Die Völkerwanderung

animierte Darstellung (Schüler 6b 2001)

Die Kultur der Germanen

 

Definition

Unter der Völkerwanderung oder besser der germanischen Völkerwanderung versteht man die Migration (Wanderung) verschiedener germanischer Stämme aus dem Norden und Osten Europas nach Westen und Süden in das Römische Reich, das unter dieser Wanderung zerbrach. 

Auslöser

  • das Bevölkerungswachstum der Germanen und damit:

  • die Landnot im Nordosten Europas,

  • die wenig vorteilhaften klimatischen Bedingungen, die den Ackerbau erschwerten, so dass die wachsende Bevölkerung nicht ernährt werden konnte 

  • und Druck von außen, d.h. durch nach Westen ziehende Stämme des Steppengürtels Eurasiens. Vor allem die  selbst vertriebenen Hunnen schoben die Germanen nach Westen vor sich her.

  • Abenteuerlust und Beutegier spielten ebenso eine wesentliche Rolle.

Ereignisse

Eine erste Wanderung war für die Römer um 115 v.Chr. feststellbar, als die Stämme der Cimbern und Teutonen  (intern) die Alpen überschritten und das Römische Reich erreichten. Sie wurden von Marius vollständig (mehr als 300000 Menschen) vernichtet. 

Unter Caesar tauchte ein Germanenstamm unter Ariovist westlich des Rheins auf, wird allerdings zurückgeschlagen. Die anschließende Eroberung der gebiete zwischen Rhein und Elbe (Siedlungsgebiet der Germanen) gelang nicht. Die Römer verschanzten sich defensiv hinter Schutzanlagen (= Limes).

Ab etwa der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. zogen die Goten, die von Skandinavien an die untere Weichsel gekommen waren, in den Schwarzmeerraum und lösten damit die erste größere germanische Wanderungsbewegung aus: Sie drängten die Wandalen und die Markomannen nach Süden ab und die Burgunder nach Westen. Ebenfalls ab der Mitte des 2. Jahrhunderts wanderten die Langobarden von der Unterelbe allmählich nach Mähren und Pannonien ab.

Seit Beginn ihrer großen Wanderungen überschritten germanische Stämme – zunächst meist noch ohne nachhaltige Wirkung – immer wieder die Grenzen des Römischen Reiches; so drangen z. B. die Chatten um 160 über den Limes und die Markomannen 166 über die Donau vor; die Goten unternahmen um die Mitte des 3. Jahrhunderts von der unteren Donau aus Raubzüge bis nach Makedonien und Kappadokien, und etwa gleichzeitig fielen die Franken am Niederrhein in Gallien ein und die Alemannen in Norditalien. Während der folgenden 100 Jahre lassen sich keine markanten Völkerverschiebungen beobachten; verschiedene Germanenstämme wurden als Bundesgenossen (Foederaten) an den römischen Grenzen angesiedelt, und einige Germanen gelangten in Heer und Verwaltung des Römischen Reiches zu einflussreichen Positionen. Die Legionen Roms bestanden zu großen Teilen aus germanischen Söldnern. Diese trugen die Kunde der Zivilisation Roms und die technischen Leistungen in die unterentwickelten germanischen Gebiete.

Die zweite (und eigentliche) Völkerwanderung wurde ausgelöst durch den Vorstoß der Hunnen nach Europa. In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts drangen die Hunnen nach Südrussland vor und verursachten damit Fluchtbewegungen mehrerer germanischer Stämme und Völkerschaften, die sich wellenartig über Süd- und Westeuropa ausbreiteten. 

375 besiegten die Hunnen die Ostgoten und verdrängten die Westgoten. Die Westgoten wichen ins Oströmische Reich aus, fügten 378 Kaiser Valens bei Adrianopel eine Niederlage zu, zogen dann durch den Balkan und die Peloponnes, fielen Ende des 4. Jahrhunderts unter ihrem König Alarich I. in Italien ein und nahmen 410 Rom ein. Anschließend zogen sie nach Gallien, errichteten dort im Südwesten das Tolosanische Reich (benannt nach der Hauptstadt Tolosa = Toulouse) und begannen auch auf die Iberische Halbinsel überzugreifen. Unter Eurich erreichte das Tolosanische Reich um 475 den Höhepunkt seiner Macht und seine größte Ausdehnung. Eurichs Nachfolger Alarich II. wurde 507 von den Franken besiegt und auf die Iberische Halbinsel als Herrschaftsbereich beschränkt; mit dem Sieg der Araber über die Westgoten 711 endete das Westgotenreich in Spanien. Den weiteren Vormarsch der Araber stoppte Karl Martell.

