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Nach dem 2. Weltkrieg fördern UdSSR (von Lenin
schon 1917 gefordert) und USA (hat sich einst von GB freigekämpft, macht jetzt
Selbstbestimmung der Völker zur Grundlage ihrer Politik) die Dekolonisation. In
der Praxis geht es aber um Sicherung des US-Einflusses in Lateinamerika (Monroe-Doktrin)
und um wirtschaftlichen Einfluss in den Kolonien der europäischen Mächte.
Mit dem Sieg der Kommunisten unter Mao Dse Dong in China wird dieses zur neuen Großmacht
in Asien und kann die kommunistischen Unabhängigkeitsbewegungen unterstützen.
Konferenz von Bretton Woods 1944
Neue liberale Weltwirtschaftsordnung, damit USA durch neue
Absatzmärkte Kriegsindustrie in Gebrauchsgüterindustrie umbauen kann.
Die Landwirtschaft in Europa wird neu und agrarindustriemäßig
aufgebaut ehemals agrarisch geprägte Kolonien
verlieren Bedeutung, brauchen oft Zuschüsse der Mutterländer (v.a.
Afrika).
Man behält Kolonien nur, damit sie nicht zu den Kommunisten
überlaufen, macht in „Übergangsphase" genehme eigene
Regierung, was meist misslingt.
Entkolonialisierung Asiens
Während des 2. WK hat Japan viele europäische Kolonien in
Asien erobert. Im Moment der Niederlage übergibt Japan Waffen an nationale
Widerstandsgruppen. Nach dem Krieg fördert Japan Unabhängigkeitsbewegungen
gegen die Rückkehr der Europäer.
Wichtig: Bsp. Indien
Ende 19. Jh. entsteht Unabhängigkeitsbewegung, von Kongresspartei geführt, Mahatma
Ghandi (1869-1948) macht gewaltlosen Protest, erlangt Sympathien in der
ganzen Welt.
Indien erhält innere Selbstverwaltung von
GB, letzter brit. Vizekönig in Indien, Lord Louis Mountbatten erreicht
Zustimmung der Kongresspartei und Muslim-Liga zur Teilung Indiens in
zwei Staaten. 25. 08.1947: Indien wird, zunächst als Dominion
(in Commonwealth, anerkennt brit. Kg. als Oberhaupt), inter Führung Jawaharlal
Nehrus unabhängig. Muslimische Gebiete werden als Pakistan
abgetrennt.
Indonesien hat während jap. Besetzung
Nationalbewegung unter Achmed Sukarno, der im August auf der
Insel Java die Republik Indonesien gründet. Auf Druck der UN,
Australiens, Neuseelands und der USA müssen die NL den souveränen
Staat anerkennen.
Ceylon (seit 72 Sri Lanka)
unabhängig. Birma - 37 als selbständige brit. Kolonie von
Indien abgetrennt - erhält nach Kämpfen gegen jap. Besatzer
Unabhängigkeit.
Teilung des franz. Kolonialreiches in Indochina in einzelne Staaten: Vietnam, Kambodscha, Laos entstehen.
Vietnam erreicht die Unabhängigkeit durch Krieg gegen das Mutterland Frankreich.
Er endet mit einer militärischen Niederlage Frankreichs und dem Abzug der
Franzosen aus Indochina. Vietnam wird geteilt. der Süden wird unter
US-Oberhoheit Militärdiktatur. Dort beginnt der Krieg erneut (2. Vietnamkrieg)
und dauert bis 1975.
Entkolonialisierung Afrikas
Seit Zerfall des Osmanischen Reiches stehen arabischen
Staaten in Nordafrika unter Herrschaft von F, It., GB. In vielen Kolonien bilden
sich starke nationale Eliten nach europäischen Vorbild, die die Macht
übernehmen wollen.
1951 Libyen wird unabhängig
1954 bis 1962 Algerien erreicht durch Krieg die Unabhängigkeit von Frankreich.
Französische Siedler versuchen gegen die friedensbereite Regierung Frankreichs
zu putschen. Am Ende müssen sie nach Frankreich zurück!
1956 Marokko und Tunesien werden gemäß
Vertrag von 1955 mit Frankreich unabhängig.
1957: Ghana (ehem. Goldküste) wird nach Parlamentswahlen
von GB entlassen. 1960 Nigeria.
