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" Meine Herren, Italien ist sehr
spät in die Familie der großen Staaten eingetreten. Es hatte die Ehre,
Amerika zu entdecken, doch es hatte nicht die Macht, dort auch seine
Herrschaft zu errichten. Unsere alten Republiken dehnten sich über die
entfernten Meere Europas, Afrikas und Asiens aus, aber von ihren
Eroberungen ist dort nicht mehr geblieben als Erinnerungen. Das neue
Italien muß also alles von vorn beginnen; es muß sich im Innern
festigen, und es muß seine Stellung gegenüber den anderen Völkern
wiederaufbauen.
Die Kolonien sind eine Notwendigkeit des modernen Lebens. Wir können
nicht untätig bleiben, während die anderen Mächte alle noch
unerforschten Teile der Welt besetzen. Bleiben wir untätig, machen wir
uns eines großen Versäumnisses gegenüber unserem Vaterland schuldig,
denn wir würden für immer die Wege für unsere Schiffe, Märkte und
Produkte versperren. Italien ... erlebt einen ständigen
wirtschaftlichen Fortschritt. Es kann der Tag kommen, an dem wir leicht
zugängliche und konkurrenzlose Märkte benötigen. Wir können uns nur
behaupten, wenn wir unsere Fahne auf allen Weltmeeren zeigen . . .
Meine Herren, in den Staatsangelegenheiten zählen die Verdienste nicht
nach Mark und Pfennigen. Die großen Nationen müssen sich in den
verschiedenen Teilen der Welt zur Geltung bringen. Dies geschieht durch
den Schutz ihres Handels und die Ausbreitung jener Kultur, an deren
Triumph in der Welt wir unbedingt beteiligt sein müssen."
in der italienischen Abgeordnetenkammer am
12.Mai 1885.
Francesco Crispi, Discorsi di Politica Estera,
Roma 1888, S. 93
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