|
Ein französisches Blatt sagte neulich von
mir, ich hätte le cauchemar des coalitions"); diese Art Alp wird für
einen deutschen Minister noch lange, und vielleicht immer, ein sehr berechtigter
bleiben. Koalitionen gegen uns können auf westmächtlicher Basis mit Zutritt
Österreichs sich bilden, gefährlicher vielleicht noch auf
russisch-österreichisch-französischer; eine große Intimität zwischen zweien
der drei letztgenannten Mächte würde der dritten unter ihnen jederzeit das
Mittel zu einem sehr empfindlichen Drucke auf uns bieten. In der Sorge vor
diesen Eventualitäten, nicht sofort, aber im Lauf der Jahre, würde ich als
wünschenswerte Ergebnisse der orientalischen Krisis für uns ansehen:
1. Gravitierung') der russischen und der
österreichischen Interessen und gegenseitigen Rivalitäten nach Osten hin, 2.
der Anlass für Russland, eine starke Defensivstellung im Orient und an seinen
Küsten zu nehmen, und unseres Bündnisses zu bedürfen, 3. für England und Russland
ein befriedigender Status quo, der ihnen dasselbe Interesse an Erhaltung des
Bestehenden gibt, welches wir haben, 4. Loslösung Englands von dem uns
feindlich bleibenden Frankreich wegen Ägyptens und des Mittelmeers,
5. Beziehungen zwischen Russland und
Österreich, welche es beiden schwierig machen, die antideutsche Konspiration
gegen uns gemeinsam herzustellen, zu welcher zentralistische oder klerikale
Elemente in Österreich etwa geneigt sein möchten.
Wenn ich arbeitsfähig wäre, könnte ich
das Bild vervollständigen und feiner ausarbeiten, welches mir vorschwebt: nicht
das irgend eines Ländererwerbes, sondern das einer politischen Gesamtsituation,
in welcher alle Mächte außer Frankreich unser bedürfen, und von Koalitionen
gegen uns durch ihre Beziehungen zueinander nach Möglichkeit abgehalten werden.
|