SELBSTVERSTÄNDNIS DER NATIONALSOZIALISTISCHEN PROPAGANDA

 

Text 1: Aus den Richtlinien zur Neuordnung des Rundfunks 1932

Die verantwortliche Teilnahme an der Politik als der Sorge für das Gemeinwohl des Volkes, setzt das Wissen um unsere große und bedeutende Geschichte voraus. Darum soll der Rundfunk die Hörer über das Werden des deutschen Volkes und des Deutschen Reiches unterrichten und das Gefühl für deutsche Ehre stärken.

(Dieter Fuß, "Ein Volk! Ein Reich! Ein Rundfunk!", Aus der Dramaturgie der Propaganda im Dritten Reich, Begleitheft zum Tonband 185 des Instituts für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht, Grünwald 1973, S. 72)

 

Text 2: Goebbels über den Rundfunk nach der Machtübernahme

Im Rundfunk haben wir nun die für alle Kulturgebiete so notwendige Vereinheitlichung bereits durchgeführt. Er befindet sich ausschließlich in den Händen des Reichs. Die ewige Zwischenschaltung ist abgestellt; somit haben wir eine klare Führung gewährleistet.

(Dieter Fuß, "Ein Volk! Ein Reich! Ein Rundfunk!", Aus der Dramaturgie der Propaganda im Dritten Reich, Begleitheft zum Tonband 185 des Instituts für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht, Grünwald 1973, S. 73)

 

Text 3: Aufruf der NS-Rundfunkkammer

Die Nationalsozialistische Rundfunkkammer wendet sich an alle deutschen Volksgenossen, die noch nicht Rundfunkhörer sind, und fordert sie auf, sich nicht länger abzuschließen von den großen Gegenwartsereignissen, die das Schicksal der Nation bestimmen. Die jüngsten politischen Ereignisse haben wieder bewiesen, daß Rundfunkhören keine Angelegenheit der persönlichen Unterhaltung, sondern eine staatspolitische Notwendigkeit ist.

(Dieter Fuß, "Ein Volk! Ein Reich! Ein Rundfunk!", Aus der Dramaturgie der Propaganda im Dritten Reich, Begleitheft zum Tonband 185 des Instituts für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht, Grünwald 1973, S. 79)

 

Text 4: Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky im Berliner Sportpalast im August 1933

Meine Volksgenossen und Volksgenossinnen! Mit den letzten Vorgängen, die sich innerhalb der Funkhäuser und um den Rundfunk herum abgespielt haben, endet die demokratische Epoche des Rundfunks. Zehn Jahre Systemrundfunk haben uns zehn Jahre verkalkten Liberalismus beschert, zehn Jahre geistloser, sich aber geistig dünkender Perversitäten. ... Für uns ist, kurz gesagt, der Rundfunk das Heiligtum unseres Volkes, und er soll das Braune Haus Deutschen Geistes werden!

(Dieter Fuß, "Ein Volk! Ein Reich! Ein Rundfunk!", Aus der Dramaturgie der Propaganda im Dritten Reich, Begleitheft zum Tonband 185 des Instituts für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht, Grünwald 1973, S. 75/76)

 

Text 5: Horst Dressler-Andress, Leiter der Rundfunkabteilung im Propagandaministerium

Das deutsche Volk muß erkennen, daß der Rundfunk ein Mittel ist, das uns von der Zeit geschenkt wurde als friedliche Wehr und Waffe. Wir sichern die Zukunft des deutschen Rundfunks dadurch, daß jeder einzelne Volksgenosse Rundfunkteilnehmer wird. Es darf in kürzester Frist in Deutschland keinen Haushalt geben, der nicht dem Rundfunk angeschlossen wäre, der nicht am Gemeinschaftsempfang der gesamten Nation teilnimmt ... Das deutsche Volk muß sich dafür einsetzen, daß das Wort seines nationalsozialistischen Reichsministers Dr. Goebbels zur Wahrheit wird: der Rundfunk ist die neue Weltmacht. Und der Volksempfänger, den wir jetzt dem deutschen Volke anbieten, ist der Wegbereiter zu dieser Weltmacht.

