|
Da ich eine Stellung
einnehme, die mich zu einer vorgerückten Schildwache Frankreichs gemacht hat,
und sowohl aus Neigung als auch aus Pflicht alles überwache, was die Interessen
Eurer Majestät betrifft, so halte ich es für schicklich und notwendig, dass
ich Eure Majestät freimütig über alles unterrichte, was ich um mich herum
beobachte. Ich beurteile die Ereignisse mit Ruhe und betrachte die Gefahren,
ohne sie zu fürchten, jedoch muss ich Eurer Majestät die Wahrheit sagen und wünsche,
dass sie genügend Vertrauen zu mir haben, um sich auf den Standpunkt zu
stellen, wie ich die Dinge ansehe. Ich weiß nicht, Sire, unter
welchem Gesichtspunkt Ihre Generale und Agenten die öffentliche Meinung in
Deutschland betrachten. Wenn sie von Unterwerfung, Ruhe und Schwäche sprechen,
so täuschen sie sich und Eure Majestät. Die Gärung ist auf dem höchsten Grad
angelangt. Man gibt sich den verrücktesten Hoffnungen hin und ist überaus
begeistert. Man nimmt Spanien zum Beispiel, und falls der Krieg [mit Russland]
ausbrechen sollte, werden alle zwischen Rhein und Oder gelegenen Gegenden der
Schauplatz einer ausgedehnten und lebhaften Erhebung werden.
Der Hauptgrund dieser gefährlichen
Bewegungen ist nicht nur der Hass gegen die Franzosen und die Ungeduld, das
fremde Joch abzuschütteln; es ist vielmehr im Unglück der Zeiten begründet,
in dem völligen Ruin aller Klassen, in der Vermehrung der Steuern und
Kriegsbeiträge, dem Unterhalt der Truppen, dem Durchmarsch der Soldaten und der
ständigen Wiederkehr von einer Unzahl von Plackereien aller Art. Die
Verzweiflung der Völker, die nichts mehr zu verlieren haben, da ihnen alles
genommen wurde, ist zu fürchten. Aber nicht nur in Westfalen und in den
Frankreich einverleibten Ländern wird diese Feuersbrunst ausbrechen, sondern
bei allen Herrschern des Rheinbundes. [...]
Eure Majestät möge nicht
glauben, dass ich übertreibe, wenn ich von den Widerwärtigkeiten der Völker
spreche. Ich muss Ihr sagen, dass in Hannover, Magdeburg und den hauptsächlichsten
Städten meines Königreichs die Besitzer ihre Häuser verlassen und vergeblich
versuchen, sie zu einem ganz niedrigen Preis zu verkaufen. Überall ist Elend in
die Familien eingedrungen, die Kapitalien sind erschöpft. Der Adelige, der Bürger
und der Landmann, mit Schulden und Verpflichtungen überhäuft, scheinen keine
andere Hilfe zu erwarten als die Wiedervergeltung, die sie mit allen Fasern
ihres Herzens ersehnen und auf die alle ihre Gedanken gerichtet sind.
Diese Schilderung ist in
allen Stücken wahrheitsgetreu. Keiner der tausend Berichte, die mir täglich
zugehen, widerspricht dem. Ich wiederhole es Eurer Majestät und ersehne es heiß,
dass Sie die Augen vor diesem Zustand öffne und dass sie darüber mit der
ganzen Überlegenheit ihres Geistes urteile, um Maßnahmen und Vorsichtsmaßregeln
dagegen zu treffen, die Sie für geeignet hält.
|