In Ländern aber mit vielen Weißen (Rhodesien, Namibia, Ostafrika) ist
der Abzug der Kolonialmacht schwieriger. Dort entstehen
radikale Widerstandsbewegungen.
1960 werden Kolonien Madagaskar, Mali, Dahomey (Benin),
Niger, Obervolta (Burkina Faso), Elfenbeinküste, Tschad,
Zentralafrikanische Republik, Kongo, Gabun, Senegal, Mauretanien
unabhängig.
1963 Kenia erhält nach Mau-Mau-Aufstand und jahrelangem
Kampf die Unabhängigkeit.
(Süd-) Rhodesien, Nordrhodesien (64 als Sambia
selbständig), Njassaland (64 als Malawi) - erhalten keine Unabhängigkeit
aber Selbstverwaltung mit Weißen Farmen als bestimmendem Faktor.
Südrhodesien (erstmals seit USA 1776)
erklärt einseitig die Unabhängigkeit von GB, allerdings als weiße
Kolonie. GB und UN verhängen wirkungslose
Sanktionen. ZANU (Zimbabwe African National Union) und ZAPU
(Zimbabwe African People's Union) erlangen erst 1980 nach hartem
Guerillakrieg den souveränen Staat Zimbabwe.
In den 60ern und 70ern erkämpft die Bewegung SWAPO die
Souveränität Namibias gegen das Apartheidregime in Südafrika.
seit 1959 Aufstände in Belgisch-Kongo -
1960 Unabhängigkeit. Patrice Lumumba wird Präsident, bald von Oberst
Mobutu gestürzt, der von F und Belgien unterstützt wird und
grausame Diktatur aufbaut. Mehrfaches Eingreifen von Söldnern,
UNO-Truppen und belgischen Fallschirmjägern, um die Bodenschätze der Provinz
Katanga unter Kontrolle der Ex-Kolonialmächte zu behalten.
Einzige Kolonialmacht bleibt Portugal über 1960 hinaus. In den
portugiesischen Kolonian entwicklet sich jeweils ein militärische
Befreiungskampf gegen das Mutterland unterstützt von verschiedenen Seiten. erst
nach dem Sturz der portugisischen faschistischen Diktatur (Caetano) in der
Nelkenrevolution durch das Militär zieht sich Portugal aus seinen Kolonien
zurück. 1976 werden Mosambique, Angola, Guinea-Bissau unabhängig (Bürgerkriege
zwischen pro- westlichen und sozialistischen Kämpfern).
Die ehemaligen Kolonien organisieren sich
Unter der Führung Nehrus (Indieb),
Sukarnos (Indonesien) und Nassers (Ägypten) arbeiten die ehemaligen Kolonien im
Block der Blockfreien weltweit zusammen um sich im Kalten Krieg zwischen Osten
und Westen zu behaupten. In der UNO entwickeln sie eine gewisse Bedeutung als
moralische antikoloniale Instanz. Im kalten krieg versucht die UdSSR diesen
Freiheitskampf gegen den Kolonialismus zu instrumentalisieren. Die USA und der
Westen allgemein sitzen immer wieder auf der Anklagebank wegen kolonialer
Bestrebungen und der Verhinderung von Freiheit und Selbstbestimmungsrecht.
Probleme bis heute
Wirtschaftlich bleiben fast alle Kolonien
abhängig von Mutterland oder dem Westen. Ihre Infrastruktur und die
Exportstruktur sind auf die Lieferung von Rohstoffen und den Bezug von
Fertigwaren angewiesen. Rohstoffe werden aber in den letzten 50 Jahren ständig
billiger, während die Industriewaren im Preis steigen. So müssen heute die
Ex-Kolonien mehr Rohstoffe (wirkt sich senkend auf den Preis aus) exportieren um
das gleiche einkaufen zu können. Der Abstand zu den Industriestaaten wird dabei
immer größer. Auch arbeitet eine soziale Oberschicht (auf Luxusimporte
angewiesen) mit den EX-Kolonialmächten zusammen gegen eine neue gerechtere
Ordnung, da eine solche auch sie und ihre Militärcliquen stürzen würde. Auch die
Grenzziehungen der Kolonialmächte erweisen sich als Entwicklungsbremse, da sie
immer wieder zu Konflikten und Bürgerkriegen führen, da die Kolonialmächte
Stämme zerrissen bzw. verschiedene in einen Staat zusammengesperrt haben. |