|
Frage: "Jetzt wegen des Wannseeprotokolls – wegen der Wannseetagung –
haben Sie meinem Kollegen, dem Richter Raven, geantwortet, daß in dem Teil, der
nicht im Protokoll erwähnt ist – über Tötungsmethoden gesprochen wurde.“
EICHMANN:"Jawohl.“
Frage:"Wer hat über dieses Thema gesprochen? Da?“
EICHMANN: "Im einzelnen ist mir diese Sache heute nicht mehr gegenwärtig,
Herr Präsident, aber ich weiß, daß die Herren beisammen gespannt und
beisammen gesessen sind und da haben sie eben in sehr unverblümten Worten –
nicht in den Worten, wie ich sie dann ins Protokoll geben mußte, sondern in
sehr unverblümten Worten die Sache genannt – ohne sie zu kleiden. Ich könnte
mich dessen auch bestimmt nicht mehr erinnern, wenn ich nicht wüßte, daß ich
mir damals gesagt hätte: schau, schau der Stuckart, den man immer als einen
sehr genauen und sehr heiklen Gesetzesonkel betrachtete und da hier wars eben
der Ton und die ganzen Formulierungen waren hier sehr unparagraphenmäßig
gewesen. Das einzige, möchte ich sagen, das mir noch effektiv dieserhalb im
Gedächtnis haften geblieben ist.“
Vorsitzender: ""Was hat er über dieses Thema gesagt?“
EICHMANN: "Im einzelnen, Herr Präsident, möchte ich...“
FRAGE: "Nicht im einzelnen – im allgemeinen!“
EICHMANN:"Es wurde von Töten und Eliminieren und Vernichten gesprochen.
Ich selber hatte ja meine Vorbereitungen zu machen für die
Protokollangelegenheit – ich konnte nicht dastehen und einfach zuhorchen –
aber die Worte drangen eben zu mir herein – zu mir ran, denn das Zimmer war ja
nicht zu groß gewesen, als daß man in dem Wortschwall nicht einzelne Worte
hätte aufgeschnappt...
Vorsitzender: "Ich dachte, das war im offiziellen Teil der Tagung?“
EICHMANN:"Der offizielle Teil – der hat nicht sehr lange gedauert, das
war der...“
FRAGE: "War das in dem offiziellen Teil oder nicht – ich dachte mir, das
war in dem offiziellen Teil, weil das im Protokoll erscheint und...“
EICHMANN: "Es war auch im offiziellen Teil, Herr Präsident, aber der
offizielle Teil, wenn man so will, der setzte sich wieder aus zwei Teilen
zusammen – nämlich der Anfang – wo alles ruhig gewesen ist und zu gehorchen
hat und dann gegen das Ende zu, wo die Sache durcheinandergesprochen wurde und
wo die Ordonnanzen überreichten die ganze Zeit Cognac oder andere Getränke und
es ist nicht, daß etwa eine alkoholische Wirkung zustandegekommen wäre – ich
will damit nur sagen, es war eine offizielle Angelegenheit – aber doch wieder
keine chefoffizielle Angelegenheit, wo jeder ruhig war und jeder jeden ruhig
aussprechen ließ, sondern wo am Ende alles durcheinander gesprochen wurde.“
Vorsitzender: "Aber auch diese Sachen wurden von den Stenographen oder der
Stenographin aufgenommen?“
EICHMANN: "Von den Stenographen. Jawohl.“
Vorsitzender: "Und Sie haben anscheinend dann den Auftrag bekommen, das
nicht in das offizielle Protokoll hineinzuschreiben.“
EICHMANN: "Jawohl, das war so gewesen. Die Stenotypistin saß neben mir und
ich hatte dafür zu sorgen, daß das alles aufgenommen wird. Und nachher hatte
dann die Stenotypistin das abgeschrieben und Heydrich hat dann bestimmt, was in
das Protokoll hineinkommen soll und was nicht. Und dann hatte er es
gewissermaßen noch abgeschliffen und damit war die Sache fertig.“
Vorsitzender: "Und was über dieses wichtige Thema gesprochen wurde, daran
erinnern Sie sich überhaupt nicht.“
EICHMANN: "Herr Präsident, wenn ich das wüßte, was das Wichtigste ist...“
Vorsitzender: "Entschuldigen Sie, ich habe nicht gesagt das Wichtigste, ich
sagte ‘ein wichtiges Thema’, so wichtig, daß man es...... kann (sic).“
EICHMANN: "Nein, im Gegenteil, Herr Präsident, das Wesentliche wollte
Heydrich in das Protokoll verankert wissen, weil er die Staatssekretäre ‘annageln’
wollte und im Protokoll verhaften wollte. Wie soll ich das nennen, gerade um
Hitler, das Wesentliche ist im Protokoll drin und das Unwesentliche das hat er
ausgelassen, weil er sich hier gewissermaßen die – wie soll ich das sagen –
eine Art Rückversicherung geschaffen hat, indem er die Staatssekretäre einzeln
festgenagelt hat."
|