Das Spätmittelalter
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Der letzte Zeitabschnitt des Mittelalters (1250-ca. 1500) ist
gekennzeichnet durch den weiteren Verfall der universalen Gewalten, der Aufstieg
des nationalen Königtums und der Bildung von selbständigen Landesherrschaften (Territorien) auf deutschem Boden. In diesen Staaten
vollzieht sich der Abbau der feudalen Ordnung durch Errichtung einer
zentralen Verwaltung unter fest besoldeten Beamten. Allerdings bleiben
die Landesherrn bei der Steuererhebung auf die Zustimmung der Stände (Adel,
Geistlichkeit, Bürgertum) angewiesen (Ständestaat). Wirtschaftlich erfolgt im Spätmittelalter die Fortentwicklung der Geldwirtschaft
und die Einführung frühkapitalistischer Produktionsweisen.
Das Deutsche Reich im
Spätmittelalter
Die Entstehung und Entwicklung eines nationalen
Königtums in England
Die Entstehung und Entwicklung eines
nationalen Königtums in Frankreich
Spanien im Mittelalter
Polen im Mittelalter
Der Aufstieg des Großfürstentums Moskau
Das
Deutsche Reich im Spätmittelalter
Seit dem Interregnum setzt sich bei der Königswahl das
Wahlrecht der Fürsten gegenüber dem Erbrecht wieder
durch. Es werden nur unbedeutende Fürsten gewählt, die den
nach territorialer Selbständigkeit strebenden Fürsten nicht
gefährlich werden können. Die Königswahl wird zunehmend nur von den sieben bedeutendsten Fürsten des Reichs,
den Kurfürsten, durchgeführt, und zwar von den Erzbischöfen von Köln. Mainz, Trier, dem König von Böhmen,
dem Pfalzgraf bei Rhein, dem Herzog von Sachsen und
dem Markgrafen von Brandenburg. Sie erlangen zugleich
bedeutende Vorrechte gegenüber den anderen Fürsten. Die gewählten Könige
versuchen. durch Erwerb von Hausbesitz ihre Macht zu stärken (Hausmachtpolitik) und
geraten dadurch in Konflikt zwischen Reichsinteressen und
Hausinteressen. Die königliche Herrschaft beschränkt sich
im wesentlichen auf Deutschland, deshalb taucht am Ende
des Mittelalters die Bezeichnung »Heiliges Römisches
Reich Deutscher Nation« auf. |
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1273-91 |
Rudolf I., Graf von Habsburg, fordert als neu gewählter
König verlorenes Reichsgut zurück, um sich eine Hausmacht zu schaffen. Ottokar von Böhmen verweigert die
Rückgabe, wird |
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1278 |
auf dem Marchfeld besiegt und fällt in dieser Schlacht.
Dadurch erhält Rudolf Osterreich, die Steiermark und
Krain und wird zum Begründer der habsburgischen Hausmacht. |
1291 |
Die Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden schließen sich zur
Eidgenossenschaft zusammen, um sich gegen die habsburgische Hausmachtpolitik zu wehren (Sage von Wilhelm
Tell) |
1292-98 |
Adolf von Nassau, der als König abgesetzt wird und im
Kampf mit Rudolfs Sohn fällt. |
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1298-1308 |
Albrecht I. von Habsburg scheitert bei dem Versuch,
Böhmen als Reichsleben seiner Hausmacht anzugliedern. Er
wird von seinem Neffen Johann Parricida ermordet. |
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1308-13 |
Heinrich VII. von Luxemburg. Sein Sohn Johann gewinnt durch Heirat Böhmen und begründet eine luxemburgische
Hausmacht. Der Versuch der Wiederaufnahme der Italienpolitik scheitert. |
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1309-47 |
Die Päpste residieren unter dem Druck des französischen
Königs in Avignon (Babylonische Gefangenschaft der Kirche) |
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1314-47 |
Doppelwahl Ludwigs des Bayern und des Habsburgers
Friedrichs des Schönen zum deutschen König. |
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1322 |
Niederlage Friedrichs bei Mühldorf am Inn in der letzten
Ritterschlacht auf deutschem Boden. Ludwig übernimmt trotz Mitregentschaft
Friedrichs praktisch die Alleinregierung.