(Dieter Fuß, "Ein Volk! Ein Reich! Ein Rundfunk!", Aus der Dramaturgie der Propaganda im Dritten Reich, Begleitheft zum Tonband 185 des Instituts für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht, Grünwald 1973, S. 76)

 

Text 6: Publizist Walter Hagemann in "Grundzüge der Publizistik"

Hier ist das Individuum nur Teil eines Kollektivs. Seine Sinne sind mit anderen "gleichgeschaltet". Sein Denken vollzieht sich in engster räumlicher und geistiger Nähe mit einer Vielzahl von Individuen. Dem geistigen Trägheitsgesetz entsprechend wächst die Versuchung, dem fremden Denken zu folgen und die Entscheidungen andrer zu übernehmen, die durchschnittliche menschliche Feigheit oder Bequemlichkeit läßt ihn davor zurückschrecken, alleinzustehen, sich abzusondern, eine Abwehrstellung zu beziehen.

(Dieter Fuß, "Ein Volk! Ein Reich! Ein Rundfunk!", Aus der Dramaturgie der Propaganda im Dritten Reich, Begleitheft zum Tonband 185 des Instituts für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht, Grünwald 1973, S. 85)

 

Text 7: Goebbels 1933 vor Angestellten des Deutschen Rundfunks

Der Rundfunk soll niemals an dem Wort kranken: "Man merkt die Absicht und man ist verstimmt." Das ist ja das Geheimnis der Propaganda, den, den die Propaganda erfassen will, ganz mit den Ideen der Propaganda zu durchtränken, ohne daß er überhaupt merkt, daß er durchtränkt wird. Selbstverständlich hat die Propaganda eine Absicht. Aber die Absicht muß so klug und so virtuos kaschiert sein, daß der, der von dieser Absicht erfüllt werden soll, das überhaupt nicht bemerkt ... Und ich meine: was wir auf dem Gebiet der politischen Agitation fertiggebracht haben, das müssen wir nun auch auf dem Gebiet der staatspolitischen Belehrung fertig bringen.

(Dieter Fuß, "Ein Volk! Ein Reich! Ein Rundfunk!", Aus der Dramaturgie der Propaganda im Dritten Reich, Begleitheft zum Tonband 185 des Instituts für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht, Grünwald 1973, S. 82)

 

Text 8: Auszüge aus Hitlers "Mein Kampf"

Die Psyche der breiten Masse ist nicht empfänglich für alles Halbe und Schwache.

Gleich dem Weibe, dessen seelisches Empfinden weniger durch Gründe abstrakter Vernunft bestimmt wird als durch solche einer undefinierbaren, gefühlsmäßigen Sehnsucht nach ergänzender Kraft, und das sich deshalb lieber dem Starken beugt, als den Schwächling beherrscht, liebt auch die Masse mehr den Herrscher als den Bittenden, und fühlt sich im Inneren mehr befriedigt durch eine Lehre, die keine andere neben sich duldet, als durch die Genehmigung liberaler Freiheit; sie weiß mit ihr auch meist nur wenig anzufangen... (Hitler, Mein Kampf, S. 44, München 1938)

Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergeßlichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig solange zu verwerten, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Worte das Gewollte sich vorzustellen vermag. Sowie man diesen Grundsatz opfert und vielseitig werden will, wird man die Wirkung zum Zerflattern bringen, da die Menge den gebotenen Stoff weder zu verdauen noch zu behalten vermag. Damit aber wird das Ergebnis wieder abgeschwächt und endlich aufgehoben." (Hitler, a.a.O., S. 198)

Die breite Masse eines Volkes besteht weder aus Professoren noch aus Diplomaten. Das geringe abstrakte Wissen, das sie besitzt, weist ihre Empfindungen mehr in die Welt des Gefühls. Dort ruht ihre entweder positive oder negative Einstellung. Sie ist nur empfänglich für eine Kraftäußerung in einer dieser beiden Richtungen und niemals für eine zwischen beiden schwebende Halbheit. Ihre gefühlsmäßige Einstellung aber bedingt zugleich ihre außerordentliche Stabilität. Der Glaube ist schwerer zu erschüttern als das Wissen, Liebe unterliegt weniger dem Wechsel als Achtung, Haß ist dauerhafter als Abneigung, und die Triebkraft zu den gewaltigsten Umwälzungen auf dieser Erde lag zu allen Zeiten weniger in einer die Masse beherrschenden wissenschaftlichen Erkenntnis als in einem sie beseelenden Fanatismus und manchmal in einer sie vorwärtsjagenden Hysterie.

Wer die breite Masse gewinnen will, muß den Schlüssel kennen, der das Tor zu ihren Herzen öffnet. Er heißt nicht Objektivität, also Schwäche, sondern Wille und Kraft. (Hitler, a.a.O., S. 371)