Roggen und Stahl

 

Allianz von Industrie und Landwirtschaft

Auszug aus dem Verhandlungsprotokoll des 10. Kongresses Deutscher Landwirte zu Berlin am 24. und 25. Februar 1879

Geheimer Kommerzienrath Schwarzkopff : Meine Herren, Ihr Kongress hat dem Centralverbande der deutschen Industriellen die Ehre angetan, seinen Präsidenten zu den Sitzungen einzuladen. Wir sagen zunächst unsern Dank dafür und dürfen das wohl nur als einen Akt der Reziprozität bezeichnen, da wir schon vor zwei Jahren, wie Ihnen Allen bekannt sein wird, mit aller Energie es anstrebten, Sie in den Zollfragen, wie den Interessen, die uns jetzt in wirtschaftlichen Fragen so sehr einmütig beschäftigen, zu unseren Verbündeten zu zählen... Ich habe nur Namens des Centralverbandes zu erklären, daß wir uns, wo die Gefahr für uns Alle eine immer drohendere wird, gewiß jetzt einmütig zusammenscharen werden, um das hohe Ziel zu erreichen, welches unser Fürst Reichskanzler als sein Programm ausgesprochen hat.

(Sehr gut!) ...

Freiherr v. Mirbach: Meine Herren! Ich glaube in Ihrem Namen zu handeln, wenn ich Herrn Geh. Rath Schwarzkopff als Vertreter der Industrie unseren ganz besonderen Dank ausspreche für die klare und bündige Erklärung, die er uns hier gegeben hat. Ich glaube, wir Alle, die wir hier versammelt sind, haben keinen Grund daran zu zweifeln, daß das Entgegenkommen der Industrie ein vollständig klares, ein unverbrüchliches Bündnis involviert. Meine Herren, ich bitte Sie aber auch unsererseits dasselbe Verhalten einzuschlagen und dankbar die Hand zu akzeptieren, die uns gereicht wird. Der Herr Reichskanzler, dem wir die ganze günstige Situation verdanken, hat es klar und unumwunden ausgesprochen: Keiner von uns wird stark genug sein, Etwas zu erreichen, wenn wir uns nicht gegenseitig mit aller Hingebung unterstützen.

Aber, meine Herren, der Schwerpunkt liegt zum Teil in der Entscheidung des Reichstages, dem ich eben anzugehören die Ehre habe; ich muß mir aber da eine gewisse Reserve auferlegen. Es wird wohl darauf ankommen, daß Sie den Herren Reichstagsabgeordneten klar und ohne missverständlichen Deduktionen ausgesetzt zu sein, sagen, was Sie wünschen, d. h. ein Bündnis der Landwirtschaft und der Industrie. Wenn Sie dies Ihren Herren Abgeordneten suppeditieren und ihnen sagen: stimmt für den Schutz der nationalen Arbeit, so glaube ich, werden sie diesem sich nicht entziehen können.

Zit. nach Historisches Lesebuch, Bd. 2, 1871-1914, hrsg. v. G. A. Ritter, Frankfurt 1967, S. 210f.