Rosa Luxemburg

wurde am 5. März 1871 in Zamosc (Polen) geboren und gehörte neben Julian Marchlewski, Leo Jogiches und Karl Radek zu den linken, internationalistischen Aktivisten der polnischen Sozialdemokratie (in der auch der spätere nationalistische Diktator Pilsudski eine politische Laufbahn begann).

Nach dem Studium der Nationalökonomie in Zürich siedelte sie 1898 nach Deutschland über, in dessen Sozialdemokratischer Partei sie damals - wie auch Lenin - diejenige Partei sah, die die Arbeiterklasse zur Eroberung der politischen Macht brauche. So geriet sie ins Zentrum der Vorstöße des unter den deutschen Parlamentariern und Apparatepolitikern gereiften "Revisionismus", der theoretischen Begründung des politischen Reformismus.

Sie kritisierte diese Strömung von Anfang an als Verrat an der sozialistischen Idee und Bewegung: allerdings aus ihrer "Basis"-Sicht der Redakteurin der "Dresdner Arbeiterzeitung" und "Leipziger Volkszeitung" von unten - was sie in den theoretischen Gegensatz zu Lenin brachte, der als Parteiführer mit dem "demokratischen Zentralismus" die reformistischen Illusionen der beginnenden russischen sozialistischen Bewegung bekämpfen wollte. Ihre (faktisch ergänzende) basisdemokratische Auffassung der Problematik, die Kritik Lenins als "Ultrazentralisten" wurde später als Spontaneitätstheorie mißverstanden.

In den Jahren der ersten russischen Revolution (1905/07) kehrte Rosa Luxemburg vorübergehend in das russisch besetzte Polen zurück, von wo sie wesentliche politische Einsichten zu den neuen Kampfformen ("politischer Massenstreik") mitbrachte.

Ab 1911 profilierte sich Rosa Luxemburg nicht nur zur populärsten Theoretikerin und Wortführerin der deutschen linken Sozialdemokraten, sondern wandte sich immer energischer gegen die beginnende Hochrüstung für den ersten Weltkrieg, gegen den anschwellenden Nationalismus und immer weiter um sich greifenden Militarismus.

Nach der Zustimmung der sozialdemokratischen Reichtstagsfraktion zu den "Kriegskrediten" am 4. August 1914 ("Burgfriedenspolitik") begannen Rosa Luxemburg und Clara Zetkin, die Verbindungen zwischen den wenigen Dissidenten und neue Publikationsorgane aufzubauen. 1915 wegen einer Vorkriegs-Verurteilung inhaftiert, wurde Rosa Luxemburg am 10. Juli 1916 in "Schutzhaft" genommen, wurde aber neben Karl Liebknecht, der am 2. Dezember 1914 die Fraktionsdisziplin der Zustimmung zum Krieg gebrochen hatte, die Führerin der "Gruppe Internationale", später "Spartakusgruppe".

Noch im Gefängnis schrieb sie eine methodische Kritik der bolschewistischen Machtergreifung im Oktober 1917, "Zur russischen Revolution". Obwohl sie die Suspendierung der bürgerlichen Demokratie durch die Bolschewiki kritisierte ("Diktatur einer Handvoll Politiker über das Proletariat, Herrschaft einer Clique"), setzte sie sich in der deutschen Revolution ohne Zögern für die "Rätemacht" ein.

Rosa Luxemburg gehörte Silvester 1918 zu den GründerInnen der Kommunistischen Partei Deutschlands, deren Linksradikalismus (Boykott der Wahlen zur bürgerlichen Nationalversamlung) sie vergeblich kritisierte. Nach dem "Spartakusaufstand", dem Vorgehen revolutionärer Matrosen gegen die rechtssozialdemokratische Presse, wurde sie am 15. Januar 1919 gemeinsam mit Karl Liebknecht verhaftet und wenig später ermordet.

Nach Stalins Begründung des Leninismus ("Über die Grundlagen des Leninismus", 1924), in der er zwischen Marx und Engels einerseits und Lenin andererseits eine "Periode der ungeteilten Herrschaft des Opportunismus der Zweiten Internationale" behauptete, galt Rosa Luxemburg als "Halbmenschewistin". KPD-Fraktionschefin Ruth Fischer sprach in den 20ern von der "Syphillis des Luxemburgismus". Noch eine frühe DDR-Biographie (1951) teilte Rosa Luxemburg in "Ein heldenhaftes Leben"/"Ein verfehltes System".