Massaker von Babi-Yar


Nachdem am 19. September 1941 die deutsche Wehrmacht in Kiew einmarschiert war, wurde sofort und systematisch mit der Verfolgung und Ausrottung der jüdischen Bevölkerung begonnen. Vorgeblichen Aufrufen zu einer "Umsiedlung" folgend, fanden sich am 29. September über 30.000 Juden ein. Das Sonderkommando 4a der Einsatzgruppe C, geführt von Paul Blobel, trieb unter Mithilfe des Polizeiregiments Rußland-Süd sowie ukrainischer Miliz die Juden zu der Schlucht Babi-Yar am Stadtrand. Dort mußten sie sich auf Sammelstellen auf freiem Feld entkleiden, ihre Wertsachen und ihre Wertsachen abgeben. 
Dann wurden sie gezwungen sich in der Schlucht mit dem Gesicht auf die Erde oder bereits Ermordete zu legen und wurden dann durch Genickschüsse exekutiert. 33.771 Juden wurden auf diese Weise getötet, die Schlucht anschließend von Pioniereinheiten der Wehrmacht gesprengt. Ende 1943 mußten jüdische KZ-Häftlinge die Leichen exhumieren und verbrennen, um zu versuchen, die Spur des Massenmordes zu verwischen.

Eidesstattliche Aussagen von Beteiligten des Massakers von Babi-Yar nach 1945:
Aussage des Kraftfahrers Höfer: 
"Eines Tages bekam ich den Auftrag, mit meinem Lkw vor die Stadt zu fahren. Als Begleiter hatte ich einen Ukrainer bei mir. Es mochte so gegen 10.00 Uhr gewesen sein. Auf dem Wege dorthin überholten wir zu Fuß gehende Juden, die mit Gepäck in meiner Richtung marschierten. Es waren ganze Familien. Je mehr wir aus der Stadt herauskamen, desto dichter wurden die Kolonnen. Auf einem großen freien Feld lagen Haufen von Kleidungsstücken. Diese waren mein Fahrziel. Ich wurde von dem Ukrainer dorthin gelotst. Nach dem Anhalten auf dem Platz, in der Nähe der Kleiderhaufen, wurde der Lkw sofort mit Bekleidungsstücken beladen. Dies wurde von den dort befindlichen Ukrainern ausgeführt. Ich beobachtete auf diesem Platz, daß die angekommenen Juden – Männer, Frauen und Kinder – von den Ukrainern in Empfang genommen wurden. Sie wurden an verschiedenen Plätzen vorbeigeleitet, wo sie nacheinander zunächst ihr Gepäck, die Mäntel, Schuhe und Oberbekleidung und auch die Unterbekleidung ablegen mußten. Genauso mußten sie an einer bestimmten Stelle ihre Wertsachen ablegen. Für jedes Kleidungsstück war ein besonderer Haufen gebildet worden. Das ging alles sehr schnell vor sich, und wo der Einzelne zögerte, wurde von den Ukrainern mit Fußtritten und Stößen nachgeholfen. Ich glaube, daß der Einzelne keine Minute brauchte, bis er von der Abgabe des Mantels vollkommen nackt dastand. Es wurde hier kein Unterschied zwischen Männern, Frauen und Kindern gemacht. Die nachkommenden Juden hatten wohl Gelegenheit, angesichts dieser Entkleidung kehrt zu machen. Ich wundere mich noch heute, daß dies nicht geschehen ist. 
Die entkleideten Juden wurden in eine Schlucht geleitet, die die Ausmaße von etwa 150 Meter Länge, 30 Meter Breite hatte und gut 15 Meter tief war. Zu dieser Schlucht führten zwei oder drei schmale Eingänge, durch die die Juden hinuntergeschleust wurden. Wenn sie am Rande der Schlucht ankamen, wurden sie von Beamten der Schutzpolizei ergriffen und auf bereits erschossene Juden gelegt. Dies ging alles sehr schnell. 
