1911
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Lloyd George: Mansion-House-Rede; 21. Juli 1911:
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"Wir und andere Nationen erschließen immer neue Gebiete, deren Schätze
bisher ungehoben geblieben waren. Wir verjüngen altes Land durch neue
Hilfsmittel, die Welt wird reicher und reicher, das gilt nicht nur für
dieses Land, sondern von jedem Lande. Das einzige, was ich über England
sagen kann, ist, daß es kein Land in der Welt gibt, das ein ebenso großes
Interesse an dem Wohlstande der anderen Länder hat, wie wir es haben. Wir
sind die Bankiers der Welt, wir sind die Produktenmakler der Welt. Wir sind
die Versicherungsgesellschaft der Welt. Wir verkaufen von unseren Gütern an
die Welt mehr als irgendein anderes Land. Und deshalb haben wir ein
überwiegendes Interesse an dem allgemeinen Wohlstand aller anderen Länder.
Alles, was dazu beitragen kann, den Wohlstand der Welt zu heben, liegt in
unserem Interesse. Alles, was ihn schädigt, schädigt hauptsächlich uns.
Es gibt nur einen Umstand, der möglicherweise in diesem Augenblick dieses
konstante Anwachsen von Wohlstand, dessen fruchtbarer Einfluß sich über die
ganze Welt verbreitet, beeinträchtigen könnte, das wäre irgendetwas, was
eine Störung des internationalen Friedens herbeiführen könnte. Friede ist
die erste Bedingung für den Fortgang der Prosperität. ...
Aber auf der anderen Seite fühle ich mich verpflichtet zu betonen, daß ich
es für im höchsten Maße wichtig halte, nicht nur im Interesse Englands,
sondern auch im Interesse der Welt, daß Großbritannien unter allen Umständen
seinen Platz und sein Prestige unter den Großmächten aufrechterhält.
Englands mächtiger Einfluß hat sich manches mal in der Vergangenheit
unschätzbar für die Sache menschlicher Freiheit erwiesen und kann es
vielleicht auch in der Zukunft sein. Es hat mehr als einmal in der
Vergangenheit kontinentale Nationen, die nur manchmal zu geneigt sind,
diesen Dienst zu vergessen, aus erdrückendem Unglück gerettet und sogar vor
nationaler Vernichtung bewahrt. Ich glaube, daß nur Fragen von ernsterer
nationaler Bedeutung eine Störung der internationalen Friedfertigkeit
rechtfertigen könnten.
Aber wenn uns eine Situation aufgezwungen würde, in der der Friede nur durch
Aufgabe der großen und wohltätigen Stellung erhalten werden könnte, die
England sich in Jahrhunderten von Heroismus und Erfolg erworben hat, und nur
dadurch, daß Großbritannien in Fragen, die seine Lebensinteressen berühren,
in einer Weise behandelt würde, als ob es im Rate der Nationen gar nicht
mehr mitzählte, dann – ich betone es – würde ein Friede um jeden Preis eine
Erniedrigung sein, die ein großes Land wie das unsrige nicht ertragen
könnte. ..."
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