Die Wandalen, ursprünglich wahrscheinlich aus Jütland stammend und von den Goten in das Gebiet zwischen oberer Weichsel und Oder abgedrängt, drangen zu Beginn des 5. Jahrhunderts zusammen mit Teilen der Sweben in Gallien ein und erreichten um 409 die Iberische Halbinsel; ab 429 wanderten sie, von den Westgoten bedrängt, unter ihrem König Geiserich nach Nordafrika ab, eroberten 439 Karthago und begründeten das Wandalenreich. 455 plünderten die Wandalen Rom, und 456 eroberten sie Korsika und Sardinien. 534/35 zerschlug der byzantinische Feldherr Belisar das Wandalenreich in Nordafrika.

Unterdessen hatten die Hunnen ihren Herrschaftsbereich sukzessive erweitert; Mitte des 5. Jahrhunderts reichte er vom Kaukasus bis zu Donau und Rhein. Unter Attila fielen sie in Gallien ein, wurden 451 von Römern, Franken, Burgundern und Westgoten auf den Katalaunischen Feldern geschlagen und wichen 452 nach Italien aus. Nach Attilas Tod 453 zerfiel das Hunnenreich.

Im 5. Jahrhundert drangen die Franken am Niederrhein nach Gallien ein und besiegten unter ihrem König Chlodwig 486 den weströmischen Heermeister Syagrius und beseitigten damit die Reste römischer Herrschaft in Gallien. 496 besiegten sie die Alemannen, 507 die Westgoten, 532 die Thüringer, und zwischen 532 und 534 brachten sie schließlich das Burgunderreich unter ihre Herrschaft.

Die germanischen Jüten, Angeln und Sachsen wanderten um die Mitte des 5. Jahrhunderts in Britannien ein und besetzten große Teile des Landes, das bereits vorher von den Römern geräumt war.  . 476 setzte der Germane Odoaker den letzten weströmischen Kaiser Romolus Augustulus ab und ließ sich zum König in Italien proklamieren; 477 nahm er den Wandalen Sizilien ab. 489 besiegten die Ostgoten unter Theoderich dem Großen Odoaker und errichteten in Italien das Ostgotenreich. 552 schlug der byzantinische Feldherr Narses die Ostgoten unter Totila und beendete damit das Ostgotenreich in Italien.

568 fielen die Langobarden von Pannonien aus unter ihrem König Alboin in Norditalien ein und errichteten hier, ohne dass Byzanz es verhindern konnte, das Langobardenreich, das bis zur Eroberung durch Karl den Grossen Bestand hatte.

Wertung

Die germanische Völkerwanderung veränderte das Gesicht des spätantiken Europa grundlegend: Die germanischen Stämme verlagerten sich nach Westen und Süden, und in den dadurch frei werdenden Raum in Mittel- und Osteuropa drängten slawische Völker nach. Die West- und Südwanderung der Germanen trug entscheidend zum Untergang des Weströmischen Reiches bei und mündete in der Herausbildung neuer, germanisch dominierter Staatswesen auf dem Boden des ehemaligen Weströmischen Reiches. Obwohl von all den neu errichteten Staaten nur dem Westgoten-, dem Langobarden-, dem angelsächsischen und vor allem dem Frankenreich eine längere Dauer beschieden waren, prägten die Bevölkerungsverschiebungen doch nachhaltig die politische, soziale und kulturelle Struktur des mittelalterlichen Europa.

Teile dieser Seiten zu der germanischen Völkerwanderung sind dem Internet entnommen und überarbeitet worden Völkerwanderung wir danken dem Autor für die Hilfe beim Lernen der 11c