassers. Ihr einstmaliger Artenreichtum dünnt aus, da nur wenige Arten
diesen Wandel überleben.
Inzwischen ist allerdings auch die Regierung in
Hanoi auf das "Mangrovenproblem" aufmerksam geworden - wenn auch
eher aus wirtschaftlichen als aus ökologischen Beweggründen: Ohne den
Puffer der Mangroven treibt der Monsun immer häufiger das salzige
Meerwasser über die Flussmündungen weit ins Landesinnere. Dadurch
versalzen die in Ufernähe gelegenen Felder vieler Bauern, die Ernte geht
zurück. Premierminister Vo Van Kiet verkündete kürzlich immerhin die
Absicht Vietnams, die Mangrovenwälder zu schützen und
Wiederaufforstungsmaßnahmen einzuleiten. Mit einem 50 Millionen Dollar
Kredit der Weltbank sollen unter anderem in drei südlichen Provinzen des
Landes umfangreiche Aufforstungsprogramme beginnen.
|