Die Leichen wurden regelrecht geschichtet. So wie ein Jude dalag, kam ein Schütze von der Schutzpolizei mit der Maschinenpistole und erschoß den daliegenden durch Genickschuß. Die Juden, die in die Schlucht kamen, waren von dem Anblick dieses grausigen Bildes so erschrocken, daß sie vollkommen willenlos waren. Es soll sogar vorgekommen sein, daß sie sich selbst in Reih und Glied legten und den Schuß abgewartet haben. 
Es waren nur zwei Schützen da, die die Erschießungen vornahmen. Der eine Schütze war auf dem einen Ende der Schlucht in Aktion und der andere auf dem anderen. Ich sah die Schützen auf den bereits aufgeschichteten Leichen stehen, während sie nacheinander geschossen haben. 
Sowie ein Jude durch einen Schuß tot war, ging der Schütze auf den Leibern der Erschossenen zum nächsten inzwischen hingelegten Juden und erschoß diesen. So ging das am laufenden Band, ohne Unterschied zwischen Männern, Frauen und Kindern. Die Kinder wurden bei ihren Müttern gelassen und mit ihnen erschossen.
Ich habe diesen Anblick nur kurz gehabt. Als ich an die Grube herankam, war ich so erschrocken von dem grauenvollen Anblick, daß ich nicht lange hinschauen konnte. Ich sah in der Grube bereits 3 Reihen Leichen in einer Länge von etwa 60 Metern aufgeschichtet. Wieviele Schichten bereits übereinander waren, konnte ich nicht sehen. Der Anblick der zuckenden mit Blut verschmierten Körper war einfach nicht zu fassen, so daß ich Einzelheiten nicht so recht erfassen konnte. Außer den beiden Schützen waren an jedem Eingang zur Schlucht je ein 'Packer', ein Schutzpolizist, der das Opfer so auf die anderen Leichen legte, daß der vorbeigehende Schütze nur noch den Schuß abgeben brauchte. Wenn die Opfer durch die Wege zur Schlucht kamen und im letzten Augenblick das grauenvolle Bild sahen, stießen sie Entsetzensschreie aus. Aber im nächsten Augenblick wurden sie schon von den 'Packern' umgerissen und zu den andern gelegt. Die Nachfolgenden konnten dieses entsetzliche Bild nicht gleich sehen, weil es um eine Ecke ging. Bei der Entkleidung der einzelnen Personen wehrten sich die meisten, und es gab viel Geschrei. Die Ukrainer nahmen darauf keine Rücksicht. Sie trieben sie in größter Eile nur schnell zur Schlucht durch die Zugänge. 
Vom Entkleidungsplatz aus konnte man die Schlucht, die etwa 150 Meter vom ersten Kleiderhaufen weg war, nicht erkennen. Außerdem wehte ein scharfer Wind, und es war auch sehr kalt. Die Schüsse in der Schlucht waren nicht zu hören. Daraus erkläre ich mir, daß die Juden nicht rechtzeitig den eigentlichen Vorgang erkennen konnten. Ich wundere mich noch heute darüber, daß von Seiten der Juden nichts dagegen unternommen wurde. Es kamen immer neue Massen aus der Stadt zu diesem Gelände, das sie scheinbar ahnungslos betraten, immer in der Meinung, daß sie umgesiedelt werden."
Aussage Kurt Werner, Mitglied des SK 4a: 
"Das ganze Kommando, mit Ausnahme einer Wache, ist damals gegen sechs Uhr morgens zu diesen Erschießungen ausgerückt. Ich selbst saß auf einem Lkw. Es mußte alles ran, was verfügbar war. Wir sind damals etwa 20 Minuten lang in nördlicher Richtung gefahren. Wir hielten auf einer gepflasterten Straße im freien Gelände an, die dort aufhörte. Dort waren unzählige Juden versammelt, und dort war auch eine Stelle eingerichtet, wo die Juden ihre Kleidung und ihr Gepäck ablegen mußten. Nach einem Kilometer sah ich eine große natürliche Schlucht. Es war sandiges Gelände. Die Schlucht war ca. 10 Meter tief, etwa 400 Meter lang, oben etwa 80 Meter breit und unten etwa 10 Meter breit. 