Im Thronstreit gerät Ludwig in Gegensatz zum Papst und
wird von ihm gebannt. Marsilius von Padua, der den
Gedanken der Volkssouveränität vertritt, und Wilhelm von
Occam, der für die Unabhängigkeit des Staates von der
Kirche eintritt, unterstützen Ludwig. Auch der von Franz
von Assissi 1223 gegründete Franziskanerorden, der die
Armut der Kirche fordert, ist auf seiner Seite. |
1327-30 |
Auf einem Italienzug empfängt Ludwig die
Langobardenkrone und in Rom aus den Händen der Volksvertreter die
Kaiserkrone |
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1338 |
Der Kurverein von Rhense bei Köln erklärt,
dass der von
der Mehrheit der Kurfürsten gewählte König keine päpstliche Bestätigung benötige. Ludwig erklärt,
dass mit der
Königswahl zugleich auch der Titel und die Rechte des
Kaisers vergeben werde. |
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1347 |
Tod Ludwigs bei der Bärenjagd
vor München. |
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1347-78 |
Karl IV. von Luxemburg, der gebildetste Fürst seiner Zeit,
macht Böhmen zum Kernland des Reichs: Bau des Hradschin. des Veitsdoms. Gründung der 1. deutschen
Universität in Prag (1348), Schaffung einer einheitlichen deutschen Kanzleisprache. Seine Hausmacht erweitert er durch
die Oberpfalz, Schlesien, die Niederlausitz und Brandenburg. |
1348-52 |
Der Einbruch der Pest nach
Deutschland führt zu hohen Bevölkerungsverlusten, Judenverfolgungen und
Geißlerfahrten.
Italienzug: Bestätigung der Rechte der oberitalienischen
Städte, Kaiserkrönung in Rom.
Goldene Bulle, benannt nach der goldenen Siegelkapsel,
bestätigt das Recht der Kurfürsten, den König zu wählen.
Der von der Mehrheit Gewählte ist zugleich römischer Kaiser. Die
Kurfürstentümer erhalten die volle Gerichtsund Landeshoheit und die
Unteilbarkeit zugesichert. Verbot städtischer Bündnisse. Die Goldene Bulle gilt als
Reichsgesetz bis zum Ende des Reichs 1806. Sie führt zur Beendigung des
ständigen Wechsels der Herrscherhäuser zugunsten der Luxemburger und ab 1437
zugunsten der Habsburger. Sie macht das Reich zu einem
dualistischen Ständestaat zwischen Kaiser und Fürsten. |
Goldene Bulle Foto: germanisches Nationalmuseum
Nürnberg |
1376 |
Gründung des Schwäbischen Städtebunds und des
Rheinischen Städtebunds (1381) als Versuch der süddeutschen
Reichsstädte, ihre Reichsunmittelbarkeit gegenüber den Landesfürsten zu
behaupten |
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1378-1400 |
Unter Wentzel, dem Sohn Karls, verfällt durch Trägheit
und Trunksucht des Königs die staatliche Ordnung in Böhmen. Er läßt Nepomuk,
Vikar im Erzbistum Prag. ertränken und wird wegen Unfähigkeit abgesetzt. |
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1378-1417 |
Kirchenspaltung (Schisma),
hervorgerufen durch Papstdoppelwahlen, führt zur weiteren Schwächung des
päpstlichen Ansehens und verstärkt die Forderung nach einer Reform der
Kirche |
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1386 |
Niederlage eines Ritterheeres unter Herzog Leopold
III.
