1616 - 1648

 
 

Bericht 30jähriger Krieg Pommer 1638

Wenn Offiziere und Soldaten über Land reisten, mussten die Einwohner des Landes, da noch ein Bissen Brot vorhanden, nicht allein solches ohne Bezahlung, sondern auch ihre Pferde oft auf 15 oder mehr Meilen hergeben, welche sie entweder überhaupt nicht oder auf den Grund verderbt wiederbekämen [...] Sonst wäre gar gemein, dass die Reiter und Soldaten die Dörfer fast alle Nacht plünderten, den Bauern ihre Wagen, Pflüge und andere zum Ackerbau gehörigen Instrumente entweder wegführten oder mutwillig verbrennten, die Leute prügelten, also dass dieselbigen bisweilen far ums Leben kämen [...] Bei dem Räubern und Plündern würden allerhand neue Torturen vorgenommen, um zu erfahren, ob einer oder ander etwas vergraben, indem etlichen Stricke um die Hände gebunden und zusammengedreht, andere unter den Fußsohlen gemartert, anderen brennende Lunten auf die Hände gesetzt wurden [...] So waren die Leute der Mittel zu leben beraubt, dass sie sich eine geraume Zeit mit Trebern, Knospen von den Bäumen und anderen unnatürlichen Speisen aufgehalten und auch der Toten, auch ihrer eigenen Eltern Fleisch gefressen.

(aus: Jennsen (Hg.), Der Dreißigjährige Krieg in Augenzeugenberichten 1963, S.218ff. zit.n. Schmid, Fragen an die Geschichte, Bd. 2, S.218)
 


Quelle2

Bald fielen die Schweden über den Rhein herüber und jagten die Kaiserlichen aus ihren Quartieren, bald jagten diese wieder jene hinaus. Dadurch wurde das ganze Land zwischen Rhein und Main verelendet und kein Mensch durfte sich auf dem Lande blicken lassen, denn dann wurde ihm nachgejagt wie einem Wild. Fing man ihn, so wurde er unbarmherzig misshandelt, und damit er Geld, Vieh und Pferde verriete, [...] geknebelt, nackt an den heißen Ofen gebunden, aufgehängt [...] oder mir Wasser und Jauche getränkt, die man den Leuten zuberweise in den Hals schüttete, worauf man ihnen mit Füßen auf die dicken Bäuche sprang [...]
Weil keine Lebensmittel mehr auf dem Lande waren, wurden alle Dörfer [...] von allen Einwohnern verlassen. Reinheim und Zwingenberg standen zwei Jahre ganz leer und offen [...] Viele [...] versteckten sich zwar in Wäldern, Höhlen [...] usw., aber sie wurden auch hier aufgespürt, denn die Soldaten hatten menschenspürige Hunde bei sich [...] Anno 1635, nachdem das ganze Land ausgeplündert und kein Vieh noch Pferd mehr vorhanden war, wurde auch die Sommerfrucht [...] ausgesät [...]
Zwischen und neben den Kriegsruten schickte uns Gott die Pestilenz. Sie kam zu Anfang des [Jahres 1635] [...] auf, an der viele starben [...] Im Frühjahr [...][fielen] die Leute schnell und haufenweise dahin [...], so dass man sie gar nicht alle begraben konnte [...] Oft lagen Kranke bei den Toten in einem Bette [...] Die Pest währte bis in den Herbst [...], sie riss aber dennoch viele Tausend Menschen im Lande weg, so dass kaum der zwanzigste Teil, in einigen Dörfern aber gar niemand übrig blieb [...]
[In Bieberau] [...] waren es zusammen [...] über 300 Seelen. Nach der Pest blieben nur noch 25 übrig.
[Im Herbst wollte man sich an die Ernte des Wintergetreides und der Früchte machen, da fiel] eben zur Erntezeit der kaiserliche General Gallas plötzlich ins Land zwischen Main und Rhein [...]
Auf diese Teuerung folgte eine große Hungersnot, die von Anno 1635-1638 dauerte ... [Es] wurden viele dermaßen schwach, dass sie nichts als Haut und Knochen waren [...]
Sie waren ganz schwarz-gelb, mit weiten Augen, fleckigen Zähnen [...] dick geschwollen, fiebrig [...] Fast alle Ehen wurden daher auch unfruchtbar [...] Ein Ehegatte zog von dem andern in ein anderes Land, Brot zu suchen. Kinder liefen von den Eltern weg und ein Teil sah [...] einander niemals wieder.
(Joh. Daniel Minck, zit.n.: E. Orthbandt 1960, S.611f. bzw. Schmid, Fragen an die Geschichte, Bd. 2, S.216)