Material für den Geschichtsunterricht

fruehgeschichichte Hochkulturen Antike Mittelalter Entdeckungen 1517-1648 1648-1789 1789-1849 1815-1890 Imperialismus 1. Weltkrieg 1918-1939 2. Weltkrieg Kalter Krieg nach 1990
Unterrichtsmaterial Impressum Unterrichtseinheiten Sitemap LSG

Das Spätmittelalter

 

Der letzte Zeitabschnitt des Mittelalters (1250-ca. 1500) ist gekennzeichnet durch den weiteren Verfall der universalen Gewalten, der Aufstieg des nationalen Königtums und der Bildung von selbständigen Landesherrschaften (Territorien) auf deutschem Boden. In diesen Staaten vollzieht sich der Abbau der feudalen Ordnung durch Errichtung einer zentralen Verwaltung unter fest besoldeten Beamten. Allerdings bleiben die Landesherrn bei der Steuererhebung auf die Zustimmung der Stände (Adel, Geistlichkeit, Bürgertum) angewiesen (Ständestaat). Wirtschaftlich erfolgt im Spätmittelalter die Fortentwicklung der Geldwirtschaft und die Einführung frühkapitalistischer Produktionsweisen.

Das Deutsche Reich im Spätmittelalter
Die Entstehung und Entwicklung eines nationalen Königtums in England
Die Entstehung und Entwicklung eines nationalen Königtums in Frankreich
Spanien im Mittelalter
Polen im Mittelalter
Der Aufstieg des Großfürstentums Moskau

Das Deutsche Reich im Spätmittelalter

Seit dem Interregnum setzt sich bei der Königswahl das Wahlrecht der Fürsten gegenüber dem Erbrecht wieder durch. Es werden nur unbedeutende Fürsten gewählt, die den nach territorialer Selbständigkeit strebenden Fürsten nicht gefährlich werden können. Die Königswahl wird zunehmend nur von den sieben bedeutendsten Fürsten des Reichs, den Kurfürsten, durchgeführt, und zwar von den Erzbischöfen von Köln. Mainz, Trier, dem König von Böhmen, dem Pfalzgraf bei Rhein, dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg. Sie erlangen zugleich bedeutende Vorrechte gegenüber den anderen Fürsten. Die gewählten Könige versuchen. durch Erwerb von Hausbesitz ihre Macht zu stärken (Hausmachtpolitik) und geraten dadurch in Konflikt zwischen Reichsinteressen und Hausinteressen. Die königliche Herrschaft beschränkt sich im wesentlichen auf Deutschland, deshalb taucht am Ende des Mittelalters die Bezeichnung »Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation« auf.

