I.
Die britische Nachkriegspolitik (5 Merkmale)
1.
Die wirtschaftliche Lage (Kriegsanleihen, Sicherung und Steigerung
der Produktion, Welthandelskonkurrenz)
2.
Die soziale Umschichtung (Nivellierung der Gesellschaft durch
Streben nach höherem Einkommen und Lebensstand)
3.
Die volle Demokratisierung des Parlamentswahlrechts (1918 Wahlrecht
für Männer ab dem 21. und für Frauen ab dem 30. Lebensjahr; seit 1928
Wahlrecht für Frauen ebenfalls ab dem 21. Lebensjahr)
4.
Der Niedergang der liberalen Partei und der Aufstieg der Labour
Party
5.
Die außenpolitischen Schwierigkeiten (englisch-französische
Spannungen am Rhein und im vorderen Orient; Gegensatz zur faschistischen
und nationalsozialistischen Außenpolitik). Grundtendenz
der brit. Außenpolitik: Kein Engagement auf dem Kontinent, aber engere
Beziehungen zu den Dominions und Kolonien.
I II.
Probleme der Zwischenkriegszeit
Nach dem 1.
Weltkrieg (1 Mil. Tote und 2,5 Mil. Verwundete) verschärften sich die
schon in der zweiten Hälfte des viktorianischen Zeitalters aufgetretenen
Probleme. Der Machtverlust in der Welt als Wirtschafts- und Militärmacht
nimmt weiter zu. Als entscheidend erweist sich, dass die Erhaltung der
immer noch bestehenden brit. Weltstellung von der Wahrnehmung des Friedens
abhängig ist. Daraus resultiert der Zwang zur Friedenswahrung, die
Politik des Appeasement. Sie hat weltpolitischen Zuschnitt und wird schon
seit der Friedenskonferenz (1919) konzipiert. Großbritannien war an
beiden Kriegen beteiligt und trotz ständigen Distanzierungsversuchen in
die europäischen Nachkriegskonflikte verwickelt; die Wirtschaftskrise
traf das Land nicht weniger schwer, die inneren Probleme waren so groß
anderwärts. Die ökonomischen Probleme der Nachkriegzeit trafen GB in
vollem Umfang. Am schlimmsten war eine bald einsetzende Arbeitslosigkeit,
die 1921 bei 16% lag, nach mäßigem Rückgang 1931/32 auf über 21%
stieg. Die permanente ökonomische Misere wirkte sich negativ auf die Währungs-
und Finanzpolitik aus. Das Krisenpotential war also groß, und alle
Vorraussetzungen für klassenkämpferische Auseinandersetzung und den
Aufstieg von rechts- und linksradikalen Bewegungen waren gegeben.
II III.
Wichtige Daten und Fakten der
Zwischenkriegszeit
1918 Nach einem von
David Lloyd George (1863-1945) gestellten Vertrauensfrage
stimmten 106 liberale gegen die Regierung. Die dadurch entstandene
Spaltung der Liberalen leitet deren polit. Niedergang ein. Für alle Männer
mit vollendetem 21. und für alle Frauen mit vollendetem 30. Lebensjahr
wird das Wahlrecht unter best. Besitzvorraussetzungen eingeführt (4.
Gesetzesreform).
1920 „Blutiger
Sonntag“
Gesetz zur
Teilung Irlands in Nord- und Südirland mit Parlamenten in beiden Teilen
wird von Dublin abgelehnt.
1924
„Erste Labourregierung". Die Labour
Party bildet erstmals eine Regierung (Minderheitskabinett Ramsay McDonald
(1876-1937) scheitert aber noch im selben Jahr angesichts der
parlamentarischen Mehrheitsverhältnisse).
1926 Eine Reichskonferenz
definiert den Dominionstatus (Balfourformel) wonach die Dominions autonome
Gemeinschaften innerhalb des brit. Empire gleich im Status in keiner Weise
einander in inneren und äußeren Angelegenheiten untergeordnet sind.
1928 Mit der rechtl.
Gleichstellung der Frauen und Männer erhalten die Frauen mit Vollendung
des 21. Lebensjahres das Wahlrecht (5. Gesetzesreform).
1929 Die Labour Party wird
nach Unterhauswahlen erstmals stärkste Partei, ist aber in ihrer
Regierundtätigkeit aber auf die Tolerierung durch die Liberalen
angewiesen.
1931 Das in der allg.
Wirtschafts- und Finanzkrise über die Frage der
Arbeitslosenunterstützung (3 Mil. Arbeitslose) gespaltene Labourkabinett macht
einer „National Government“ (Allparteienregierung) platz.
Quelle:
Ploetz- die Weltgeschichte
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