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Das oberste Ziel der französischen Politik
nach dem 1. Weltkrieg blieb die Sicherung der eigenen Grenzen und
Interessen gegenüber Deutschland, was man am Beispiel der Maginot-Linie
am deutlichsten erkennen kann. Sie war ein Befestigungsgürtel im Osten Frankreichs, der in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts angelegt wurde.
Die Maginot-Linie bestand aus gewaltigen Befestigungsanlagen mit einem
eigenen Eisenbahnnetz, riesigen Kanonen und klimatisierten Unterkünften
für die Soldaten, alles aus Beton, der dicker und stärker war als je
zuvor bei einem Bauwerk. Frankreich hatte Elsaß-Lothringen im Versailler
Frieden zurückgewonnen (hatte Deutschland 1871 im Kriegerworben), das Recht an der Ausbeutung der saarländischen
Kohlengruben und das Mandat über die Kolonien Kamerun und Togo erhalten.
In dem Bestreben, sich so weit wie möglich gegenüber dem östlichen
Nachbarn abzusichern, bestanden die Franzosen auf genaueste Erfüllung des
Versailler Friedensvertrages. Der Norden und Osten des Landes, wo sich
bedeutende Industrien befanden, waren im Krieg verwüstet worden. Etwa 1,5
Millionen Menschen waren auf französischer Seite gefallen.
Bis 1920 bestimmte Georges Clemenceau die französische
Politik. Als Ministerpräsident löste ihn Aristide Briand ab, der jedoch
schon im Januar 1922 wieder abtreten musste, da ein großer Teil der
Franzosen seine Politik gegenüber Deutschland nicht hart genug fand.
Unter seinem Nachfolger Raymond Poincaré marschierten die französischen
Truppen in das Ruhrgebiet ein, um die pünktliche Lieferung der deutschen
Reparationen zu erzwingen. Erst der Kurssturz des französischen Franc
seit Ende 1923 führte zu einer maßvolleren Haltung gegenüber
Deutschland. Auch die USA, bei denen Frankreich hoch verschuldet war,
verfolgten den Zugriff der Franzosen auf die Ruhrindustrie mit Misstrauen.
Frankreich gehörte auch dem, von 1920 bis 1946
existierenden Völkerbund an, der ein internationales Staatenbündnis zur
Sicherung des Weltfriedens war, der aber hauptsächlich den Status Quo
nach dem ersten Weltkrieg festschreiben sollte und dem Schutz Frankreichs
vor Deutschland diente. Anfangs gehörten ihm 42 Staaten an,
während seines 26-jährigen Bestehens gehörten ihm insgesamt 63 Staaten
an.
Der Franzose Aristide Briand trug 1925 zusammen mit dem
damaligen deutschen Außenminister Gustav stresemann entscheidend zum Zustandekommen des
europäischen Sicherheitspaktes, der Locarnoverträge bei. Diese waren ein
komplexes Vertragswerk, das von den Vertretern Belgiens, der
Tschechoslowakei, Frankreichs, Deutschlands, Italiens und Polens auf der
Konferenz von Locarno in der Schweiz 1925 ausgehandelt wurde. Das Ziel
dieses Vertrages war die Errichtung eines Sicherheitssystems in
Mitteleuropa, besonders im Hinblick auf die deutsche Westgrenze.
Ab der Weltwirtschaftskrise 1930 kam es in frankreich zu schweren
sozialen Konflikten und Streiks. Frankreich war mehr auf die Innenpolitik
gerichtet, so dass eine Gegenwehr gegen Hitlers Machtergreifung ausblieb.
Frankreich wurde auch durch die zunehmende Distanz zu dem ehemaligen
Bündnispartner in der entente cordiale
England geschwächt. Auf sich allein gestellt hatte Frankreich gegen
Deutschland noch weniger Chancen. Frankreich reagierte deshalb im
Ruhrkampf zu hart auf Deutschland, später fast zu weich (Hitler). |
Georges Clemenceau
Raymond Poincaré
Aristide Briand
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