 
1273-91 Rudolf I., Graf von Habsburg, fordert als neu gewählter König verlorenes Reichsgut zurück, um sich eine Hausmacht zu schaffen. Ottokar von Böhmen verweigert die Rückgabe, wird Rudolf von Habsburg
1278 auf dem Marchfeld besiegt und fällt in dieser Schlacht. Dadurch erhält Rudolf Osterreich, die Steiermark und Krain und wird zum Begründer der habsburgischen Hausmacht.
1291 Die Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden schließen sich zur Eidgenossenschaft zusammen, um sich gegen die habsburgische Hausmachtpolitik zu wehren (Sage von Wilhelm Tell)
1292-98 Adolf von Nassau, der als König abgesetzt wird und im Kampf mit Rudolfs Sohn fällt.  
1298-1308 Albrecht I. von Habsburg scheitert bei dem Versuch, Böhmen als Reichsleben seiner Hausmacht anzugliedern. Er wird von seinem Neffen Johann Parricida ermordet.  
1308-13 Heinrich VII. von Luxemburg. Sein Sohn Johann gewinnt durch Heirat Böhmen und begründet eine luxemburgische Hausmacht. Der Versuch der Wiederaufnahme der Italienpolitik scheitert.  
1309-47 Die Päpste residieren unter dem Druck des französischen Königs in Avignon (Babylonische Gefangenschaft der Kirche)  
1314-47 Doppelwahl Ludwigs des Bayern und des Habsburgers Friedrichs des Schönen zum deutschen König. Ludwig der Bayer - Darstellung auf einem Kirchenfenster
1322 Niederlage Friedrichs bei Mühldorf am Inn in der letzten Ritterschlacht auf deutschem Boden. Ludwig übernimmt trotz Mitregentschaft Friedrichs praktisch die Alleinregierung.
Im Thronstreit gerät Ludwig in Gegensatz zum Papst und wird von ihm gebannt. Marsilius von Padua, der den Gedanken der Volkssouveränität vertritt, und Wilhelm von Occam, der für die Unabhängigkeit des Staates von der Kirche eintritt, unterstützen Ludwig. Auch der von Franz von Assissi 1223 gegründete Franziskanerorden, der die Armut der Kirche fordert, ist auf seiner Seite.
1327-30 Auf einem Italienzug empfängt Ludwig die Langobardenkrone und in Rom aus den Händen der Volksvertreter die Kaiserkrone  
1338 Der Kurverein von Rhense bei Köln erklärt, dass der von der Mehrheit der Kurfürsten gewählte König keine päpstliche Bestätigung benötige. Ludwig erklärt, dass mit der Königswahl zugleich auch der Titel und die Rechte des Kaisers vergeben werde.  
1347 Tod Ludwigs bei der Bärenjagd vor München. Karl IV von Luxemburg
1347-78 Karl IV. von Luxemburg, der gebildetste Fürst seiner Zeit, macht Böhmen zum Kernland des Reichs: Bau des Hradschin. des Veitsdoms. Gründung der 1. deutschen Universität in Prag (1348), Schaffung einer einheitlichen deutschen Kanzleisprache. Seine Hausmacht erweitert er durch die Oberpfalz, Schlesien, die Niederlausitz und Brandenburg.
1348-52 Der Einbruch der Pest nach Deutschland führt zu hohen Bevölkerungsverlusten, Judenverfolgungen und Geißlerfahrten. Italienzug: Bestätigung der Rechte der oberitalienischen Städte, Kaiserkrönung in Rom.
Goldene Bulle, benannt nach der goldenen Siegelkapsel, bestätigt das Recht der Kurfürsten, den König zu wählen. Der von der Mehrheit Gewählte ist zugleich römischer Kaiser. Die Kurfürstentümer erhalten die volle Gerichtsund Landeshoheit und die Unteilbarkeit zugesichert. Verbot städtischer Bündnisse. Die Goldene Bulle gilt als Reichsgesetz bis zum Ende des Reichs 1806. Sie führt zur Beendigung des ständigen Wechsels der Herrscherhäuser zugunsten der Luxemburger und ab 1437 zugunsten der Habsburger. Sie macht das Reich zu einem dualistischen Ständestaat zwischen Kaiser und Fürsten.
Die Goldene Bulle - das Siegel unten macht den Namen
Goldene Bulle Foto: germanisches Nationalmuseum Nürnberg
1376 Gründung des Schwäbischen Städtebunds und des Rheinischen Städtebunds (1381) als Versuch der süddeutschen Reichsstädte, ihre Reichsunmittelbarkeit gegenüber den Landesfürsten zu behaupten  
1378-1400 Unter Wentzel, dem Sohn Karls, verfällt durch Trägheit und Trunksucht des Königs die staatliche Ordnung in Böhmen. Er läßt Nepomuk, Vikar im Erzbistum Prag. ertränken und wird wegen Unfähigkeit abgesetzt.  
1378-1417 Kirchenspaltung (Schisma), hervorgerufen durch Papstdoppelwahlen, führt zur weiteren Schwächung des päpstlichen Ansehens und verstärkt die Forderung nach einer Reform der Kirche  
1386 Niederlage eines Ritterheeres unter Herzog Leopold III. von Österreich gegen eidgenössische Fußtruppen bei Sempach.  
1388 Niederlage der süddeutschen Städte gegen die Fürsten bei Döffingen.  
1389 Landfrieden von Eger: Er nimmt den Städten das Bündnisrecht, sie erlangen aber 1489 Sitz im Reichstag  
1400-10 Ruprecht von der Pfalz erleidet auf einem Italienzug bei Brescia durch den Herzog von Mailand eine vernichtende Niederlage (1401). Keine Besserung der Verhältnisse im Reich.  
1409 Konzil von Pisa: Der Versuch einer Lösung des Schismas scheitert, statt zwei nun drei Päpste. Die deutschen Professoren und Studenten verlassen aus nationalen und religiösen Streitigkeiten Prag und gründen die Universität Leipzig.  
1410-37 Sigismund, -, Sohn Karls IV., Bruder Wenzels, deutscher König, belehnt Friedrich I. von Hohenzollern 1415 mit der Markgrafschaft Brandenburg und das Haus Wettin mit dem Kurfürstentum Sachsen.  
1414-18 Das Konzil von Konstanz unter dem Vorsitz des Kaisers beendigt das Schisma durch Absetzung der drei Päpste und Neuwahl, zugleich ein Sieg des Konzilsgedankens über den päpstlichen Zentralismus. Die geforderte Reform der Kirche unterbleibt, da sich das Konzil nicht einigen kann. Johannes Hus (1370-1415) aus Prag wird trotz Zusicherung freien Geleits als Ketzer verbrannt. Seine Lehre, die sich auf John Wiclif (1320-84) stützt, der die Armut der Kirche fordert, Beichte und Heiligenverehrung ablehnt und nur die Bibel als einzige Glaubensquelle gelten lassen will, wird
verboten. Die Hinrichtung von Hus löst in Böhmen einen Volksaufstand seiner meist tschechischen Anhänger aus.


