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30-Juni-1914 "jetzt oder nie"
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Tschirschky, der deutsche Botschafter in Wien,
schrieb am 30. Juni 1914 unter anderem: |
Randbemerkungen handschriftlich Kaiser Wilhelm II: |
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„Die Sache sei wohl so durchdacht worden,
daß man absichtlich ganz jugendliche Leute
zur Ausführung des Verbrechens ausgesucht
habe, gegen die nur mildere Strafe verhängt
werden könnte. 1 ... |
1 hoffentlich nicht
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Hier höre ich bei ernsten Leuten vielfach den
Wunsch, es müsse einmal gründlich mit den
Serben abgerechnet werden. 2 |
2
jetzt oder nie |
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Man müsse den Serben zunächst eine Reihe
von Forderungen stellen und, falls sie diese
nicht annehmen, energisch vorgehen. |
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Ich benutze jeden solchen Anlaß, um ruhig, aber sehr
nachdrücklich und ernst vor übereilten Schritten zu warnen.
3
Vor allem müsse man sich erst klar werden, was man wolle, denn ich hörte
bisher nur ganz unklare Gefühlsäußerungen. |
3 wer hat ihn dazu
ermächtigt? das ist sehr dumm! geht ihn gar nichts an, das es
lediglich Österreichs Sache ist, was es hierauf zu thun gedenkt. |
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Dann solle man die Chance irgendeiner Aktion
sorgfältig erwägen und sich vor Augen halten, daß Österreich-Ungarn
nicht allein in der Welt stehe, daß es Pflicht sei, neben der Rücksicht
auf seine 4 Bundesgenossen die europäische
Gesamtlage in Rechnung zu ziehen und speziell sich die Haltung Italiens
und Rumäniens in allen Serbien betreffenden Fragen vor Augen zu
halten." |
4
Nachher heißt es dann, wenn es schief
geht, Deutschland hat nicht gewollt! Tschirschky soll den Unsinn
gefälligst lassen! Mit den Serben muß aufgeräumt werden und zwar bald.
versteht sich alles von selbst und sind Binsenweisheiten. |