Mit der Entdeckung Amerikas und der
Reformation in Deutschland endet das Mittelalter, eine neue Zeit beginnt!
Beide Ereignisse haben auch für die deutsche Geschichte eine grundlegende
Bedeutung. Die Entdeckungen in Übersee und der ihnen folgende Überseehandel
machten Deutschland zu einem Hinterland und ließen es im Vergleich zu
Westeuropa wirtschaftlich zurückfallen. Die Reformation spaltete die
deutschen Länder in katholische und protestantische und befestigte damit die
Zersplitterung des Reiches vollends. Wirtschaftliche und politische Schwäche
machten Deutschland anfällig für ausländische Beeinflussung oder gar
Bevormundung.
Luther
Ein Kennzeichen dieser Epoche ist der fürstliche
Absolutismus. Er setzte an die Stelle des mittelalterlichen Lehnswesens, dessen
verwickelte Ordnung viele Freiheiten gewährt hatte, den einheitlichen
Beamtenstaat des landesfürstlichen Regiments. Fürstenwillkür züchtete einen
Untertanengeist. Der Fürst regiert Unabhängig von allen anderen im Staat
(=absolut). Ein stehendes Heer und eine dem Fürsten dienende
Wirtschaftspolitik und eine zentrale Finanzverwaltung schufen den "Modernen
Staat".
Reformation und Gegenreformation - 1517-1648
Luthers Kritik an der auf das Äußere bedachten Religion der damaligen Kirche
wurde zur Glaubensreform. Sie fand rasch in ganz Deutschland Anhänger und wurde
von zahlreichen Reichsständen (Fürsten und Reichsstädten) übernommen. Sie
legten 1530 ihr neues Bekenntnis in der Augsburger Konfession fest. Viele
Landesfürsten unterstützen Luther, weil sie damit Zugriff auf den kath.
Kirchenbesitz erlangen und ihre Finanzen sanieren.
Karl V, Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher
Nation =
Karl I, König von Spanien
Obwohl Kaiser Karl V. (1519-56) ein Reich besaß, in dem
"die Sonne nicht unterging", gelang es ihm nicht, die neue Bewegung zu
unterdrücken. Er war zu sehr mit den Kriegen gegen Frankreich oder die Türken
beschäftigt, und schließlich wurde auch der Widerstand deutscher Fürsten
gegen seine Übermacht zu groß. Auf dem Reichstag zu Augsburg (1555) wurde
schließlich das Augsburger Bekenntnis als gleichberechtigt mit dem katholischen
anerkannt. Dieser Reichstag überlässt - ganz im Sinn des Absolutismus - die Wahl
des Bekenntnisses der Untertanen dem Fürsten des Staates. "cuius regio, eius
religio" = wessen Land, dessen Religion müssen die Untertanen annehmen, oder
das Land verlassen.
Auf dem Konzil zu Trient (1545-63) setzte die katholische
Kirche dem Protestantismus ihre Glaubenslehre entgegen und festigte ihre
Organisation (Es beginnt die Gegenreformation). Im Jesuitenorden gewann das Papsttum seit 1540 einen geschickten
und unermüdlichen Vorkämpfer. Die Gegenreformation hielt nun den
Protestantismus auf oder drängte ihn gar zurück. Als sich 1618 in Böhmen die
protestantischen Stände gegen den späteren Kaiser Ferdinand II. erhoben und
ein Jahr darauf den Protestanten Friedrich V. von der Pfalz zum König wählten
und damit die Vorherrschaft der Katholiken bei der Kaiserwahl umdrehten in
eine protestantische Mehrheit,
führten die religiösen und politischen Gegensätze zum Krieg.
kath. Kurfürsten(4):
Erzbischöfe (immer katholisch) Trier, Mainz, Köln und der König von Böhmen
(in Erbfolgebesitz der Habsburger, selbst kath, kandidaten auf Kaisertitel)
evangelische
Kurfürsten: Brandenburg, Sachsen, Pfalz
In diesem Dreißigjährigen Krieg (1618-48), der weite Landstriche verwüstete
und entvölkerte, verlor Deutschland durch das Eingreifen Schwedens und
Frankreichs bedeutende Gebiete im Norden und Westen, wurde wirtschaftlich
ruiniert (30 Jahre keine Ausbildung mehr, nur noch Waffenschmiede machten
Geschäfte).
Der Westfälische Friede (1648) entschied nun endgültig über
die Verteilung der Konfessionen in Deutschland: Katholizismus im Süden,
Protestantismus im Norden, im Westen eine Mischung. Kaiser und Reich mussten
fast alle Souveränität an die Reichsstände abtreten. Die meisten von ihnen
besaßen ihrer geringen Größe wegen überhaupt kein Gewicht, aber auch die größeren
unterlagen ausländischem Einfluss. Französische Politik, Kultur, ja Sprache
herrschten an den Höfen; die Fürsten ahmten den "Sonnenkönig" Ludwig XIV.
nach, sowohl in der absolutistischen Regierungsform wie im Bau prunkvoller
Barockschlösser. Frankreich, die Niederlande und England überholten in ihrer
Wirtschaftskraft Deutschland. Das Geistesleben wurde von Paris aus, das
kulturelle Leben von Versailles aus dominiert. Frankreich dehnt sich
nach Osten aus und erreicht 1683 die Rheingrenze im Oberrheintalgraben.