Johannes Hus

1419-36 Hussitenkriege. Die Hussiten unternehmen Kriegszüge in die Nachbarländer, schlagen ein kaiserliches Kreuzfahrerheer und enteignen das Kirchengut.  
1431-49 Das Konzil von Basel gewährt den gemäßigten Hussiten den Laienkelch. Die radikaleren Taboriten (benannt nach der Stadt Tabor) werden 1434 besiegt.  
1438-39 Albrecht II. erhält nach dem Aussterben der Luxemburger die Königs- und Kaiserwürde, die bis 1806 den Habsburgern bleiben.  
1440-93 Friedrich III. Unter ihm verlieren die Habsburger und das Reich an Besitz: Schleswig-Holstein geht bis 1864 in Personalunion an den dänischen König, in Ungarn und Böhmen bildet sich ein eigenes nationales Königtum. Auf dem Balkan macht sich die Bedrohung durch die Türken zunehmend bemerkbar. Trotzdem betreibt Friedrich eine zukunftsweisende Hausmachtpolitik durch Erbverträge mit Ungarn und Böhmen und durch die Verheiratung seines Sohnes Maximilian mit der Erbin Maria von Burgund (1477). Habsburg gewinnt damit die Niederlande und die Freigrafschaft Burgund und legt den Grundstein zum Aufstieg zur Weltmacht. . Friedrich III von Habsburg
1471 Verbot des Fehderechts des Adels auf dem Reichstag zu Regensburg Maximilian von Habsburg
1493-1519 Maximilian I. verheiratet seinen Sohn Philipp den Schönen mit der Erbin Spaniens. Johanna die Wahnsinnige.
1495 Der Versuch einer Reichsreform durch Einführung einer allgemeinen Reichssteuer, durch Verkündung eines »Ewigen Landfriedens« und Schaffung eines unabhängigen Reichskammergerichts scheitert am Widerstand der Fürsten.  
Impressum Startseite Sitemap nach oben Copyright  Neubig-Scherf