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„Das Paulsen-Realgymnasium war ein ganz
altmodischer Kasten. Für Führerparolen wie 'Die Schulung des
Charakters ist wichtiger als die Schulung des Geistes' hatten die Lehrer
kein Verständnis. Sie löcherten uns mit Latein und Griechisch, anstatt
uns Sachen beizubringen, die wir später gebrauchen konnten. Wir waren
entschlossen, uns nicht von ihren überholten Ansichten beeinflussen zu
lassen und sagten ihnen das ins Gesicht. Sie sagten uns zwar nichts
dazu, denn sie hatten, glaube ich, ein bißchen Angst vor uns, aber sie
änderten auch nicht ihre Lehrmethoden. So waren wir gezwungen, uns zu
wehren.
Das war ziemlich einfach. Gab uns unser
Lateinlehrer einen endlosen Abschnitt aus Cäsar auf, so übersetzten
wir einfach nicht und entschuldigten uns damit, daß wir am Nachmittag
Dienst in der Hitler-Jugend gehabt hätten.
Einmal nahm einer von den alten Knackern allen Mut
zusammen und protestierte dagegen. Das wurde sofort dem Gruppenführer
gemeldet, der zum Rektor ging und dafür sorgte, daß dieser Lehrer
entlassen wurde. Der Gruppenführer war erst sechzehn, aber als
Hitler-Jugendführer konnte er nicht dulden, daß wir an der Ausübung
unseres Dienstes, der viel wichtiger als unsere Schulaufgaben war,
gehindert wurden. Von dem Tag an war die Frage der Hausaufgaben geklärt.
Hatten wir keine Lust dazu, dann waren wir eben 'im Dienst' gewesen, und
kein Mensch wagte, irgend etwas dagegen zu sagen."
In: Harald Focke, Uwe Reimer, Alltag unterm
Hakenkreuz. Reinbek 1979, S. 87f |