Gleich nach meiner Ankunft im Exekutionsgelände mußte ich mich zusammen mit anderen Kameraden nach unten in diese Mulde begeben. Es dauerte nicht lange, und es wurden uns schon die ersten Juden über die Schluchtabhänge zugeführt. Die Juden mußten sich mit dem Gesicht zur Erde an die Muldenwände hinlegen. In der Mulde befanden sich drei Gruppen mit Schützen, mit insgesamt etwa 12 Schützen. Gleichzeitig sind diesen Erschießungsgruppen von oben her laufend Juden zugeführt worden. Die nachfolgenden Juden mußten sich auf die Leichen der zuvor erschossenen Juden legen. Die Schützen standen jeweils hinter den Juden und haben diese mit Genickschüssen getötet. Mir ist heute noch in Erinnerung, in welches Entsetzen die Juden kamen, die oben am Grubenrand zum ersten Mal auf die Leichen in der Grube hinunterblicken konnten. Viele Juden haben vor Schreck laut aufgeschrieen. Man kann sich gar nicht vorstellen, welche Nervenkraft es kostete, da unten diese schmutzige Tätigkeit auszuführen. Es war grauenhaft. ... Ich mußte den ganzen Vormittag über unten in der Schlucht bleiben. Dort mußte ich eine Zeitlang immer wieder schießen, und dann war ich damit beschäftigt, Magazine der MPi mit Munition zu füllen. Während dieser Zeit wurden andere Kameraden als Schützen eingeteilt. Gegen Mittag wurden wir aus der Mulde herausgezogen, und nachmittags mußte ich mit anderen oben die Juden der Mulde zuführen. In dieser Zeit haben dann andere Kameraden unten in der Mulde geschossen. Die Juden wurden von uns bis zum Muldenrand hingeleitet, dort sind sie dann von selbst die Abhänge hinuntergelaufen. Die ganze Erschießung an diesem Tage mag etwa bis ... 17.00 oder 18.00 Uhr gedauert haben. Anschließend wurden wir wieder in unser Quartier zurückgezogen. An diesem Abend hat es wieder Alkohol (Schnaps) gegeben." 

Anton Heidbor (SK4a) über die Tage danach: 
"Am dritten Tag nach der Exekution wurden wir noch einmal an die Exekutionsstelle gefahren. Bei der Ankunft sahen wir, daß eine Frau an einem Busch saß und die Exekution anscheinend unverletzt überstanden hatte. Diese Frau wurde von dem uns begleitenden SD-Mann – Name unbekannt – erschossen. Weiter haben wir gesehen, daß aus einem Leichenhaufen heraus noch eine Person mit der Hand winkte. Ob es eine Frau oder ein Mann war, weiß ich nicht. Ich nehme an, daß auch diese Person von dem SD-Mann vollends erschossen wurde, gesehen habe ich es allerdings nicht. An diesem Tage wurde nun damit begonnen, die Leichenhaufen zuzudecken, Hierzu waren Zivilisten eingesetzt. Teilweise sind die Wände auch abgesprengt worden. Nach diesem Tage kam ich nicht mehr an die Exekutionsstelle. Wir waren danach einige Tage damit beschäftigt, Geldscheine zu glätten, die aus dem Eigentum der erschossenen Juden stammten. Ich schätze, es muß sich um Millionenbeträge gehandelt haben. Was mit dem Geld geschehen ist, weiß ich nicht. Es wurde in Säcke verpackt und weggeschickt."