Aufstieg Österreichs und Preußens 1648-1786
Frankreich nutzte sein Übergewicht dazu, sich im Elsaß und
in Lothringen weiter auszudehnen. Das Elsaß blieb ihm auch. Russland trat durch
Peter den Großen (1682-1725) und seinen Sieg über Schweden mitbestimmend in
den Kreis der europäischen Mächte ein. Sein Druck auf Schweden und Polen ermöglichte
Brandenburg die Ausdehnung an die Ostsee.
Brandenburg-Preußen hatte sich schon unter dem Großen Kurfürsten Friedrich
Wilhelm (1640-88) erheblich vergrößert und sich in Preußen von polnischer Lehenshoheit befreit. 1701 wurde Friedrich III. König in Preußen. Der
"Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. (1713-40) machte aus dem Land
einen kraftvollen Militär- und Beamtenstaat und begründet denn preußischen
Militarismus. Auch das zivile Leben wird militärisch (Disziplin, Ordnung,
Ex-Soldaten als Lehrer und Vorbilder) dominiert. Sein Sohn
Friedrich der Große
(1740-86) nahm Österreich 1740 Schlesien ab und behauptete es im Siebenjährigen
Krieg (1756-63) gegen die übermächtige Koalition Österreichs, Frankreichs und Rußlands. Preußen war eine Großmacht geworden. Darüber hinaus hatte die
Gestalt Friedrichs deutschen Nationalstolz geweckt und seine Art eines
"aufgeklärten Absolutismus" Bewunderung und Nachahmung bewirkt.
Österreich war schon vor Preußen zur Großmacht
aufgestiegen in zahllosen Kämpfen gegen die Türken, die ihr Reich schon zur
Zeit Karls V. bis über Ungarn ausgedehnt hatten. 1683 belagerten sie sogar
Wien, allerdings vergeblich. Seitdem ging Österreich zum Gegenangriff über,
indem Prinz Eugen den Türken Ungarn mit Siebenbürgen abnahm (Friede zu
Karlowitz, 1699). Maria Theresia (1740-80) musste dann allerdings Schlesien an
Preußen abtreten und dieses als gleichrangige Macht anerkennen.
Im 18. Jahrhundert gewann das deutsche Bürgertum an
Bedeutung. Aus ihm wuchs das Geistesleben, ausgehend von der gesamteuropäischen
Aufklärung, zu der Höhe der deutschen Klassik und Romantik. In der Goethezeit
(1749-1832) erlangten deutsche Dichtung, Musik und Philosophie wieder Weltgeltung.
Allerdings war diese Verbürgerlichung der Gesellschaft in Deutschland
weniger stark ausgeprägt als in England und Frankreich, wo es den Bürgern
gelang politische Rechte zu erlangen. Das deutsche Bürgertum blieb auf
Seiten der absoluten Fürsten. Es war über die Revolution in Frankreich und
die Jakobiner Herrschaft entsetzt.
Revolutionszeit - 1789-1815
Die Französische Revolution (1789) brachte für Frankreich
eine gesellschaftliche, für Deutschland eine politische Umwälzung hervor. Begünstigt
durch den Umstand, dass Preußen und Osterreich zusammen mit Rußland mit der
fortschreitenden Teilung Polens (1772, 1793 und 1795) beschäftigt waren,
eroberte die Französische Republik 1792-97 die deutschen Gebiete bis zum Rhein.
Die dadurch beeinträchtigten deutschen Fürsten sollten im übrigen Deutschland
Entschädigungen erhalten. Ein Beschluss (1803) lieferte an sie alle geistlichen
Herrschaften aus (Säkularisierung, d. h. Verweltlichung), dazu die meisten
Reichsstädte und kleinen weltlichen Herrschaften. Die Länder Bayern, Baden, Württemberg,
Hessen-Kassel und Nassau wurden gewaltig vergrößert; aber dies reichte nur
dazu aus, sie im "Rheinbund" (1806) zu leistungsfähigeren Vasallen
Napoleons zu machen.
Die "Rheinbundfürsten" traten förmlich aus dem
Reich aus. Kaiser Franz II. legte die deutsche Kaiserkrone nieder. Vorsorglich
hatte er schon 1804 als Franz I. den Titel eines Kaisers von Österreich
angenommen. 1806-07 warf Napoleon Preußen nieder und dehnte sein
Herrschaftsgebiet bis zur Elbe aus. Aber Preußen ging den Weg einer inneren
Erneuerung, und das französische Übergewicht stachelte den deutschen
Patriotismus auf. Als Napoleon 1812 in Rußland geschlagen wurde, erhob sich
1813 zuerst Preußen, bald auch Österreich gegen ihn, und schließlich nahmen
auch noch die Rheinbundstaaten an den deutschen Befreiungskriegen teil. Im Bund
mit Rußland und England wurde das napoleonische Kaiserreich 1813-15 gestürzt.
Der Wiener Kongress (1814-15) gab Deutschland eine neue Ordnung. Es
entsteht aber nicht wie von Bürgern erhofft ein deutscher Nationalstaat,
sondern ein lockeres Bündnis der Fürsten, der Deutsche Bund".
|