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am 27. November 1911 (engl. Außenminister)
Nun lassen Sie mich dies sagen: die deutsche
Stärke ist an sich schon (by itself) eine Gewähr dafür, daß kein
anderes Land einen Streit mit Deutschland wünschen oder suchen wird.
Das ist die eine Seite der Sache, auf die die Deutschen mit Recht stolz
sein können, aber ich meine, die deutsche öffentliche Meinung sollte
bedenken, daß die Sache ihre Kehrseite hat, und zwar: wenn eine Nation
die größte Armee in der Welt besitzt und wenn sie eine sehr große
Flotte hat und fortfährt, eine noch größere Flotte zu bauen, dann
muß sie alles, was in ihren Kräften steht, tun, um den natürlichen
Befürchtungen vorzubeugen, die sonst bei andern, die keine aggressiven
Absichten gegen jene Macht haben, dahin entstehen würden, daß jene
Macht mit ihrer Armee und Flotte aggressive Absichten gegen sie hege.
Deutschland ist mit Recht stolz auf seine Stärke. Es baut eine große
Flotte. Es ist gewiß natürlich und einleuchtend, daß das Anwachsen
dieser Flotte Befürchtungen erwecken oder andere Nationen zum mindesten
sehr empfänglich für Befürchtungen machen muß, die stark werdende
Macht hege aggressive Pläne gegen sie. Ich glaube nicht an diese
aggressiven Pläne. Ich möchte es nicht in diesem Sinn ausgelegt
wissen, aber ich meine, man muß sich vergegenwärtigen, daß andere
Nationen besorgt und empfindlich sein und nach irgendwelchen Anzeichen
einer Aggression ausspähen werden. Alles, was wir oder die andern
Nachbarn Deutschlands wünschen, ist, auf gleichem Fuß mit ihm zu
leben.
Die Britischen Amtlichen Dokumente, Bd. 7/2, S.
1199
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