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Bericht über ein Judenpogrom in Kowno/Litauen
Bericht des Führers der Einsatzgruppe A, Stahlecker, über ein Judenpogrom in
Kauen (Kowno), Litauen, am 23. Juni 1941:
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"Die Einsatzgruppe A marschierte befehlsgemäß am 23.6.1941, dem zweiten
Tage des Ostfeldzuges, nachdem die Fahrzeuge in einsatzfähigen Zustand versetzt
worden waren, in den Bereitstellungsraum ab. Die Heeresgruppe Nord mit der 16.
und 18.Armee und der Panzergruppe 4 hatte tags zuvor den Vormarsch angetreten.
Es handelte sich nun darum, in aller Eile persönlich mit den Armeeführern wie
auch mit dem Befehlshaber des rückwärtigen Heeresgebietes Fühlung
aufzunehmen. Von vornherein kann betont werden, daß die Zusammenarbeit mit der
Wehrmacht im allgemeinen gut, in Einzelfällen, wie z. B. mit der Panzergruppe 4
unter Generaloberst Hoepner, sehr eng, ja fast herzlich war. Mißverständnisse,
die in den ersten Tagen mit einzelnen Stellen entstanden waren, wurden durch
persönliche Aussprachen im wesentlichen erledigt. ... Ebenso wurden schon in
den ersten Stunden nach dem Einmarsch, wenn auch unter erheblichen
Schwierigkeiten, einheimische antisemitische Kräfte zu Pogromen gegen die Juden
veranlaßt. Befehlsgemäß war die Sicherheitspolizei entschlossen, die
Judenfrage mit allen Mitteln und aller Entschiedenheit zu lösen. Es war aber
nicht unerwünscht, wenn sie zumindest nicht sofort bei den doch ungewöhnlich
harten Maßnahmen, die auch in deutschen Kreisen Aufsehen erregen mußten, in
Erscheinung trat. Es mußte nach außen gezeigt werden, daß die einheimische
Bevölkerung selbst als natürliche Reaktion gegen jahrzehntelange
Unterdrückung durch die Juden und gegen den Terror durch die Kommunisten in der
vorangegangenen Zeit die ersten Maßnahmen von sich aus getroffen hat.
Angesichts der Ausdehnung des Einsatzraumes und der Fülle der
sicherheitspolizeilichen Aufgaben wurde von vornherein angestrebt, daß die
zuverlässige Bevölkerung selbst bei der Bekämpfung der Schädlinge in ihrem
Lande – also insbesondere der Juden und Kommunisten – mitwirkt. Über die
Steuerung der ersten spontanen Selbstreinigungsaktionen hinaus, auf die in
anderem Zusammenhang noch näher eingegangen wird, mußte Vorsorge getroffen
werden, daß zuverlässige Kräfte in die Säuberungsarbeit eingespannt und zu
ständigen Hilfsorganen der Sicherheitspolizei gemacht wurden. Hierbei mußte
den verschieden gelagerten Verhältnissen in den einzelnen Teilen des
Einsatzraumes Rechnung getragen werden. In Litauen haben sich bei Beginn des
Ostfeldzuges aktivistische nationale Kräfte zu sogenannten Partisaneneinheiten
zusammengefunden, um in den Kampf gegen den Bolschewismus aktiv einzugreifen.
Nach ihrer eigenen Darstellung hatten sie dabei 4.000 Gefallene. In Kauen hatten
sich vier größere Partisanengruppen gebildet, mit denen das Vorauskommando
sofort Fühlung aufnahm. Eine einheitliche Führung dieser Gruppen war nicht
vorhanden. Vielmehr versuchte jede, der anderen den Rang abzulaufen und mit der
Wehrmacht in möglichst enge Verbindung zu kommen, um künftig zu einem
militärischen Einsatz gegen die Sowjetarmee herangezogen zu werden und hieraus
bei der späteren staatlichen Neugestaltung Litauens Kapital zu schlagen und
eine neue (litauische) Armee aufstellen zu können. Während ein militärischer
Einsatz der Partisanen aus politischen Gründen nicht in Betracht kam, wurde in
kurzer Zeit aus den zuverlässigen Elementen der undisziplinierten
Partisanengruppen ein einsatzfähiger Hilfstrupp in Stärke von zunächst 300
Mann gebildet, dessen Führung dem litauischen Journalisten Klimatis übertragen
wurde. Diese Gruppe ist im weiteren Verlauf der Befriedigungsarbeiten nicht nur
in Kauen selbst, sondern in zahlreichen Orten Litauens eingesetzt worden und hat
die ihr zugewiesenen Aufgaben, insbesondere Vorbereitung und Mitwirkung bei der
Durchführung größerer Liquidierungsaktionen, unter ständiger Aufsicht des EK
ohne wesentliche Anstände gelöst. ... Auf Grund der Erwägung, daß die
Bevölkerung der baltischen Länder während der Zeit ihrer Eingliederung in die
UdSSR unter der Herrschaft des Bolschewismus und des Judentums aufs Schwerste
gelitten hatte, war anzunehmen, daß sie nach der Befreiung von dieser
Fremdherrschaft die nach dem Rückzug der Roten Armee im Lande verbliebenen
Gegner in weitgehendem Maße selbst unschädlich machen würde. Aufgabe der
Sicherheitspolizei mußte es sein, die Selbstreinigungsbestrebungen in Gang zu
setzen und in die richtigen Bahnen zu lenken, um das gesteckte Säuberungsziel
so schnell wie möglich zu erreichen. Nicht minder wesentlich war es, für die
spätere Zeit die feststehende und beweisbare Tatsache zu schaffen, daß die
befreite Bevölkerung aus sich selbst heraus zu den härtesten Maßnahmen gegen
den bolschewistischen und jüdischen Gegner gegriffen hat, ohne daß eine
Anweisung deutscher Stellen erkennbar ist. In Litauen gelang dies zum ersten Mal
in Kauen durch den Einsatz der Partisanen. Es war überraschenderweise zunächst
nicht einfach, dort ein Judenpogrom größeren Ausmaßes in Gang zu setzen. Dem
Führer der oben bereits erwähnten Partisanengruppe, Klimatis, der hierbei in
erster Linie herangezogen wurde, gelang es, auf Grund der ihm von dem in Kauen
eingesetzten kleinen Vorkommando gegebenen Hinweise ein Pogrom einzuleiten, ohne
daß nach außen irgendein deutscher Auftrag oder eine deutsche Anregung
erkennbar wurde. Im Verlaufe des ersten Pogroms in der Nacht vom 25. zum 26.6.
wurden über 1.500 Juden von den litauischen Partisanen beseitigt, mehrere
Synagogen angezündet oder anderweitig zerstört und ein jüdisches Wohnviertel
mit rund 60 Häusern niedergebrannt. In den folgenden Nächten wurden in
derselben Weise 2.300 Juden unschädlich gemacht. In anderen Teilen Litauens
fanden nach dem in Kauen gegebenen Beispiel ähnliche Aktionen, wenn auch in
kleinerem Umfange, statt, die sich auch auf zurückgebliebene Kommunisten
erstreckten. Durch Unterrichtung der Wehrmachtsstellen, bei denen für dieses
Vorgehen durchweg Verständnis vorhanden war, liefen die
Selbstreinigungsaktionen reibungslos ab. Dabei war es von vornherein
selbstverständlich, daß nur die ersten Tage nach der Besetzung die
Möglichkeit zur Durchführung von Pogromen boten. ..."
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