von Österreich gegen eidgenössische Fußtruppen bei Sempach. |
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1388 |
Niederlage der süddeutschen Städte gegen die Fürsten bei
Döffingen. |
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1389 |
Landfrieden von Eger: Er
nimmt den Städten das Bündnisrecht, sie erlangen aber 1489 Sitz im Reichstag |
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1400-10 |
Ruprecht von der Pfalz erleidet auf einem Italienzug bei
Brescia durch den Herzog von Mailand eine vernichtende
Niederlage (1401). Keine Besserung der Verhältnisse im
Reich. |
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1409 |
Konzil von Pisa: Der Versuch einer Lösung des Schismas
scheitert, statt zwei nun drei Päpste.
Die deutschen Professoren und Studenten verlassen aus
nationalen und religiösen Streitigkeiten Prag und gründen
die Universität Leipzig. |
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1410-37 |
Sigismund, -, Sohn Karls IV., Bruder Wenzels, deutscher
König, belehnt Friedrich I. von Hohenzollern 1415 mit der
Markgrafschaft Brandenburg und das Haus Wettin mit
dem Kurfürstentum Sachsen. |
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1414-18 |
Das Konzil von Konstanz unter dem Vorsitz des Kaisers
beendigt das Schisma durch Absetzung der drei Päpste und
Neuwahl, zugleich ein Sieg des Konzilsgedankens über den päpstlichen
Zentralismus. Die geforderte Reform der Kirche unterbleibt, da sich das Konzil nicht einigen kann.
Johannes Hus (1370-1415) aus Prag wird trotz Zusicherung
freien Geleits als Ketzer verbrannt. Seine Lehre, die sich
auf John Wiclif (1320-84) stützt, der die Armut der Kirche
fordert, Beichte und Heiligenverehrung ablehnt und nur
die Bibel als einzige Glaubensquelle gelten lassen will, wird
verboten. Die Hinrichtung von Hus löst in Böhmen einen
Volksaufstand seiner meist tschechischen Anhänger aus. |
Johannes Hus
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1419-36 |
Hussitenkriege. Die Hussiten unternehmen Kriegszüge in
die Nachbarländer, schlagen ein kaiserliches Kreuzfahrerheer und enteignen das Kirchengut. |
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1431-49 |
Das Konzil von Basel gewährt den gemäßigten Hussiten
den Laienkelch. Die radikaleren Taboriten (benannt nach
der Stadt Tabor) werden 1434 besiegt. |
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1438-39 |
Albrecht II. erhält nach dem Aussterben der Luxemburger
die Königs- und Kaiserwürde, die bis 1806 den Habsburgern bleiben. |
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1440-93 |
Friedrich III. Unter ihm verlieren die Habsburger und das
Reich an Besitz: Schleswig-Holstein geht bis 1864 in Personalunion an den dänischen König, in Ungarn und Böhmen
bildet sich ein eigenes nationales Königtum. Auf dem
Balkan macht sich die Bedrohung durch die Türken zunehmend bemerkbar.
Trotzdem betreibt Friedrich eine zukunftsweisende Hausmachtpolitik durch Erbverträge mit
Ungarn und Böhmen und durch die Verheiratung seines
Sohnes Maximilian mit der Erbin Maria von Burgund
(1477). Habsburg gewinnt damit die Niederlande und die Freigrafschaft
Burgund und legt den Grundstein zum Aufstieg zur Weltmacht. . |
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1471 |
Verbot des Fehderechts des
Adels auf dem Reichstag zu Regensburg |
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1493-1519 |
Maximilian I. verheiratet seinen Sohn Philipp den Schönen
mit der Erbin Spaniens. Johanna die Wahnsinnige. |
1495 |
Der Versuch einer Reichsreform durch Einführung einer
allgemeinen Reichssteuer, durch Verkündung eines »Ewigen Landfriedens« und Schaffung eines unabhängigen
Reichskammergerichts scheitert am Widerstand der Fürsten. |
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