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Bericht 30jähriger Krieg Pommer 1638
Wenn Offiziere und Soldaten über Land reisten, mussten
die Einwohner des Landes, da noch ein Bissen Brot vorhanden, nicht allein
solches ohne Bezahlung, sondern auch ihre Pferde oft auf 15 oder mehr Meilen
hergeben, welche sie entweder überhaupt nicht oder auf den Grund verderbt
wiederbekämen [...] Sonst wäre gar gemein, dass die Reiter und Soldaten die
Dörfer fast alle Nacht plünderten, den Bauern ihre Wagen, Pflüge und andere
zum Ackerbau gehörigen Instrumente entweder wegführten oder mutwillig
verbrennten, die Leute prügelten, also dass dieselbigen bisweilen far ums
Leben kämen [...] Bei dem Räubern und Plündern würden allerhand neue
Torturen vorgenommen, um zu erfahren, ob einer oder ander etwas vergraben,
indem etlichen Stricke um die Hände gebunden und zusammengedreht, andere
unter den Fußsohlen gemartert, anderen brennende Lunten auf die Hände
gesetzt wurden [...] So waren die Leute der Mittel zu leben beraubt, dass
sie sich eine geraume Zeit mit Trebern, Knospen von den Bäumen und anderen
unnatürlichen Speisen aufgehalten und auch der Toten, auch ihrer eigenen
Eltern Fleisch gefressen.
(aus: Jennsen (Hg.), Der Dreißigjährige Krieg in
Augenzeugenberichten 1963, S.218ff. zit.n. Schmid, Fragen an die Geschichte,
Bd. 2, S.218)
Quelle2
Bald fielen die Schweden über den Rhein herüber und
jagten die Kaiserlichen aus ihren Quartieren, bald jagten diese wieder jene
hinaus. Dadurch wurde das ganze Land zwischen Rhein und Main verelendet und
kein Mensch durfte sich auf dem Lande blicken lassen, denn dann wurde ihm
nachgejagt wie einem Wild. Fing man ihn, so wurde er unbarmherzig
misshandelt, und damit er Geld, Vieh und Pferde verriete, [...] geknebelt,
nackt an den heißen Ofen gebunden, aufgehängt [...] oder mir Wasser und
Jauche getränkt, die man den Leuten zuberweise in den Hals schüttete, worauf
man ihnen mit Füßen auf die dicken Bäuche sprang [...]
Weil keine Lebensmittel mehr auf dem Lande waren, wurden alle Dörfer [...]
von allen Einwohnern verlassen. Reinheim und Zwingenberg standen zwei Jahre
ganz leer und offen [...] Viele [...] versteckten sich zwar in Wäldern,
Höhlen [...] usw., aber sie wurden auch hier aufgespürt, denn die Soldaten
hatten menschenspürige Hunde bei sich [...] Anno 1635, nachdem das ganze
Land ausgeplündert und kein Vieh noch Pferd mehr vorhanden war, wurde auch
die Sommerfrucht [...] ausgesät [...]
Zwischen und neben den Kriegsruten schickte uns Gott die Pestilenz. Sie kam
zu Anfang des [Jahres 1635] [...] auf, an der viele starben [...] Im
Frühjahr [...][fielen] die Leute schnell und haufenweise dahin [...], so
dass man sie gar nicht alle begraben konnte [...] Oft lagen Kranke bei den
Toten in einem Bette [...] Die Pest währte bis in den Herbst [...], sie riss
aber dennoch viele Tausend Menschen im Lande weg, so dass kaum der
zwanzigste Teil, in einigen Dörfern aber gar niemand übrig blieb [...]
[In Bieberau] [...] waren es zusammen [...] über 300 Seelen. Nach der Pest
blieben nur noch 25 übrig.
[Im Herbst wollte man sich an die Ernte des Wintergetreides und der Früchte
machen, da fiel] eben zur Erntezeit der kaiserliche General Gallas plötzlich
ins Land zwischen Main und Rhein [...]
Auf diese Teuerung folgte eine große Hungersnot, die von Anno 1635-1638
dauerte ... [Es] wurden viele dermaßen schwach, dass sie nichts als Haut und
Knochen waren [...]
Sie waren ganz schwarz-gelb, mit weiten Augen, fleckigen Zähnen [...] dick
geschwollen, fiebrig [...] Fast alle Ehen wurden daher auch unfruchtbar
[...] Ein Ehegatte zog von dem andern in ein anderes Land, Brot zu suchen.
Kinder liefen von den Eltern weg und ein Teil sah [...] einander niemals
wieder.
(Joh. Daniel Minck, zit.n.: E. Orthbandt 1960, S.611f. bzw.
Schmid, Fragen an die Geschichte, Bd. 2, S.216)
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