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Ew. Exzellenz stelle ich anheim, Herrn Chamberlain mit meinem Dank für
seine vertrauensvollen Eröffnungen etwa das Folgende zu sagen, was ihm
beweisen wird, daß auch wir zu seiner persönlichen Zuverlässigkeit
und Diskretion volles Vertrauen haben.
Herr Chamberlain wünscht den
bedrohten englischen Frieden dadurch zu erhalten, daß England im Bunde
mit Deutschland stärker wird als Englands Gegner und letztere zwingt,
ihre gegen England gerichteten feindlichen Absichten aufzugeben. Der
schwache Punkt eines solchen englischdeutschen Vertrages würde aber der
sein, daß jede solche Abmachung nur die jeweilige englische Regierung
binden würde. Wenn also die Feinde der deutschenglischen Gruppe nach
dem uralten Grundsatz der Horatier ihre Gegner einzeln bekämpfen
wollten und zunächst über Deutschland herfielen, so muß ich
allerdings sagen, daß mir vorläufig der Glaube fehlt, als würde der
englische Verbündete in diesem Falle uns tatkräftig beispringen. Dem
bisherigen Geiste der englischen Politik würde es vielmehr entsprechen,
die Regierung, welche sich uns gegenüber durch einen Bündnisvertrag
verpflichtet hat, einfach niederzustimmen und ihr eine Nachfolgerin zu
geben, welche, der eben erteilten Warnung eingedenk, sich im Einklang
mit der öffentlichen Meinung auf die altgewohnte Zuschauerrolle beschränken
würde. Durch dieses Prozedere einer parlamentarischen Abstimmung ist
England in der Lage, jeden unbequemen auswärtigen Vertrag im
psychologischen Augenblick zu desavouieren, und im Hinblick auf diese
stets offene Hintertür wird schwerlich ein deutscher Staatsmann, wie
groß auch seine Sympathien für England sein mögen, und wie sehr er überzeugt
sein mag, daß der Fortbestand von Englands Macht für die Erhaltung des
Gleichgewichts auf dem Erdball notwendig ist, die Verantwortung für die
Folgen auf sich nehmen wollen, welche ein im Hinblick auf zukünftige
Ereignisse abgeschlossener deutschenglischer Vertrag für Deutschland in
Aussicht stellt ...
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